ÖÄK-Symposium: Auf internationalem Parkett

24.02.2023 | Aktuelles aus der ÖÄK

Nach drei Jahren coronabedingter Pause konnte die Österreichische Ärztekammer eine Tradition wiederaufleben lassen und unmittelbar vor dem Wiener Ärzteball das 13. ÖÄK-Symposium veranstalten.

Sascha Bunda, Thorsten Medwedeff

Tag eins stand vor den hochrangigen internationalen Gästen, darunter etwa WMA-Ratsvorsitzender Frank Ulrich Montgomery, im Zeichen der Themen interprofessionelle Zusammenarbeit und Allokation medizinischer Ressourcen oder Triage. Friedrich Hartl, Co-Referent im ÖÄK-Referat für Gesundheitsberufe, setzte sich in seinem Vortrag mit der internationalen Entwicklung auseinander, ärztliche Tätigkeiten an andere Gesundheitsberufe auslagern zu wollen. Hartl analysierte dabei die unterschiedlichen Zugänge und auch die kulturellen Unterschiede, die zu differenzierten Interpretationen von Gesundheitsversorgung geführt haben. Richtschnur könne aber immer das Fünfeck aus Verantwortung, Befugnis, Kompetenz, Ressourcen und Information und das daraus ableitbare „magische Dreieck“ aus Kompetenz, Befugnis und Verantwortung sein. „Die Patientenversorgung wird zukünftig stärker von dem interdisziplinären und teamorientierten Zusammenwirken der Berufsgruppen geprägt sein. Tätigkeiten, für die spezifische Fachkenntnisse und Erfahrungen erforderlich sind, müssen im Interesse der Patientensicherheit weiterhin dem Arzt vorbehalten blieben“, brachte Erik Bodendieck, Präsident der Sächsischen Landesärztekammer, das Thema auf den Punkt. Er sprach sich auch dafür aus, die Aufgabenverteilung zwischen den Gesundheitsberufen im Sinne des Patientenwohls regelmäßig zu überprüfen und – sofern erforderlich – anzupassen. Ellen Lundershausen, Vizepräsidentin der Bundesärztekammer und Präsidentin der Landesärztekammer Thüringen, setzte sich im Rahmen des Themenfeldes Triage unter anderem mit der Diskriminierungsgefahr für Menschen mit Behinderung auseinander und Karsten Scholz, Leiter der Rechtsabteilung der Bundesärztekammer, befasste sich im Anschluss mit den juristischen Aspekten und der Aufgabe der Ärztekammern, etwa der Ergänzung der fachlich empfohlenen Weiterbildungspläne. Der Vortrag vom burgenländischen Ärztekammerpräsidenten Christian Toth stand, ebenso wie die Diskussion, im Zeichen der Aussagen des Landeshauptmannes Hans Peter Doskozil. Diese hätten ihn überrascht – schließlich befinde man sich im Land inmitten von konstruktiven und guten Gesprächen. Zudem habe man mit der Akutordination mit Visitenärzten ein Modell entwickelt, das bei zunehmend schwer zu besetzenden Kassenstellen einerseits eine Patientenversorgung in den Randzeiten garantiert und andererseits die Belastung der Allgemeinmediziner reduziert. Darüber hinaus gebe es weniger Selbsteinweiser, was Spitäler entlastet.

Am zweiten Tag ging es um mögliche Strategien gegen den Ärztemangel: Jörg Hutter, Vizepräsident der Ärztekammer für Salzburg und Kurienobmann der angestellten Ärzte, wies auf die Bedeutung der älteren Ärzte hin. Es müssten Rahmenbedingungen geschaffen werden, um ältere Kollegen zu motivieren, im Pensionsalter weiterzuarbeiten, es gebe aber kaum Modelle und vorhandenen Potentiale würden nicht ausreichend erhoben werden. Armin Ehl, Hauptgeschäftsführer des Marburger Bundes, kam zu dem Schluss, dass es bei den Ärzten einen massiven Trend zur Arbeitszeitreduzierung gibt, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf werde immer wichtiger: 75 bis 77 Prozent gaben in einer Umfrage an, dass das Privatleben unter der Arbeit leidet, vor allem aufgrund der Bürokratie, die die Ärzte drei bis vier Stunden pro Tag beschäftigt. Es gebe den Trend zur „persönlichen Arbeitszeitreform“ und zur Flucht aus dem Arztberuf. Berechnungen des Marburger Bundes hätten ergeben, dass eine Halbierung der Bürokratie bei angestellten Ärzten einem Plus an 32.000 Vollzeitstellen in Deutschland entspräche.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 4 / 25.02.2023