Kurz und informativ

10.02.2022 | Politik

Antibiotika-Resistenzen: weltweit weiterhin steigend

Mehr als 1,27 Millionen Menschen sind Schätzungen zufolge im Jahr 2019 an einer Infektion mit einem Antibiotikaresistenten Erreger gestorben. Bei 4,95 Millionen Todesfällen war eine solche Infektion mitverantwortlich für den Tod. Für ihre Untersuchung evaluierten Forscher um Chris Murray von der University of Washington Daten aus der Fachliteratur, aus Krankenhaus-Datenbanken und Überwachungssystemen. Dabei wurden insgesamt 204 Länder und Regionen, 23 Bakterien sowie 88 Kombinationen von Bakterien und Antibiotika untersucht. Mit Hilfe von statistischen Modellierungen prognostizierten die Wissenschafter die Krankheitslast für verschiedene Regionen. Demnach waren die Länder im westlichen Afrika südlich der Sahara mit 24 Todesfällen auf 100.000 Menschen am stärksten betroffen; diese Todesfälle waren unmittelbar auf eine Infektion mit einem resistenten Erreger zurückzuführen. In reichen Ländern lag die Todesrate bei 13 Fällen auf 100.000 Einwohner. Kin-der unter fünf Jahren sind am meisten gefährdet. Zu Resistenzen kommt es besonders oft bei einer Pneumonie mit rund 400.000 Todesfällen; ebenso auch infolge einer Sepsis und Appendizitis. Am häufigsten gibt es Resistenzen bei E. coli, St. aureus, Klebsiella pneumoniae und MRSA; dieser verursachte rund 100.000 Todesfälle.

6

Millionen Menschen warten in England auf eine geplante Operation oder eine Behandlung in einem Krankenhaus (Stand: November 2021). Das ist der höchste Stand seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2007, so der National Health Service.

USA: weiterer Vergleich im Opioid-Rechtsstreit

Im Zuge des Rechtsstreits um Schmerzmittel mit Abhängigkeitspotential haben vier große US-amerikanische Pharmafirmen einem weiteren Vergleich zugestimmt. Johnson & Johnson, McKesson, Cardinal Health Und AmerisourceBergen werden rund 590 Millionen US-Dollar (528,86 Millionen Euro) zahlen, um Klagen von mehr als 400 Stämmen von amerikanischen Ur-Einwohnern beizulegen. Die Kläger repräsentieren rund 85 Prozent aller Stammesangehörigen in Amerika; die Ureinwohner gelten als die von der Opioid-Krise am meisten Betroffene. Den Pharmaunternehmen wird vorgeworfen, Schmerzmittel unter Verschleierung der Suchtgefahren mit rücksichtslosen und aggressiven Methoden vermarktet zu haben. Die Kläger sehen darin den Grund für die Opioid-Krise in den USA, die in den vergangenen Jahren laut US-amerikanischen Behörden zu hunderttausenden Toten aufgrund von Überdosierungen führte.

Krebs-Neuerkrankungen: steigende Tendenz

Insgesamt 41.775 Krebs-Neuerkrankungen wurden im Jahr 2019 diagnostiziert. Mamma-, Prostata-, Lungen- und Darm-Karzinom machten rund die Hälfte aller Diagnosen aus. Bei etwa mehr als 20.000 Betroffenen verlief die Erkrankung tödlich. In den vergangenen zehn Jahren nahm die Zahl der jährlichen Neu-Erkrankungen von rund 39.000 auf 42.000 zu, wie die Statistik Austria anlässlich des Weltkrebstages am 4. Feber mitteilte. Auch nimmt die Zahl derer, die mit Krebs leben, zu: So waren es Anfang 2020 rund 375.000 Personen (2009: 290.000), was vier Prozent der Bevölkerung entspricht. Gründe dafür sind der steigende Anteil an älteren Personen, die Wahrscheinlichkeit, an Krebs zu erkranken, nimmt mit dem Alter zu sowie die höhere Überlebenswahrscheinlichkeit im Fall einer Erkrankung.

Medizin-Müllberge durch Corona-Pandemie

Mehr als 200.000 Tonnen medizinischen Abfalls haben sich im Zuge der Corona-Pandemie weltweit angehäuft, so die Schätzung der WHO. Davon entfielen mindestens 144.000 Tonnen auf gebrauchte Nadeln, Spritzen und Sammelbehälter, rund 87.000 Tonnen auf Schutzkleidung, 2.600 Tonnen auf Corona-Tests und rund 731.000 Liter auf chemische Abfälle. Dabei nicht berücksichtigt sind Schutzmasken für den privaten Gebrauch. Schon vor der Pandemie sei rund ein Drittel aller Gesundheitseinrichtungen nicht in der Lage gewesen, den Müll fachgerecht zu entsorgen, betont die WHO. Sie fordert die Einführung von umweltfreundlicheren Verpackungen, wiederverwendbarer Schutzbekleidung und Investitionen in Recycling-Systeme.

Chemikalien: CO2-Emission begrenzt aussagefähig

Der CO2-Fußabdruck gibt nur begrenzt wieder, inwieweit chemische Produkte das Ökosystem tatsächlich belasten – so das Resümee von Forschern der ETH Zürich. Sie erstellten für 492 Chemikalien eine Ökobilanz mit Hinblick auf sieben planetarische Grenzen, die nicht überschritten werden sollten wie etwa Werte für den Klimawandel, der Abbau der Ozonschicht, die Übersäuerung der Ozeane und die atmosphärische Aerosolbelastung. Fazit: 99,4 Prozent der Produkte sprengen mindestens eine der planetarischen Grenzen. Dazu Prof. Javier Pérez-RamÍrez von der ETH Zürich: „Wenn wir uns nur auf Lösungen konzentrieren, die den CO2-Ausstoss senken, verlagern wir die Probleme womöglich in einen anderen Bereich und verschlimmbessern die Umweltsituation sogar.“ Deswegen sollten der CO2-Abdruck nicht die einzige Kennzahl sein, um den Grad der Umweltschädlichkeit eines Produkts zu bewerten.

Burgenland beschließt RSG 2025

Der Regionale Strukturplan Gesundheit (RSG) 2025 für das Burgenland wurde Mitte Jänner 2021 beschlossen. Darin ist vorgesehen, dass die fünf Krankenhausstandorte erhalten bleiben sollen mit einer Basisversorgung in kleineren Häusern und Schwerpunkten zur Entlastung der größeren Spitäler, damit diese die Kapazitäten für die Akutversorgung haben. Insgesamt soll die Bettenzahl von derzeit 1.160 auf 1.018 reduziert werden. Schwerpunktkrankenhäuser sind Eisenstadt und Oberwart; in Eisenstadt werden die Stationen Psychiatrie, Kinderintensiv und Neurologie ausgebaut. Der Neubau in Oberwart befinde sich im Zeitplan; neu eingeführt werden an diesem Standort die Roboterchirurgie sowie das neue Herzkatheterlabor für das Südburgenland. Im Krankenhaus Güssing werden zusätzlich eine Akutgeriatrie sowie Remobilisation errichtet. Bestehen bleibt – jedenfalls bis zum Jahr 2025 – die Geburtenstation in Oberpullendorf. Künftig wird es dort auch eine Augenabteilung geben. Kittsee hat den Fachschwerpunkt Urologie. Dieser soll 2030 mit dem kompletten Leistungsspektrum des Spitals Kittsee in das Krankenhaus Gols übersiedeln.

Corona: Omikron-Variante dominiert im Abwasser

Die bis zum 16. Jänner dieses Jahres erhobenen Daten weisen für ganz Österreich hohe Konzentrationen von SARS-CoV-2 im Abwasser auf – mit steigender Tendenz, wobei sich Omikron mit wenigen Ausnahmen flächen deckend durchgesetzt hat. Seit April 2020 werden Proben aus dem Kläranlagenzulauf von 108 Anlagen in ganz Österreich laufend analysiert. Ein Forschungsverbund der Universität Innsbruck, der TU Wien sowie der MedUni Wien untersucht Rückstände des Erbguts von SARS-CoV-2. In Ballungszentren wie Wien, Salzburg oder dem Vorarlberger Rheintal dominiert Omikron mit mittlerweile 90 Prozent und mehr. Allerdings gehen die Viren-Level vielerorts nicht so dramatisch in die Höhe, wie es anhand der Inzidenzen zu erwarten war. Das erstaunt die Wissenschafter insofern, als sich in den vorangegangenen Wellen die Neuinfektionszahlen der kommenden Wochen in den Kläranlagen-Analysen der Vorwoche fast punktgenau vorhersagen hatten lassen. Über die genauen Gründe wird gerätselt: Möglicherweise werden einer Omikron-Infektion im Schnitt weniger Viren pro Person über den Stuhl ausgeschieden. Denkbar ist aber auch, dass die mittlerweile hohen Impfraten die Viruslast reduzieren.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 03 / 10.02.2022