Standpunkt Edgar Wutscher: Gemeinsam stark

24.11.2023 | Aktuelles aus der ÖÄK

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Ich möchte die Gelegenheit ergreifen und mich direkt an Sie wenden. In den vergangenen Wochen haben wir zahlreiche Solidaritätsbekundungen, viel Unterstützung und viel positives Feedback rund um die Ereignisse im Rahmen der 15a­Vereinbarungen bei den Finanzausgleichsverhandlungen erhalten. Vielen herzlichen Dank für die zahlreichen unterstützenden Worte, die uns in unserem Engagement bestärkt haben. Wir als Ärztevertretung werden uns auch weiterhin energisch für eine optimale medizinische Versorgung einsetzen, wir werden auch weiterhin drohende Fehlentwicklungen im Gesundheitssystem aufzeigen und Lösungsvorschläge bringen.

Hätten wir nicht so massiv aufgezeigt, welche schwerwiegenden Folgen die geplante Gesundheitsreform mit sich gebracht hätte, wäre nicht nur ein langjähriges, funktionierendes System der Sozialpartnerschaft zerstört und der Konzernmedizin Tür und Tor geöffnet worden, sondern ebenso wäre die Kassenmedizin in Mitleidenschaft gezogen worden (siehe dazu Seite 12). Das solidarische Gesundheitssystem in Österreich muss mit allen Mitteln auch verteidigt werden, es kann nicht das Ziel sein, eines Tages eine Situation wie in den USA zu haben – oder wie in Deutschland, wo Ambulatorien von Kaffeeröstereien wirtschaftlich betrieben werden. Die Sozialpartnerschaft ist ein wichtiges Gut, das auch weiterhin verteidigt werden muss.

Es ist daher wichtig, dass weiterhin alle Beteiligten an einem Tisch sitzen und das Gesundheitssystem gemeinsam gestalten. Es ist wichtig, dass wir als ärztliche Vertretung von Anfang an in die Diskussionen eingebunden sind und mitgestalten können. Es ist wichtig, dass wir unsere Bedenken und Ideen als Ärztinnen und Ärzte, die täglich in diesem System arbeiten und Patientinnen und Patienten betreuen, äußern und das Gesundheitssystem inhaltlich mitgestalten können. Nur ein Miteinander kann vermeiden, dass wir wieder vor dieser Situation stehen, uns Gehör erst dann zu verschaffen, wenn wir laut aufschreien – etwa mit einer drohenden Beendigung des Gesamtvertrags. Das muss nicht sein.

Denn eines ist klar: Die ärztliche Versorgung in Österreich muss, nicht nur in Hinblick auf die demografische Entwicklung und den medizinischen Fortschritt, sondern auch in Hinblick auf den Kassenärztemangel, gestärkt werden. Im Sinne der besten Versorgung unserer Patientinnen und Patienten.

Dr. Edgar Wutscher
3.Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 22 / 25.11.2023