Ausbildung: Neues ÖÄK-CPD – Die Macht der Kommunikation

09.06.2023 | Aktuelles aus der ÖÄK

Der erste Lehrgang des neuen ÖÄK-CPD „Ausbildungskompetenz für den klinischen Alltag“ ist abgeschlossen. Warum bei der Ausbildung Kommunikation, Interaktion, Selbstreflexion und Zeitressourcen so wichtig sind und wie dies im Rahmen der Weiterbildung im Sinn des „Train the Trainer“-Ansatzes berücksichtigt wird, berichten Teilnehmer der ersten Stunde.

Thorsten Medwedeff

Jungärzte kommen mit einem sehr umfangreichen Faktenwissen nach Abschluss des Studiums zur klinischen Ausbildung in die Spitäler – dort muss dieses so rasch wie möglich in die klinische Praxis übertragen werden. Dieser Wissenstransfer ist sowohl für die Jungärzte als auch für deren betreuende Ärzte eine große Herausforderung. Genau hier setzt das neue ÖÄK-CPD (Continuing Professional Development) „Ausbildungskompetenz für den klinischen Alltag“ an, dessen erster, in vier Teile gegliederter, Lehrgang, vor kurzem beendet wurde. Wissenschaftlich geleitet wurde der Kurs von den ÖÄK-CPD-Verantwortlichen Regina Roller-Wirnsberger und Michaela Lientscher. Teilnehmende erlangen dabei im Sinne eines „Train the Trainer“-Ansatzes Qualifikationen, die die Professionalisierung der medizinischen Ausbildung im klinischen Alltag unterstützt.

Genau das scheint gelungen, wenn man die Feedbacks der Teilnehmer der ersten Stunde hört: „Der Kurs hat mich in meiner Rolle als Ausbildungsoberarzt bestärkt und mir gezeigt, wie wichtig diese Position ist. Besonders das Vernetzen mit anderen Kolleginnen und Kollegen und die Einsicht, dass wir alle mit ähnlichen Problemen – sei es organisatorisch oder strukturell – zu kämpfen haben, und die unterschiedlichsten Lösungsansätze hierzu, haben den Kurs ausgemacht“, fasst Franz Josef Nierscher vom UKH Lorenz Böhler in Wien (Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin), zusammen.

Ausbildung braucht Zeit, Struktur und Selbstreflexion

Dort arbeitet auch Bernhard Eller als Ausbildungsoberarzt – er ergänzt und unterstreicht: „Mir ist durch den Kurs einmal mehr bewusstgeworden, dass Ausbildung Struktur und Zeit braucht. Darüber hinaus habe ich Ideen und Werkzeuge bekommen, wie Ausbildung zeitgemäß angeboten werden kann.“

Wie wichtig Selbstreflexion in Sachen Ausbildung ist, darauf weist Silvia Seimann, Allgemeinmedizinerin auf der unfallchirurgischen Abteilung im Landesklinikum Mistelbach, hin: „Als Stationsärztin bin ich sehr oft mit den Sorgen und Problemen der Kolleginnen und Kollegen in Basis- und Turnusausbildung konfrontiert, was mich dazu bewogen hat, den Kurs zu absolvieren. Der Kurs hat mir sehr geholfen, das eigene Tun und Denken zu reflektieren. Die Wichtigkeit einer Person, die sich um die Anliegen unseres medizinischen Nachwuchses annimmt, wurde mir erst so richtig bewusstgemacht.“

Aber es gibt auch Erkenntnisse, welche weiteren Kompetenzen gewünscht sind: „Was mir noch stärker klargeworden ist, ist, wie schlecht wir als Ärzte teilweise kommunizieren, sei es mit Patienten oder auch als Kollegen. Das Thema Kommunikation kommt im Studium und in der späteren Ausbildung viel zu kurz. Hier wären Fort- und Weiterbildungsangebote sicher angebracht“, befindet Nierscher. Eller wiederum wünscht sich mehr „Grundlagen der Qualitätssicherung und des Risikomanagements und den Einsatz digitaler Medien im Ausbildungskontext ‚blended learning‘“, also die Verzahnung von Präsenz- und E-Learning. Jedenfalls werde man über „Peergroups“ die Möglichkeit nutzen, mit anderen Kursteilnehmern in Verbindung zu bleiben und sich weiter austauschen, so Seimann.

Der nächste Lehrgang startet im März 2024 und findet in Graz statt.


Details zum Lehrgang ÖÄK-CPD-Lehrgang
Ausbildungskompetenz für den klinischen Alltag 2024
Start am 15. März 2024, Graz
Weitere Informationen auf: www.meindfp.at/va/ausbildungskompetenz


© Österreichische Ärztezeitung Nr. 11 / 10.06.2023