Kurz und informativ

10.06.2022 | Politik

Babynahrung für die USA
Mit einem Militärflugzeug wurden die ersten BabynahrungsLieferungen aus Europa auf der Basis von Milchpulver in die USA gebracht. Wegen des Ausfalls einer Fabrik von Abbott, dem größten Hersteller von Säuglingsmilchnahrung in den USA, herrscht derzeit ein Mangel. Der Produzent musste wegen bakterieller Verunreinigungen mehrere Produktlinien zurückrufen. Um zur Lösung des Problems in die Privatwirtschaft eingreifen zu können, hatte der US-amerikanische Präsident Joe Biden ein Notfallgesetz aus der Zeit des Kalten Krieges reaktiviert. So kann das US-Verteidigungsministerium auch kommerzielle Flugzeuge für den Transport von Milchpulver einsetzen. Die „Operation Fly Formula“ wurde ins Leben gerufen. Der erste Transport umfasste 132 Paletten Milchpulver des Schweizer Nestlé-Konzerns; weitere 114 Paletten sollen mit dem nächsten Flug von der US-Basis Ramstein in den USA eintreffen. Die Menge des gelieferten Pulvers reicht für rund 1,5 Millionen Baby-Fläschchen.

WHO kritisiert Online-Werbung für Alkohol
Bei der Online-Werbung machen sich die Hersteller von Alkohol die Möglichkeit, das Online-Verhalten von Menschen zu analysieren, zunutze. Das stößt auf heftige Kritik der WHO. So erhalten etwa Menschen, die als konservativ eingeschätzt werden, Werbung mit einem Fokus auf Traditionsbewusstsein. Werbekampagnen machten dabei vor nationalen Grenzen nicht Halt, indem Alkoholfirmen etwa vermehrt bei sportlichen Wettkämpfen und Computerspielen vorstießen. Ebenso verbreiten sich Produktplatzierungen in Filmen und Serien durch Streamingdienste rasch. Einer Studie zufolge war in fast der Hälfte der 100 kommerziell erfolgreichsten US-Filme zwischen 1996 und 2015 Alkohol platziert. Mit dem Überschreiten von nationalen Grenzen würden Maßnahmen, mit denen Regierungen ihre Bevölkerung vor problematischem Marketing schützen wollen, unterlaufen. Die WHO richtete einen Appell an die Politik, zusammenarbeiten, um dieser Praxis einen Riegel vorzuschieben und verwies auf das Beispiel Tabak. Hier hätten internationale Kooperationen geholfen, die Verfügbarkeit und Werbung erheblich einzuschränken.

Medizin im Klimawandel
So lautet der Titel des Buchs, das kürzlich im Verlagshaus der Ärzte erschienen ist – und dieser Ausgabe der ÖÄZ beigelegt ist. Dass der Klimawandel da ist, zeigt sich an der stetig steigenden Zahl von Wetterextremen wie Hitzeperioden und Überschwemmungen, ebenso auch am Auftreten und der massiven Verbreitung von neuen Krankheitserregern und Allergien. Der ‚Leitfaden für die Praxis‘ – so der Untertitel des Buchs – informiert umfassend über die direkten und indirekten Auswirkungen des Klimawandels, bietet praxisbezogenes Expertenwissen mit konkreten Anregungen für Ärztinnen und Ärzte für die tägliche Arbeit und auch, wie der ökologische Fußabdruck verringert werden kann.

13,5
Prozent aller Todesfälle bei den 20- bis 39-Jährigen stehen in Zusammenhang mit Alkohol. Weltweit stirbt deswegen laut WHO alle zehn Sekunden ein Mensch.

Personen:
WHO-Chef wiedergewählt
Tedros Adhanom Ghebreyesus, seit 2017 Generaldirektor der WHO, wurde kürzlich für weitere fünf Jahre im Amt bestätigt. Der 57-jährige Äthiopier wurde Ende Mai 2022 in Genf bei der Jahresversammlung der 194 Mitgliedsstaaten wiedergewählt.

Personen:
PHARMIG: Präsidium und Vorstand bestätigt
Philipp von Lattorff (Boehringer Ingelheim, Bild) ist weiterhin Präsident der PHARMIG; Vizepräsidenten bleiben Ina Herzer (MSD), Robin Rumler (Pfizer) sowie Bernhard Wittmann (Sigmapharm). Bei der 68. Generalversammlung der PHARMIG (Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs) wurden Präsident, Vizepräsidenten und Vorstandsmitglieder in ihren Ämtern bestätigt.

Ärztekammerwahlen: Steiermark
Der 39-jährige Michael Sacherer, Internist am LKH-Universitätsklinikum Graz, wurde Mitte Mai 2022 von der konstituierenden Vollversammlung zum Präsidenten der Ärztekammer Steiermark gewählt. 1. Vizepräsident ist Peter Schmidt, Radiologe auf der Stolzalpe (Murau). Obmann der Kurie Angestellte Ärzte ist Gerhard Posch, Assistenzarzt für Urologie am LKH Hochsteiermark/Standort Leoben. Obmann der Kurie Niedergelassene Ärzte ist Prof. Dietmar Bayer, niedergelassener Facharzt für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin in Leibnitz.

Ärztekammerwahlen: Salzburg
Der bisherige Präsident der Ärztekammer Salzburg, Karl Forstner, wurde in der konstituierenden Vollversammlung der Ärztekammer Salzburg Mitte Mai 2022 wiedergewählt. Obmann der Kurie niedergelassene Ärzte ist der Allgemeinmediziner Christoph Fürthauer; Obmann der Kurie angestellte Ärzte bleibt Priv. Doz. Jörg Hutter.

ÖÄK: Premiere bei Kommunalmesse
Die zunehmenden Schwierigkeiten, Kassenstellen zu besetzen, stellen die österreichischen Gemeinden vor immer größere Herausforderungen. Um die Bürgermeister und andere Gemeindevertreter noch mehr für dieses Thema zu sensibilisieren, ihnen Lösungsansätze aufzuzeigen und generell in Kontakt und Austausch mit ihnen zu treten, wird die ÖÄK am 29. und 30. Juni in Wels erstmals bei der Kommunalmesse mit einem Stand vertreten sein. Sie gilt als größte Fachmesse für die Top-Entscheidungsträger der heimischen Gemeinden, bei der die aktuellen Herausforderungen auf kommunaler Ebene im Fokus stehen. Den Stellenwert der Messe unterstreichen auch die Besuche der wichtigsten österreichischen Politiker, die dieses Mal auch auf die Spitzenfunktionäre der ÖÄK treffen werden. Auch für ihren Stand hat die ÖÄK bei ihrer Premiere ein attraktives Programm zusammengestellt. Neben FSME-Impfungen und kleinen Gesundheitschecks wird ein interaktives Programm zur ärztlichen Versorgung in den Gemeinden angeboten, unter anderem mit einer aufliegenden Petition, einer Ideenwand und der Möglichkeit für Video-Statements. Im Fokus stehen die Fragen: Was kann die Gemeinde für eine langfristig gesicherte medizinische Versorgung tun? Wie können die Ärztekammern unterstützen? Und welche Rolle spielen Hausapotheken für den ländlichen Raum?

Italien: 40.000 Ärzte weniger bis 2024
Durch Pensionierungen und Entlassungen werden bis zum Jahr 2024 rund 40.000 Ärztinnen und Ärzte weniger im nationalen Gesundheitsdienst in Italien tätig sein – so die Einschätzung von Anaao Assomed, der größten italienischen Ärztegewerkschaft. Demnach leiden 91,7 Prozent der Krankenhäuser an Personalmangel; in 70,8 Prozent der Fälle fehlen Betten und in 75 Prozent der Krankenhäuser gibt es organisatorische Probleme. Dies geht aus einer Umfrage des Verbandes der Krankenhaus-Internisten hervor, an der sich Krankenhäuser aus allen Regionen Italiens beteiligt haben.

Nordkorea: Militär soll Versorgung mit Medikamenten sichern
Wegen der deutlich steigenden Zahl an Corona-Verdachtsfällen hat der nordkoreanische Staatschef Kim Jong Un das Militär angewiesen, die Arzneimittelversorgung in der Hauptstadt Pjöngjang zu „stabilisieren“. Insgesamt gibt es bislang mehr als 400.000 neue Verdachtsfälle und acht Todesopfer. Wie viele Personen auf COVID-19 getestet wurden, darüber gibt das Land jedoch keine Auskunft. Nachdem Nordkorea den Corona-Ausbruch Mitte Mai 2022 bestätigt hatte, wurde der Notstand ausgerufen. Laut der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA war in der Hauptstadt eine Untervariante der Omikron-Variante entdeckt worden. Daraufhin wurde ein landesweiter Lockdown verordnet.

Schweiz: radikale Änderung bei Organspende
Künftig gilt jede Person in der Schweiz als potentieller Organspender, wenn sie dies zu Lebzeiten nicht ausdrücklich abgelehnt hat. Für die von der Regierung geplante Änderung des Transplantationsgesetzes – bislang galt die Zustimmungslösung – haben bei einer Volksabstimmung kürzlich 60,2 Prozent der Schweizer ihre Zustimmung erteilt. Mit der neuen Regelung hofft die Regierung, den Mangel an Spenderorganen zu beheben.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 11 / 10.06.2022