Präventionsmedizin: Vorsorge und Versorgung

25.06.2023 | Aktuelles aus der ÖÄK

Prävention ist eines der zentralen Themen in der Gesundheitspolitik der kommenden Jahre. Das Referat für Sozial- und Vorsorgemedizin der Österreichischen Ärztekammer hat sich bereits konkrete Aufgaben vorgenommen.

Es ist eines der großen Schlagworte, wenn es um die Zukunft geht: Prävention. Entsprechend vielschichtig und vielgenannt sind die Inhalte, die dahinterstehen. Das Referat für Sozial- und Vorsorgemedizin nähert sich dem Thema daher analytisch mit einem neu ausgearbeiteten Grundsatzpapier. „Es ist beispielsweise eine Aufgabe des Referats, Präventionsfelder, die zwar wissenschaftlicher Evidenz entsprechen, für die es aber keine strukturierten Programme gibt, zu definieren und hier Programme zu entwickeln“, gibt Referatsleiter Artur Wechselberger die Richtung vor. Beispiele seien etwa die Impf- und Reiseberatung, Demenzprävention und -früherkennung sowie ein Programm zur Früherkennung psychischer Erkrankungen Jugendlicher. Das zweite große Themenfeld der Vorsorgemedizin bilden für Wechselberger die etablierten Vorsorgeprogramme, die laufender Evaluation – sachlich und wirtschaftlich – bedürfen. Diese gelte es auszubauen.

Explizit erwähnt werden in dem Grundsatzpapier die Programme der Sozialversicherung der Selbstständigen. Die SVS arbeitet weiter hart daran, ihr Profil als Vorsorgekasse schlechthin zu schärfen. Immerhin spürt diese Kasse die Auswirkungen des Wandels von Reparatur- zu Vorsorgemedizin am meisten. Gerade Selbstständige und Landwirte neigen aus wirtschaftlichen Gründen besonders dazu, erst zum Arzt zu gehen, wenn es gar nicht mehr anders geht. Die Folgen: Krankheiten werden spät erkannt und die Behandlung fällt entsprechend teuer aus. Hier setzt die SVS mit der Aktion „Gemeinsam vorsorgen“ Gegenmaßnahmen, die von Erfolg gekrönt sind: Das Programm des Vorsorgehunderters, bei dem Versicherte, die ihre Vorsorgeuntersuchung wahrnehmen, einen 100-Euro-Bonus erhalten (siehe auch ÖÄZ 05/23), wird bereits ausgezeichnet angenommen. Nach SVS-Angaben wurde der Bonus bereits 125.000-mal ausbezahlt. Die Steigerung bei den Vorsorgeuntersuchungen im Vergleich zum Vorjahr liege in den ersten beiden Kalendermonaten bei 57,7 Prozent.

Gesunde Zuckerl

Für Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 18 Jahren gibt es zudem den Gesundheitscheck Junior, mit dem gesundheitliche Risiken frühzeitig erkannt und das Gesundheitsbewusstsein gestärkt werden soll. Auch hier lockt ein besonderes – gesundes – Zuckerl: Wer am Programm teilnimmt, kann einen Gesundheitshunderter beantragen, der dann zum Beispiel für Sportwochen, Schikurse, Sportvereinsmitgliedsbeiträge oder andere Angebote für Kinder verwendet werden kann. Zudem haben alle SVS-versicherten Jugendlichen zwischen dem 15. und 18. Lebensjahr die Möglichkeit, einmal jährlich gratis eine Jugendlichenuntersuchung durchführen zu lassen.

Für Edgar Wutscher, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte, sollten diese Programme (beim Junior Check wird das ärztliche Honorar übrigens automatisch valorisiert), Vorbild für die kassenärztliche Versorgung der Zukunft sein: „Je früher Krankheiten entdeckt werden und je früher überhaupt das Bewusstsein für Gesundheit und Vorsorge verankert wird, desto schneller lassen sich Fehlentwicklungen korrigieren. Die Versicherten leben gesünder, die Kassen können effizienter wirtschaften und die Leistungen sind für Ärzte attraktiv“, sieht Wutscher ausschließlich Vorteile. Er würde sich wünschen, dass auch andere Sozialversicherungen die Zeichen der Zeit erkennen. (sb)

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 12 / 25.06.2023