Standpunkt Edgar Wutscher: Mutter-Kind-Pass: Politische Einsicht

12.04.2023 | Aktuelles aus der ÖÄK

Es ist vollbracht: Wir haben eine Einigung, um den Mutter-Kind-Pass fit für die Zukunft zu machen. Einfach war es nicht. 29 Jahre haben wir Mütter und Kinder betreut, wiewohl das Ministerium keinen Anlass gesehen hat, die Honorierung anzupassen. Die Ärztinnen und Ärzte haben es dennoch gemacht, weil sie hinter dem Erfolgsmodell stehen und tagtäglich erleben, was für ein Meilenstein in der Gesundheit der Mütter und ihrer Kinder mit diesem gelben Buch gesetzt wurde. Unser wichtigster Beweggrund war und ist, unseren Patientinnen und Patienten eine optimale und der wissenschaftlichen Erkenntnis der Zeit angepasste Betreuung anzubieten.

Doch irgendwann hat jede Geduld ein Ende. Es ist traurig, dass erst politische Einsicht eingekehrt ist, als wir als Bundeskurie gedroht haben, aus dem Vertrag auszusteigen. Aber: Das Ergebnis zählt. Und das ist gut. Das nachgebesserte Angebot des Gesundheitsministeriums hat die Zustimmung der Bundeskurie gefunden. Wir haben nicht nur endlich eine akzeptable Valorisierung der seit 1994 nicht mehr angepassten Honorare, sondern auch noch mehr: Wichtig für uns ist, dass es endlich konkrete Ansätze für den Ausbau und die Weiterentwicklung des Mutter-Kind-Passes gibt. Und: Es gibt erstmals auch ein Bekenntnis dafür, dass die bestehenden Leistungen adaptiert werden. Denn, bei all der Diskussion um die Wertanpassung der ärztlichen Leistungen darf nicht vergessen werden, dass sich die Untersuchungen im Rahmen des Mutter-Kind Passes weiterentwickelt haben. Der Umfang der Beratungen und Betreuungen, nicht mehr abgebildet im jetzigen Honorar, hat wesentlich zugenommen. Dies wird nun unmittelbar in Verhandlungen mit den Vertragspartnern in der nächsten Zeit berücksichtigt werden.

Natürlich werden wir uns als Ärztevertreter bei der Weiterentwicklung des Erfolgsmodells Mutter-Kind-Pass konstruktiv und mit unserer medizinischen Expertise einbringen. Etwa, was die Integration der neuen Leistungen angeht. Wir bleiben dran. Wir müssen verhindern, dass wir in einigen Jahren wieder vor einer ähnlichen Situation stehen. Der Mutter-Kind-Pass darf von der Politik nicht wieder aus der Wahrnehmung verschwinden. Er muss konsequent und nachhaltig weiterentwickelt werden. Denn das haben sich die werdenden Mütter und ihre Kinder verdient. Und dazu sind wir als Ärztinnen und Ärzte bereit.

Dr. Edgar Wutscher
3. Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 7 / 10.04.2023