Standpunkt Harald Mayer: Ausbildung evaluieren und verbessern

09.03.2023 | Aktuelles aus der ÖÄK

Dr. Harald MayerAktuell läuft die größte Ausbildungsevaluierung in der Geschichte der Österreichischen Ärztekammer – die Fragebögen wurden an die Primarärzte bzw. die ärztlichen Direktoren geschickt, diese verteilen sie an die Turnusärzte. Bitte nehmen Sie die Gelegenheit wahr, Ihre aktuelle Ausbildungsabteilung zu bewerten und anonymisiert an die auswertende Stelle bei der ETH Zürich zu retournieren. In der Schweiz lag der Rücklauf bei 70 Prozent – das sollte doch auch für uns zu schaffen sein!

Jeder ausgefüllte Fragebogen hilft uns gemeinsam mit den Ausbildungsabteilungen dabei, die richtigen Schlüsse zu ziehen und die Ausbildung in unseren Spitälern weiter zu verbessern. Diese Qualitätssicherung gibt uns Gewissheit, was es bedarf, um bestens ausgebildet unseren Job zu machen. Und die Patienten können sicher sein, von bestens geschulten Ärzten versorgt zu werden.

Das ist umso wichtiger, da seit 1. Jänner nicht mehr die Ärztekammer für die Bewilligung von Ausbildungsstellen und die Qualitätskontrolle zuständig ist, sondern die Länder, die sich diese Kompetenz trotz erstklassiger Erfüllung durch die ÖÄK aus Machtkalkül gekrallt haben. Seither sind mehr als zwei Monate vergangen. Ich kann nicht erkennen, dass da etwas weitergegangen ist. Im Gegenteil: die Verfahren stehen, es gibt keine neuen Stellen, die Arbeitsbelastung der Ärzte in den Spitälern nimmt weiter zu und Ausbildung wird weiterhin als zusätzliches Hobby betrachtet. Wozu haben die Länder das übernommen? Um zu zeigen, wie man das Thema endgültig einschläfert und in der Gesundheitsversorgung wieder am falschen Fleck, und mit fatalen Folgen, spart? Die Ressourcen für die Ausbildung müssen sofort drastisch erhöht werden – personell und zeitlich.

Wir wissen, dass den Jungärzten die Ausbildung extrem wichtig ist und dass sie bereit sind, in ein anderes Land zu gehen, wenn dort die Ausbildung und die Karrierechancen besser sind. Die Ausbildung muss genutzt werden, um ärztliche Kompetenzen zu erwerben – und nicht, um Hilfsarbeiten auszuführen.

Genau diese Kritik wird immer wieder an uns herangetragen. Was die Jungärzte sonst noch beschäftigt und wie sie sich in Zukunft das Arbeiten im Spital vorstellen, das diskutieren wir im Rahmen einer Spitals-Enquete am 10. Mai ab 17 Uhr im medLOFT am Medizinischen Campus Linz mit hochkarätigen Speakern – dazu möchte ich Sie herzlich einladen!

Dr. Harald Mayer
2. Vize-Präsident der Österreichischen Ärztekammer

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 5 / 10.03.2023