Kurz und informativ

15.12.2022 | Medizin

Zwei Drittel leiden an Nadelphobie
63,2 Prozent von 2.098 Teilnehmern berichten in einer im Jänner dieses Jahres durchgeführten Studie von einer Nadelphobie. An dieser internationalen Studie unter der Leitung von Kimberly Alsbrook, Director of Medical Affairs bei Becton Dickinson Medical, die diese Studie unterstützte, war auch Univ. Prof. Klaus Hoerauf von der Klinischen Abteilung für Allgemeine Anästhesie und Intensivmedizin der MedUni Wien beteiligt. Im Rahmen der Studie erhielten Erwachsene einen 21 Punkte umfassenden Fragebogen. Dabei gaben 52,2 Prozent der Nadelphobiker an, Blutabnahmen zu vermeiden, 49 Prozent vermieden Blutspenden und 33,1 Prozent Impfungen. APA/PlosOne

Biomarker für M. Parkinson entdeckt
Insgesamt 76 Proteine, die sich als Biomarker für die Früherkennung von M. Parkinson eignen könnten, haben Wissenschafter identifiziert. Forscher um Prof. Paola Picotti vom Institut für Molekulare Systembiologie der ETH Zürich untersuchten dazu den Liquor von je 50 Gesunden und an M. Parkinson Erkrankten. Dabei fanden sie heraus, dass sich die Form mancher Proteine bei gesunden und erkrankten Menschen unterschied. Diese Proteinformen könnten künftig eine neue Kategorie von Biomarkern darstellen. Für klinische Diagnosen ist es laut Studienautoren aktuell aber noch zu früh; beim aktuellen Wissensstand seien die Marker aber ein „sehr starkes Signal“, die M. Parkinson anzeigen. Im nächsten Schritt müssen die Marker nun in größeren Patientenkollektiven überprüft werden. APA/Nature Structural and Molecular Biology

2.700
grippale Infekte und Influenza-Neuerkrankungen auf 100.000 Einwohner registrierte die AGES in der Woche vom 14. bis 19. November 2022.

Neues Medikament verzögert Ausbruch von Typ 1-Diabetes
Die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) hat mit Teplizumab kürzlich ein Mittel zugelassen, das den Ausbruch eines familiär bedingten Typ 1-Diabetes verzögert. Das 14 Tage hindurch einmal täglich als Infusion verabreichte Medikament ist ab acht Jahren zugelassen. Weltweit leiden rund 8,7 Millionen Menschen an Typ 1-Diabetes. APA/FDA

Reifenabrieb im Verdauungstrakt nachgewiesen
Die Absorptionsrate von Mikroplastik aus Reifenabrieb liegt im Verdauungstrakt von Regenbogenforellen zwischen 0,06 und 44,1 Prozent – und zwar unabhängig von der Nahrungsaufnahme. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschafter der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Institut für Wasserwissenschaft und Technologie. Bei In-vitro-Versuchen analysierten die Forscher die Absorptionsrate sowie Toxizität von elf Substanzen. Das Projekt war im April 2020 auf Anregung eines Konsortiums von Reifenherstellern gestartet worden. APA/Environmental Science & Technology

7,7 Millionen bakteriell bedingte Todesfälle weltweit
Infektionen mit Bakterien waren im Jahr 2019 weltweit für jeden achten Todesfall verantwortlich. Wissenschafter um Mohsen Naghavi vom Institute for Health Metrics and Evaluation der Universität Washington und Mitarbeiter der Arbeitsgruppe Antibiotikaresistenzen untersuchten dafür 33 häufige bakterielle Erreger und elf Infektionen in 204 Ländern und Gebieten. Demnach können 7,7 Millionen Todesfälle auf bakterielle Krankheitserreger zurückgeführt werden. Für die Hälfte der Fälle waren fünf Bakterien verantwortlich: St. aureus, E. coli, Streptococcus pneumoniae, Klebsiella pneumoniae und Pseudomonas aeruginosa. Bakteriell bedingte Todesfälle sind die zweithäufigste Todesursache nach ischämischen Herzerkrankungen. In afrikanischen Ländern südlich der Sahara starben 230 Menschen pro 100.000 Einwohner an bakteriellen Infektionen. In den Staaten Westeuropas und in Nordamerika gab es 52 Todesfälle pro 100.000 Einwohner. Die Studie wurde im Rahmen des Projekts „Global Burden of Disease“ durchgeführt; einem von der Bill und Melinda Gates-Stiftung finanzierten Forschungsprogramm. APA/The Lancet

Affenpocken: Single-Dosis-Impfung schützt
Eine 78-prozentigeWirksamkeit bietet eine Single-Dosis von MVA-BN (Modified Vaccinia Ankara–Bavaria Nordic) bei symptomatischen Affenpocken in Hochrisikogruppen. Das zeigt eine Studie vom Wissenschaftern um Marta Bertran von der Abteilung für Systematische und Soziale Pädagogik der Universität Barcelona in Großbritannien. Das Impfprogramm selbst wurde vom National Health Service (NHS) durchgeführt. Zwischen 4. Juli und 9. Oktober 2022 wurde der attenuierte Impfstoff insgesamt 363 Personen verabreicht. Anhand von Fragebögen wurden demographische Daten, ebenso die sexuelle Orientierung und allfällige Symptome erhoben. Dabei erwies sich der Impfstoff 13 Tage nach der Verabreichung als wirksam; die durchschnittliche Inkubationszeit lag bei acht bis neun Tagen. APA/Knowledge Hub

Spermienzahl deutlich gesunken
Die durchschnittliche Spermienkonzentration bei Männern ist zwischen 1973 und 2018 um mehr als 51 Prozent gesunken. Dies ergab eine Meta-Analyse von Wissenschaftern um Hagai Levin, Epidemiologe an der Braun School of Public Health and Community Medicine der Universität Jerusalem. Dafür wurden die Daten von mehr als 57.000 Männern aus 223 Studien in 53 Ländern ausgewertet. Demnach ging die Konzentration im Beobachtungszeitraum von 101,2 Millionen auf 49 Millionen Spermien pro Liter Samenflüssigkeit zurück. Derzeit sinkt laut den Studienautoren die Zahl der Spermien um 1,1 Prozent pro Jahr. APA/Human Reproduction Update

Behandlung mit modifizierten T-Zellen wirkt auch bei soliden Tumoren
Erstmals konnte in einer klinischen Studie nachgewiesen werden, dass mit Hilfe von CRISPR-Cas9 modifizierte T-Zellen auch bei der Behandlung von bösartigen Tumoren verwendet werden können. Forscher um Prof. Anthony Ribas von der University of California in Los Angeles verglichen die DNA-Abschnitte von benignen und malignen Zellen von Blut- und Gewebeproben der Patienten und identifzierten Neo-Antigene als Charakteristika von malignen Zellen. In einem nächsten Schritt wurde im Blut nach T-Lymphozyten, die Tumorzellen anhand dieser Neo-Antigene erkennen, gesucht. Zuletzt werden mit Hilfe von CRISPR-Cas9 biotechnisch T-Lymphozyten mit den passenden Oberflächenrezeptoren zur Identifikation von Tumorzellen hergestellt und den Patienten als Infusion verabreicht. Elf Probanden litten an Darmkrebs, zwei an einem Mammakarzinom und je einer an einem Ovarialkarzinom, einem Melanom und einem Lungenkarzinom. Ergebnis: Die genetisch veränderten Zellen fanden sich in der Nähe des Tumors in einer höheren Konzentration als andere Immunzellen. Bei fünf Studienteilnehmern stabilisierte sich ein Monat nach der Behandlung die Erkrankung. APA/Nature

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 23-24 / 15.12.2022