BKAÄ: Aus­bil­dungs­eva­lu­ie­rung: Die eigene Aus­bil­dung beurteilen

24.02.2023 | Aktuelles aus der ÖÄK

Am 27. Februar star­tet die größte und umfas­sendste Ärz­te­aus­bil­dungs­eva­lu­ie­rung in der Geschichte der Öster­rei­chi­schen Ärz­te­kam­mer. Ein Über­blick über die wich­tigs­ten FAQs zur Aus­bil­dungs­eva­lu­ie­rung 2023.

Thors­ten Medwedeff

Der Fra­ge­bo­gen zur heu­ri­gen Aus­bil­dungs­eva­lu­ie­rung wurde erst­mals in Zusam­men­ar­beit mit der Pro­fes­sur „Con­su­mer Beha­vior“ im Depart­ment für „Health Sci­en­ces and Tech­no­logy“ an der Eid­ge­nös­si­schen Tech­ni­schen Hoch­schule Zürich (ETH) ent­wi­ckelt. Er beinhal­tet acht ver­schie­dene The­men­fel­der – von der Betriebs­kul­tur über die Ver­mitt­lung von Fach­kom­pe­tenz bis hin zur Füh­rungs­kul­tur an den aus­bil­den­den Abtei­lun­gen. Die Fra­ge­bö­gen wer­den von den Pri­mar­ärz­ten an alle Tur­nus­ärzte verteilt.

Was ist das Ziel der Befra­gung? Mit der Aus­bil­dungs­eva­lu­ie­rung sol­len die Stär­ken und Schwä­chen einer Aus­bil­dungs­stätte auf­ge­deckt wer­den, damit man kon­kret daran arbei­ten kann, die Schwä­chen aus­zu­mer­zen und die Stär­ken wei­ter aus­zu­bauen. Damit soll die Befra­gung zu einer nach­hal­ti­gen Qua­li­täts­si­che­rung der Ärz­te­aus­bil­dung in Öster­reich bei­tra­gen. Zudem soll die Aus­bil­dungs­eva­lu­ie­rung ein detail­lier­tes Mei­nungs­bild der Ärz­te­schaft zu aktu­el­len The­men in der Aus­bil­dung brin­gen. Ziel der Eva­lu­ie­rung ist es, die Aus­bil­dung der Ärzte in Öster­reich wei­ter zu ver­bes­sern. Die Eva­lu­ie­rung wird auch 2024 wie­der statt­fin­den, um einen Ver­gleich zu ermöglichen.

Wel­chen Umfang hat der Fra­ge­bo­gen, wie lange dau­ert das Aus­fül­len? Der Fra­ge­bo­gen umfasst acht A4-Sei­ten und beschäf­tigt sich in rund 90 Fra­gen mit acht ver­schie­de­nen The­men­fel­dern sowie den Modul­fra­gen und Fra­gen zur Aus­bil­dung. Das kon­zen­trierte Aus­fül­len wird circa 15 bis 20 Minu­ten dauern.

Auf wel­chen acht The­men­fel­dern liegt der Fokus der Befra­gung? Es han­delt sich um die The­men­fel­der Glo­bal­be­ur­tei­lung, Fach­kom­pe­tenz, Lern­kul­tur, Füh­rungs­kul­tur, Feh­ler­kul­tur, Ent­schei­dungs­kul­tur, Betriebs­kul­tur und evi­denz­ba­sierte Medi­zin. Diese Fak­to­ren sind wich­tig für eine erfolg­rei­che Aus­bil­dung. Außer­dem wer­den zusätz­lich auch noch Fra­gen zu zwei ganz aktu­el­len The­men­be­rei­chen gestellt, soge­nannte Modul­fra­gen – 2023 sind dies die The­men „Teil­zeit­ar­beit“ sowie „Ver­ein­bar­keit von Aus­bil­dung und Privatleben“.

Wie sieht der Fra­ge­bo­gen aus? Abbil­dung 1 zeigt die erste Seite des Fra­ge­bo­gens und gibt Ein­bli­cke in Bezug auf Lay­out und Funktionalität.

Von wem bekomme ich den Fra­ge­bo­gen? Der Fra­ge­bo­gen wird Ihnen von Ihrem aus­bil­dungs­ver­ant­wort­li­chen Pri­mar­arzt per­sön­lich über­ge­ben – dadurch kann es auch keine Unklar­hei­ten geben, wel­che Aus­bil­dungs­stätte beur­teilt wer­den soll. Sie kön­nen den für Sie ver­ant­wort­li­chen Aus­bil­dungs­arzt natür­lich auch auf die Eva­lu­ie­rung anspre­chen und den Fra­ge­bo­gen ein­for­dern, sollte das aus irgend­ei­nem Grund ver­spä­tet erfolgen.

Warum fin­det die Befra­gung schrift­lich statt? In der Schweiz wird mit die­ser Methode eine kon­stant hohe Rück­lauf­quote von 65 bis 70 Pro­zent erreicht. Die lang­jäh­ri­gen Erfah­run­gen mit der Papier­va­ri­ante sind her­vor­ra­gend, die Fra­ge­bö­gen sto­ßen auf eine sehr hohe Akzep­tanz bei den Befrag­ten. Auch, weil man den Vor­teil genießt, die schrift­li­che Befra­gung pro­blem­los etap­pen­weise aus­zu­fül­len, also jeder­zeit begin­nen und zu einem ande­ren Zeit­punkt fort­set­zen und fina­li­sie­ren kann. Ein E‑Mail gerät schnell in Ver­ges­sen­heit. In der Schweiz wird die­ses Eva­lu­ie­rungs­in­stru­ment in der Papier-Form seit 20 Jah­ren erfolg­reich ein­ge­setzt. Das Instru­ment wurde auch in Deutsch­land mit allen Lan­des­ärz­te­kam­mern in Form einer Online-Befra­gung verwendet.

Wie viel Zeit habe ich für das Beant­wor­ten der Fra­gen? Die Fra­ge­bö­gen wer­den am 27. Februar 2023 an die Pri­mar­ärzte ver­schickt. Diese ver­tei­len die Fra­ge­bö­gen an alle Tur­nus­ärzte in ihren Abtei­lun­gen – danach ist lau­fend bis Ende April 2023 Zeit, die­sen an die ETH Zürich pos­ta­lisch zu retournieren.

Wie auf­wän­dig ist die Rück­sen­dung des aus­ge­füll­ten Fra­ge­bo­gens? Der Auf­wand ist mini­mal. Die aus­ge­füll­ten Fra­ge­bö­gen kön­nen mit­tels bei­geleg­tem und vor­fran­kier­tem Rück­ant­wort­ku­vert ganz ein­fach in einen Post­kas­ten gewor­fen wer­den und wer­den dadurch anony­mi­siert an die aus­wer­tende Stelle an der ETH Zürich zurückgeschickt.

Ist es mög­lich, dass der aus­bil­dende Pri­mar­arzt nach­voll­zie­hen kann, wer den Fra­ge­bo­gen aus­ge­füllt hat? Durch das Absen­den des Fra­ge­bo­gens in einem anony­men Kuvert, das für alle genau gleich aus­sieht, ist eine Rück­ver­fol­gung nicht mög­lich. Die Roh­da­ten und die Fra­ge­bö­gen blei­ben bei der ETH Zürich und wer­den kei­nes­falls her­aus­ge­ge­ben. Die Öster­rei­chi­sche Ärz­te­kam­mer erhält nur agg­re­gierte Daten auf Basis der Aus­bil­dungs­stätte und nicht auf Basis von Einzelpersonen.

Wer­den die Ergeb­nisse danach ver­öf­fent­licht? Die Ergeb­nisse wer­den pro Fach und Abtei­lung publi­ziert und via Öster­rei­chi­sche Ärz­te­kam­mer ver­füg­bar gemacht. Zudem erhal­ten alle Pri­mar­ärzte, deren Abtei­lun­gen teil­ge­nom­men haben, die Resul­tate für die eigene Aus­bil­dungs­stätte. Ein Bericht mit den Ergeb­nis­sen für die jewei­lige Aus­bil­dungs­stelle wird erstellt. Damit diese auch ein­ge­ord­net wer­den kön­nen, wird auch noch ein Bench­mark mit­ge­lie­fert, damit man able­sen kann, in wel­chen Aspek­ten man bes­ser oder schlech­ter als eine ver­gleich­bare, andere Abtei­lung beur­teilt wurde. Die wich­tigs­ten Ergeb­nisse wer­den auch hier in der ÖÄZ publi­ziert und soll­ten alle bis zum Herbst 2023 vorliegen.

Warum ist die Teil­nahme so wich­tig? Nur mit einer regen Teil­nahme – und die Schwei­zer Bench­mark von rund 70 Pro­zent sollte hier für die öster­rei­chi­sche Ärz­te­schaft die Chall­enge sein – kann es aus­sa­ge­kräf­tige Ergeb­nisse geben. Die Eva­lu­ie­rung soll nicht nur den Aus­tausch zwi­schen den Aus­bil­dungs­ver­ant­wort­li­chen und den Tur­nus­ärz­ten för­dern, son­dern auch den Dis­kurs zwi­schen den Lan­des­ärz­te­kam­mern und inner­halb der ein­zel­nen Fach­ge­biete ankur­beln. Alles mit dem Ziel, nicht nur für die jet­zige Gene­ra­tion an Tur­nus­ärz­ten, son­dern auch für die Zukunft die Ärz­te­aus­bil­dung in Öster­reich auf einem Top-Niveau auf­stel­len zu können.


GRAFIK – Ablauf Ausbildungsevaluierung:

+ 27. Februar 2023: Start der Eva­lu­ie­rung, Ver­sand der Fra­ge­bö­gen an die Primarärzte
+ Anfang März 2023: Ver­tei­len der Fra­ge­bö­gen an die Turnusärzte
+ März/​April 2023: Aus­fül­len der Fra­ge­bö­gen durch die Turnusärzte
+ Bis 30. April 2023: Retour­nie­ren der vor­fran­kier­ten, anony­men Fra­ge­bö­gen an die ETH Zürich
+ Bis Som­mer 2023: Aus­wer­tung & Ana­lyse der ein­ge­lang­ten Fragebögen
+ Herbst 2023: Ver­öf­fent­li­chung der Ergebnisse


© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 4 /​25.02.2023