Kurz und informativ

15.07.2022 | Politik

UN-Drogenbericht: Cannabis-Konsum steigt
Laut dem Jahresbericht der Vereinten Nationen führt der steigende Cannabiskonsum zu einer zusätzlichen Belastung der Gesundheitseinrichtung. Demnach sind in der Europäischen Union Hanf-Drogen der Grund für rund 30 Prozent aller Drogentherapien, heißt es in dem Ende Juni 2022 veröffentlichten Bericht. Laut UNODC (United Nations Office on Drugs and Crime) werde das auf dem Markt erhältliche Haschisch und Marihuana immer stärker und führe – regelmäßig konsumiert – zu einem Anstieg der Sucht und der psychischen Erkrankungen in Westeuropa. Auch in Nordamerika wird als Folge der Legalisierung von Cannabis ebenfalls mehr konsumiert – besonders von jungen Erwachsenen. Dennoch sei laut UNODC der durch Fentanyl verursachte Schaden weitaus größer. So starben im Jahr 2021 in den USA rund 108.000 Menschen an einer Überdosis Opioide – um 17 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Besorgt zeigen sich die Vertreter der Behörde auch insofern, dass sich der Kokainschmuggel auch außerhalb der Haupt-Abnahmegebiete Nordamerika und Europa und in Afrika und Asien ausbreitet. Schätzungen zufolge konsumieren 284 Millionen Jugendliche und Erwachsene Drogen; mehr als elf Millionen Menschen konsumieren Drogen intravenös.

WHO: Mindestpreise für Alkohol in Europa
Die WHO setzt sich für Mindestpreise für Alkohol in Europa ein. Mit einem Anteil von zwölf Prozent an Alkoholbedingten Todesfällen bei Männern und acht Prozent bei Frauen ist die WHO-Region Europa diejenige mit dem höchsten Anteil an Todesfällen weltweit. In dem vor kurzem veröffentlichten Bericht mit dem Titel „Kein Platz für billigen Alkohol: Der potentielle Wert von Mindestpreisen zum Schutz von Menschenleben“ werden Mindestpreise für Alkohol und gezielte Besteuerung als wirksamste und kostengünstigste Maßnahmen genannt, um den Alkoholkonsum und die Folgen zu reduzieren. Die WHO hält besonders einen Mindeststückpreis (minimum unit price, MUP), bei dem ein Niveau festgelegt wird, unter dem eine bestimmte Menge Alkohol nicht verkauft werden darf, für sinnvoll. Dabei handle es sich um einen wirksamen Ansatz gegen billige, hochprozentige Getränke, die mit massiveren Alkoholschäden in Verbindung gebracht werden. Laut WHO ist Alkohol weltweit für schätzungsweise drei Millionen Todesfälle pro Jahr verantwortlich; in der WHO-Region Europa ist es fast eine Million. Demnach sterben täglich in Europa rund 2.500 Menschen aufgrund von Alkoholkonsum.

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Tonnen Kokain mit einem Verkehrswert von mehr als 100 Millionen Euro entdeckte die Polizei von Ecuador in einem Getreide-Container, der in die Niederlande verschifft werden sollte.

EU: Grenzwerte für gefährliche Chemikalien
Die EU einigte sich kürzlich auf neue Grenzwerte für persistente organische Schadstoffe (POP). Diese werden zwar in neuen Produkten nicht mehr verwendet, kommen jedoch in Abfällen wie Kunststoffen und Elektronikgeräten vor. POP sind besonders langlebig, reichern sich in Organismen und der Nahrungskette an und zeigen schädliche Wirkungen auf Mensch und Tier.

EU erteilt Zulassung für Corona-Totimpfstoff
Ende Juni 2022 hat die die EU-Kommission die Marktzulassung für den Corona- Totimpfstoff des französisch-österreichischen Biotech-Unternehmens Valneva erteilt. Der Ausschuss für Human-Arzneimittel der Europäischen Arzneimittelagentur empfiehlt den Impfstoff zur Verwendung als Erstimpfung bei Personen zwischen 18 und 50 Jahren.

Deutschland: Werbeverbot bei Abtreibung aufgehoben
Der Deutsche Bundestag hat die Aufhebung des Werbeverbots für Schwangerschaftsabbrüche beschlossen. Die aus SPD, Grünen und FDP bestehende Koalition beschloss die Streichung des Strafrechtsparagrafen 219a zusammen mit der Linksfraktion; Union und AfD stimmten dagegen.

Personen: Jelinek ist neuer Wiener Patientenanwalt
Der 65-jährige Gerhard Jelinek ist seit 1. Juli 2022 Wiener Pflege- und Patientenanwalt. Jelinek war Präsident des Oberlandesgerichts Wien.

USA: Oberster Gerichtshof kippt Abtreibungsrecht
Sechs von neun Richtern des Supreme Court in den USA haben für das Ende des liberalen Abtreibungsrechts im Land gestimmt. In der Urteilsbegründung heißt es dazu: „Die Verfassung gewährt kein Recht auf Abtreibung“. In den USA gibt es kein landesweites Gesetz, das Schwangerschaftsabbrüche regelt. Abtreibungen sind mindestens bis zur Lebensfähigkeit des Fötus erlaubt – etwa bis zu  Woche. Dies stellte ein Grundsatzurteil des Obersten US-Gerichts von 1973 sicher: bekannt als Roe v. Wade. Nun können die einzelnen Bundesstaaten ihr Abtreibungsrecht eigenständig regeln: Einige Staaten haben sogenannte Trigger Laws vorbereitet. Diese können sofort in Kraft treten, wenn die bisherige Rechtssprechung kippt. Vor allem konservative Staaten im Süden und mittleren Westen wollen Abtreibungen ganz oder fast ganz verbieten; den Anfang machten Missouri und South Dakota. Einige liberale Bundesstaaten wie Kalifornien, Oregon, Washington, Massachusetts, New Jersey und New York kündigten an, das Recht auf Abtreibungen weiter schützen zu wollen. US-Präsident Joe Biden bezeichnete die Entscheidung als „tragischen Fehler“ des Obersten Gerichtshofs. Die aktuelle Entscheidung war möglich geworden, nachdem Ex-Präsident Donald Trump drei konservative Richter an das Oberste Gericht berufen hatte, was die Mehrheit im Gericht nach rechts verschoben hat.

Spanien: Großdemonstrationen gegen Abtreibungsgesetz
Gegen ein Gesetz, mit dem der Schwangerschaftsabbruch in Spanien weiter liberalisiert werden soll, haben Ende Juni 2022 mehr als 100.000 Menschen in Madrid demonstriert. Mehr als 200 zivile Organisationen hatten dazu aufgerufen. Die von der sozialistischen Regierung unter Pedro Sánchez geplante Reform des Abtreibungsgesetzes wurde am 17. Mai 2022 vom spanischen Ministerrat verabschiedet. Darin ist unter anderem vorgesehen, dass Mädchen ab 16 Jahren auch ohne Genehmigung der Eltern eine Abtreibung vornehmen lassen dürfen. Weiters fallen auch die bisher vorgeschriebenen Bedenkzeiten weg. Vor der Weiterleitung an den Senat muss über den Gesetzesentwurf im Abgeordnetenhausabgestimmt werden.

Großbritannien: Lernen am Hologramm
In Großbritannien lernen Medizin-Studenten als Ersatz für echte Pateinten an Hologrammen. Das am Addenbrookes’s Krankenhaus in Cambrigde zum Einsatz kommende Programm sei das weltweit erste dieser Art, wie die Universität Cambridge, der Gesundheitsdienstleister Cambridge University Hospitals NHS Foundation Trust und die US-amerikanische Technologiefirma GigXR mitteilten. Die ersten Simulationen betreffen Asthma, Anaphylaxie, Lungenembolie und Pneumonie. Mit Holo-Scenarios – so der Name des Trainingssystems – wird natürliche Wahrnehmung mit einer virtuellen Ebene vermischt (Mixed Reality). Die Studenten tragen Mixed-Reality-Headsets; sie können sich sehen und auch mit den Hologrammen arbeiten. Damit soll eine flexiblere und kostengünstigere Ausbildung möglich sein als mit herkömmlichen Simulationen.

Belgien: wieder Salmonellen bei Schokoladeproduktion
Nachdem in Belgien erst vor wenigen Wochen eine Fabrik des italienischen Süßwarenherstellers Ferrero wegen Salmonellen geschlossen werden musste, hat nun der Schweizer Schokoladenhersteller Barry Callebaut die Produktion gestoppt. Im Werk im belgischen Wieze wurde in einer Charge Salmonellen gefunden; Lecithin wurde als Quelle dafür ausgemacht. Lecithin wird als Antioxidationsmittel, Emulgator oder Stabilisator eingesetzt. Barry Callebaut stellt Schokolade, aber auch Kakaoprodukte, Füllungen, Glasuren und Dekorationen für Großabnehmer wie etwa für Mondelez, Nestlé oder Unilever her. Die Produktion wurde vorerst gestoppt; die belgische Lebensmittelaufsicht hat Ermittlungen eingeleitet.

Somalia: Hungerkrise überlastet Spitäler
Wegen der schweren Hungerkrise im ostafrikanischen Somalia haben Krankenhäuser kaum noch Platz für die ständig steigende Zahl an schwer mangelernährten Kindern, teilte die Hilfsorganisation Save the Children mit. Ärzte seien gezwungen, Kinder in Zelten, Konferenzräumen und auf Matratzen im Freien zu behandeln. Schätzungen zufolge werde sich die Zahl der Somalier, die hungern, bis September 2022 auf bis zu 213.000 verfünffachen. Rund 386.000 Kindern sind dem Risiko schwerer Mangelernährung ausgesetzt. Das im Horn von Afrika liegende Somalia befindet sich in der schlimmsten Dürre seit 40 Jahren. Auch in Westafrika droht die seit zehn Jahren schlimmste Nahrungsmittelkrise. Dort sind nach Angaben der UNO etwa 60 Millionen Menschen betroffen.

Influenza: Impfung gegen Rezeptgebühr
Bund, Länder und Sozialversicherung haben sich darauf geeinigt, dass bei der Influenza-Impfung ab Herbst 2023 für alle über 18-Jährigen in Österreich nur noch die Rezeptgebühr zu entrichten ist. Das zunächst auf zwei Jahre befristete Programm soll dann evaluiert werden. Wegen des langen Vorlaufs bei der Bestellung von Influenza-Impfstoffen kann das Programm erst 2023 eingeführt werden. Jedoch wird es in der kommenden Saison – ebenso wie auch schon in den vergangenen beiden Jahren – beschränkte Angebote wie etwa das kostenlose Influenza-

Affenpocken: WHO fordert Eingreifen in Europa
Da sich die Zahl der Affenpocken-Infektionen in Europa innerhalb von zwei Wochen verdoppelt hat, forderte die WHO die europäischen Länder dringend zum Eingreifen auf. „Die Länder der Region müssen in den kommenden Wochen und Monaten ihre Anstrengungen verstärken, um zu verhindern, dass sich die Affenpocken in einem größeren geographischen Gebiet festsetzen“, erklärte der WHO-Direktor Europa Hans Kluge Anfang Juli 2022. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden in Europa mehr als 5.300 Fälle von Affenpocken gemeldet, was rund 85 Prozent aller weltweit gemeldeten Fälle entspricht. In Österreich gab es bisher 37 nachgewiesene Fälle. Impfprogramm für Kinder sowie für Bewohner von Alten- und Pflegeheimen geben.

Personen: Huss wieder ÖGK-Obmann
Mit Andreas Huss haben am 1. Juli 2022 die Arbeitnehmer neuerlich die Obmannschaft der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖKG) übernommen. Seit der Zusammenlegung der Krankenkassen Anfang 2020 wechselt der Vorsitz alle sechs Monate zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 13-14 / 15.07.2022