Kurz und informativ

25.02.2022 | Medizin

Wegen Klimawandels neue Anbaugebiete notwendig

Die Anbaugebiete für Kaffee, Cashews und Avocados werden sich aufgrund des Klimawandels bis 2050 verschieben. In einer Modellierungsstudie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) kombinierten Forscher um Roman Grüter klimatische Entwicklungen anhand von verschiedenen Emissionsszenarien des Weltklimarats mit Bodeninformationen. Die Modelle verknüpften sie mit bodenkundlichen und klimatischen Anforderungen von Kaffee arabica, Cashewnüssen und Avocados. Das Ergebnis: Kaffee ist die am meisten gefährdete Kultur, weil die Pflanze für hohe Temperaturen anfällig ist. Hier werden vor allem Brasilien, Vietnam, Indonesien und Kolumbien einen erheblichen Rückgang verzeichnen müssen. Bei Cashews und Avocados hingegen wird der Rückgang weniger dramatisch sein. Dennoch könnten die drei Kulturpflanzen von steigenden Temperaturen in höheren Breiten und Höhenlagen profitieren. Künftige Anbaugebiete könnten Regionen in den USA, Argentinien, China und Ostafrika sein. APA/Plos One

Mini-Fukushima ermöglicht Materialanalyse

Ein Modell-Kernkraftwerk von Fukushima, das etwa einer halben Kaffeetasse entspricht, soll bei der Analyse der chemischen Zusammensetzung der Brennstofftrümmer und in der Folge bei den Aufräumarbeiten helfen. Forscher um den Umweltwissenschafter Daniel Grolimund vom Paul Scherrer Institut (PSI) sowie Experten um Prof. Claire Corkhill von der University of Sheffield ließen Mini-Fukushima unter denselben Bedingungen, wie sie sich vor elf Jahren in Japan tatsächlich abgespielt hatten, schmelzen. Das dabei entstandene Material wurde an der microXAS-Strahllinie, einer speziellen Experimentierstation der Synchrotron Lichtquelle Schweiz am Paul Scherrer Institut, untersucht. Ähnlich einem Mikroskop ermöglicht sie einen Einblick in die Materie und die Bestimmung der potentiellen Verteilung von Plutonium und anderen radioaktiven Elementen. Das ist auch für Robotergestützte Rückholaktionen von größter Bedeutung, da sich sogar diese nicht lange in den radioaktiven Trümmern aufhalten können, ohne dass die Elektronik versagt. Mit dem Wissen, welche Trümmerteile viel radioaktives Material enthalten, könnte viel Zeit eingespart werden. APA/Nature Materials Degradation

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Quadratkilometer Wälder wurden im Jänner 2022 gerodet. Damit hat sich diese Fläche im Vergleich zu Jänner 2021 mehr als verfünffacht, wie Daten des Instituto Nacional de Pesquisas Espaciais (INPE, Nationales Institut für Weltraumforschung) zeigen.

Hoher Salzgehalt in Fertigsuppen und Tiefkühlkost

In 27 verarbeiteten Lebensmitteln wie zum Beispiel getrocknete Paradeiser, Cornflakes, Butterkekse und Gemüsesäfte konnte ein zu hoher Salzanteil nachgewiesen werden. Zu diesem Ergebnis kommt der Verein für Konsumenteninformation (VKI) nach einer stichprobenartigen Untersuchung. Demnach enthalten 100 Gramm getrocknete Paradeiser 13,7 Gramm Salz (0,008 Gramm pro 100 Gramm frische Paradeiser). Zwei Gläser Tomatensaft entspreche damit ungefähr der empfohlenen Tageshöchstmenge, eine halbe Packung getrocknete Paradeiser (50 Gramm) liegt bereits deutlich darüber. Ein Teller Grießnockerl-Fertigsuppe enthält mit 3,3 Gramm zwei Drittel der empfohlenen Tagesmenge Salz; eine 600 Gramm-Tiefkühlpackung Rotkraut 8,4 Gramm Salz. Die WHO empfiehlt maximal eine tägliche Salzaufnahme von fünf Gramm, also rund ein gestrichener Teelöffel. Der tägliche Salzkonsum der meisten Europäer liegt bei acht bis elf Gramm. APA

Diäten: kein Vorteil durch Low-Carb

Low-Carb-Diäten haben keinen Vorteil gegenüber anderen Kalorien-reduzierten Diäten – auch nicht im Hinblick auf das Risiko für Herzerkrankungen. Zu diesem Ergebnis kommen Experten von Cochrane Deutschland nach der Analyse von 61 Studien mit fast 7.000 Teilnehmern in einem Beobachtungszeitraum von bis zu zwei Jahren. Menschen, die sich bis zu zwei Jahre lang nach dem Low-Carb-Prinzip ernährten, verloren ähnlich viel Gewicht wie jene, die sich einer ausgewogenen, kohlenhydratreichen Diät unterzogen. Auch die Veränderungen bei den Risikofaktoren für Herzkrankheiten waren ähnlich. Dies galt für Menschen mit und ohne Typ 2-Diabetes. APA/Cochrane

Juvenile Epilepsie: Defizite bei Emotionen und Kognition

Jugendliche mit myoklonischer Epilepsie weisen Defizite in der Erkennung von Emotionen sowie bei der sozialen Kognition auf. Julia Höfler vom Team um Univ. Prof. Eugen Trinka von der Universitätsklinik für Neurologie in Salzburg konnte dies nun erstmals nachweisen. Sie untersuchten dafür 62 Personen mit dieser Diagnose, 17 Geschwister und 67 Kontrollpersonen. Ihnen wurden im MRT-Scanner Filmausschnitte mit erschrockenen Gesichtern gezeigt. Während bei Gesunden die für die Verarbeitung von Emotionen zuständige Amygdala beidseits aktiviert war, war sie bei Jugendlichen, die an Epilepsie litten, deutlich geringer aktiv. Bei der Beurteilung, ob eine Aussage in Bezug auf eine zuvor gelesene Geschichte richtig oder falsch ist, zeigte sich eine geringere Aktivität zwischen Schläfen- und Scheitellappen als bei gesunden Menschen. In Österreich leiden rund 80.000 Menschen an Epilepsie; fünf bis zehn Prozent davon an juveniler myoklonischer Epilepsie. APA

Neue HIV-Variante mit höherer Viruslast

Eine um das 3,5 bis 5,5 Mal höhere Viruslast hat eine neu entdeckte VB-Variante (für: virulenter Subtyp B) von HIV 1. Die entdeckte Variante sei leichter übertragbar, weise ein größeres Potential auf, Schäden am Immunsystem zu verursachen, erklärte einer der beteiligten Wissenschafter, Prof. Christophe Fraser vom Oxford Big Data Institute. Die Variante wurde in einem längerfristigen Monitoring-Projekt namens Beehive entdeckt. Bei der Analyse von Proben aus Europa und Uganda wurden 17 Fälle der Variante entdeckt, 15 davon aus den Niederlanden. Dort fanden sich in weiteren Tests 92 weitere mit der neuen Variante Infizierte. Den Aussagen der Wissenschafter zufolge soll sich die Variante während der 1980er und 1990er Jahre in den Niederlanden verbreitet, ab 2010 jedoch wieder verlangsamt haben. Bei einer Infektion mit der neuen Variante bestehe jedoch – falls sie behandelt werden – keine größere Gefahr, so die Experten. APA/Science

Corona I: Marker für Long COVID entdeckt

Signaturen im Blut, die eine Long COVID-Erkrankung frühzeitig voraussagen könnten, haben Forscher um Prof. Onur Boyman von der Klinik für Immunologie der Universität Zürich entdeckt. Sie analysierten dafür Krankheitsgeschichten von 175 Personen aus der ersten Corona-Welle; 40 Personen ohne nachweisbaren COVID-Kontakt dienten als Kontrollgruppe. Von den leicht an Corona erkrankten Personen wiesen 54 Prozent Symptome auf, die länger als vier Wochen anhielten; bei den schwer Erkrankten waren es 82 Prozent. Anhand der klinischen Daten kristallisierten sich folgende Faktoren als Risken heraus: Alter, Schwere der Erkrankung, allergisches Asthma, ein niedriger Spiegel von IgM sowie von IgG3. Letztere sind vor allem bei der immunologischen Abwehr von Viren wichtig. Diese Ergebnisse könnten laut den Wissenschaftern darauf hindeuten, dass eine fehlgeleitete Immunantwort eine Ursache für Long COVID sein könnte. Ihre Erkenntnisse ließen die Forscher in ein neues Modell einfließen, mit dem sich das Risiko für Long COVID berechnen lässt. Je nach Studie leiden zwischen zehn und 60 Prozent – aufgrund der unterschiedlichen Definition – nach einer Infektion an Long COVID. APA/Nature Communications

Corona II: keine Ansteckung beim Stillen

In der Brustmilch von infizierten Müttern lässt sich zwar genetisches Material des Corona-Virus nachweisen; es scheint jedoch nicht infektiös zu sein. Das geht aus einer Analyse von 110 Muttermilch-Proben durch Forscher um Prof. Paul Krogstadt von der University of California hervor. 65 Studienteilnehmerinnen waren Corona positiv; neun wiesen Symptome auf, hatten aber ein negatives Testergebnis. 36 Frauen berichteten von Symptomen, wurden aber nicht getestet. Bei sieben Frauen fanden die Forscher genetisches Material von SARS-CoV-2, allerdings ohne Hinweis auf infektiöse Viren. Die Babys, die von diesen Frauen gestillt wurden, zeigten keine klinischen Anzeichen einer Infektion. Die Babys wurden jedoch nicht getestet. APA/Pediatric Research

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 04 / 25.02.2022