Kurz und informativ

16.08.2022 | Politik

EU kürzt Liefervertrag mit Valneva
Die Europäische Kommission hat die Vereinbarung mit dem Biotech­Unternehmen Valneva bezüglich der Lieferung des Totimpfstoffs von 60 Millionen Dosen auf 1,25 Millionen Dosis reduziert. Weiters besteht eine Option für den Kauf von nochmals 1,25 Million Dosen bis Jahresende. Der Totimpfstoff ist für die Erst­Impfung von Personen zwischen 18 und 50 Jahren zugelassen.

Influenza: 85 Millionen Dosen für EU
Die Europäische Union hat sich bis zu 85 Millionen Dosen Influenza­Impfstoff gesichert. Dies wurde in einem Rahmenvertrag mit dem britischen Pharmakonzern GSK vereinbart, teilte ein Sprecher der EU­Kommission mit. Zwölf Länder beteiligen sich an der gemeinsamen Beschaffung von Adjupanrix.

COVID: niedergelassene Ärzte bieten Package an
Wird jemand positiv auf SARS­CoV­2 getestet, soll er gleich in der Ordination die Medikamente erhalten, damit die Erkrankung möglichst mild verläuft. „Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Lockerungen wird es umso wichtiger sein, dass wir die Weiterverbreitung des Virus mit den verfügbaren Mitteln so effektiv und unkompliziert wie möglich eindämmen, erklärte der Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte in der ÖÄK, Edgar Wutscher. Deshalb biete die Kurie niedergelassene Ärzte der Regierung an, positiv getesteten Personen gleich in der Ordination ein „COVID­Notfall­Package“ mitzugeben – wie etwa Schmerzmittel, fiebersenkende und eventuell auch hustendämpfende Mittel, aber auch antivirale COVID­Medikamente. Positiv Getestete mit öffentlichen Verkehrsmitteln auf die Suche nach der nächsten Apotheke zu schicken, bezeichnet Wutscher als „fahrlässig“ – angesichts dieser doch deutlich einfacheren und sichereren Alternative. Abgesehen davon profitiere die Regierung auch, da sie sich pro Packung 15 Euro Steuer erspare, die aktuell für die reine Abgabetätigkeit „in die Taschen der Apotheker fließen, während Ärztinnen und Ärzte Medikamente kostenlos abgeben“, unterstreicht Wutscher. Hier sei der Aufwand durch das ärztliche Beratungsgespräch abgedeckt. In Deutschland wiederum ist in einem Verordnungsentwurf die ärztliche Abgabe für antivirale COVID­Medikamente vorgesehen. Damit soll ein schnellerer und häufigerer Einsatz dieser Medikamente erreicht werden.

Großbritannien: Kellogg’s scheitert mit Klage
In Großbritannien ist der US­amerikanische Konzern Kellogg’s mit einer Klage gegen neue Vorschriften für ungesunde Lebensmittel gescheitert. Der High Court in London hatte die Kampagne der britischen Regierung gegen Adipositas bei Kindern für zulässig. Demnach sollten Supermärkte künftig Produkte, die viel Zucker, Salz und Fett enthalten, bald nicht mehr an besonders sichtbaren Plätzen wie Eingängen und bei den Kassen zum Verkauf anbieten. Kellogg’s hatte sich vor Gericht dagegen gewehrt, dass seine Produkte als ungesund eingestuft werden. So hatte der Konzern bei einer Anhörung im April 2022 die Formel zur Berechnung des Nährwerts von Frühstücksflocken kritisiert. Kellogg’s wollte erreichen, dass die Flocken nicht trocken, sondern zusammen mit Milch bewertet werden. Mit dem Inkrafttreten der neuen Vorschriften im Oktober 2022 wird mehr als die Hälfte der Produkte von Kellogg’s als ungesund eingestuft. Die britische Regierung begrüßte die Entscheidung des Gerichts und betonte die Wichtigkeit des Kampfs gegen Adipositas. Diese stelle in Großbritannien die zweithäufigste Ursache für Krebs dar und koste den staatlichen Gesundheitsdienst HNS „jedes Jahr Milliarden Pfund“. Durch die neuen Vorschriften geht Kellogg’s von einem Gewinneinbruch von rund fünf Millionen Pfund (rund 5,8 Millionen Euro) im Jahr aus.

Bekämpfung von AIDS stockt
Der Kampf gegen AIDS ist weltweit ins Stocken geraten. Zu diesem Ergebnis kommt ein Bericht des UN­Programm für den Kampf gegen AIDS (UNAIDS). So seien in den vergangenen beiden Jahren – unter anderem wegen der Corona­Pandemie – deutlich weniger Mittel zur Verfügung gestanden. Im Vorjahr haben sich weltweit rund 1,5 Millionen Menschen neu mit HIV infiziert. Vor allem in Osteuropa, in Teilen Asiens, Lateinamerika, dem Nahen Osten und Nordafrika ist die Zahl der Neuinfektionen gestiegen; Rückgänge gibt es in West­ und Zentralafrika sowie in der Karibik. Unverändert ist die Situation im Osten und im Süden von Afrika. Weltweit leben mehr als 38 Millionen Menschen mit HIV. Im Vorjahr sind rund 650.000 daran gestorben.

„Yes we care“
Unter diesem Motto versammelten sich Anfang August Tausende auf dem Wiener Stephansplatz zu einem Lichtermeer für die oberösterreichische Ärztin Lisa-Maria Kellermayr, die in den sozialen Netzwerken bedroht wurde und Suizid begangen hatte. ÖÄK-Präsident Johannes Steinhart zeigte sich in erster Reaktion tief betroffen. „Dieses tragische Ereignis verdeutlicht uns einmal mehr in erschreckender Weise, welche Folgen Hass im Netz haben kann.“ Ärztinnen und Ärzte benötigten hier so wie alle anderen im Gesundheitswesen Tätigen Unterstützung – dazu zählten neben dem unmittelbaren persönlichen Schutz auch entsprechende Angebote zur Supervision und auch zur Krisenbewältigung bei akuter Bedrohung. Steinhart weiter: „Meine tief empfundene Anteilnahme gilt der Familie und den Freunden von Lisa-Maria Kellermayr.“ Auch die Ärztekammer unterstützte die von Daniel Landau organisierte Gedenkveranstaltung „als Ausdruck der Solidarität und auch, um ein Zeichen gegen Hass und Gewalt zu setzen“, betonte Steinhart. Auch in Linz, Steyr, Wels und Graz fanden Gedenkveranstaltungen statt.

Affenpocken: WHO erklärt Notlage
Die Weltgesundheitsorganisation hat den Ausbruch der Affenpocken in mehr als 60 Ländern zu einer „Notlage von internationaler Tragweite“ (Public health emergency of international concern – PHEIC) erklärt. Mit dem Ausrufen der höchsten Alarmstufe sollen die Regierungen der Mitgliedsländer Maßnahmen ergreifen, um den Ausbruch einzudämmen; Ärzte und Spitäler sollen sensibilisert werden, bei Verdachtsfällen Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Die WHO schätzt die Gefahr für das Affenpocken-Risiko gegenwärtig als moderat ein – mit Ausnahme von Europa. Dort sei laut WHO-Generaldirektor Tedros Ghebreyesus die Gefahr einer weiteren Verbreitung hoch. Derzeit gibt es mehr als 16.000 bestätigte Fälle in rund 60 Ländern; auch in jenen, in denen es Affenpocken zuvor nicht gegeben hatte. In der WHO-Region Europa sind es allein 6.000 Fälle. Spanien ist mit rund 4.300 erfassten Fällen eines von Affenpocken am stärksten betroffenen Länder weltweit. In Österreich wurden bisher 160 Fälle (Stand: 5. August) nachgewiesen.

Telefonische Krankmeldung weiter uneingeschränkt möglich
„Aus unserer Sicht ist die telefonische Krankmeldung bei allen Krankheiten möglich. Patientinnen und Patienten sollen sich nicht verwirren lassen“, betonte der Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte in der ÖÄK, Edgar Wutscher. So sei in manchen Bundesländern wie beispielsweise in Wien die telefonische Krankmeldung durch die telemedizinischen Regeln im Gesamtvertrag nie beendet worden. Auch in den anderen Bundesländern obliege die Feststellung der Arbeitsunfähigkeit grundsätzlich dem Arzt. Wutscher weiter: „Ärztinnen und Ärzte sind mit der telefonischen Krankmeldung selbstverständlich jederzeit verantwortungsbewusst umgegangen. Schließlich kennen sie ja ihre Patienten am besten.“ Außerdem sei die telefonische Krankmeldung eine „hervorragende Maßnahme“, um mögliche Ansteckungen zu vermeiden und eine Krankheitsausbreitung zu verhindern, betonte Wutscher.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 15-16 / 15.08.2022