Kurz und informativ

25.05.2022 | Medizin

Virus­reste kor­re­lie­ren mit Long-COVID-Symptomen
65 Pro­zent der Pati­en­ten mit einer chro­nisch ent­zünd­li­chen Darm­er­kran­kung wie­sen nach einer Infek­tion mit SARS-CoV‑2 noch Virus­reste im Darm auf – und auch Long-COVID-Sym­ptome. „Wo keine Virus­reste gefun­den wur­den, gab es auch keine Long-COVID-Sym­ptome“, sagt Univ. Prof. Her­bert Tilg von der Uni­ver­si­täts­kli­nik für Innere Medi­zin I der Medi­zi­ni­schen Uni­ver­si­tät Inns­bruck. Die 46 Pati­en­ten zwi­schen 20 und 30 Jah­ren wur­den gewählt, weil bei ihnen regel­mä­ßig eine Magen-Darm-Spie­ge­lung durch­ge­führt wird. 90 Pro­zent von ihnen hat­ten zuvor einen milde COVID-19-Erkran­kung über­stan­den. Was erneut zeige, dass vor allem bei Men­schen mit einem schwe­ren Krank­heits­ver­lauf Long-COVID die Folge sei, so Tilg. Das Ergeb­nis: Bei 32 Pati­en­ten wur­den 7,3 Monate nach der Infek­tion noch Virus­be­stand­teile oder Virus­reste in der Dünn- oder Dick­darm­schleim­haut gefun­den; bei mehr als der Hälfte der Pati­en­ten auch noch das Virus-Eiweiß. Blut­un­ter­su­chun­gen zeig­ten, dass Pati­en­ten, bei denen am meis­ten Viren im Gewebe gefun­den wur­den, weni­ger Anti­kör­per hat­ten. „All das ist noch kein Beweis, aber ein star­ker Hin­weis dar­auf, dass der Kör­per offen­bar ein Pro­blem hat, diese Virus­be­stand­teile end­gül­tig zu eli­mi­nie­ren“, erklärt Tilg. Nahe­lie­gend sei, dass Virus­reste auch in ande­ren Orga­nen wie Lunge, Niere oder Leber vor­han­den sein könn­ten. Gastroenterology/​APA

Jede dritte HIV-Infek­tion durch Auslandsreisen
Ein Drit­tel der HIV-Infek­tio­nen ist auf Über­tra­gungs­ket­ten mit nicht-inlän­di­schen HIV-Sequen­zen ver­knüpft und „wohl das Resul­tat von Aus­lands­rei­sen und Migra­tion“, so Katha­rina Kuse­jko vom Insti­tut für Medi­zi­ni­sche Viro­lo­gie der Uni­ver­si­tät Zürich. Um den Über­tra­gungs­weg zu cha­rak­te­ri­sie­ren, erstellte sie mit ihrem Team einen HIV-Stamm­baum aus Virus-Erb­gut-Daten. Die­ser ent­hielt neben den Pati­en­ten­da­ten der inter­na­tio­na­len Los Ala­mos-Daten auch jene der öster­rei­chi­schen und Schwei­zer HIV-Kohor­ten­stu­die mit 3.141 bezie­hungs­weise 12.902 Pati­en­ten. „In bei­den HIV-Stu­dien waren unter Pati­en­ten mit hete­ro­se­xu­el­lem Über­tra­gungs­weg Frauen über­pro­por­tio­nal ver­tre­ten im Ver­gleich zu Män­nern“, so Kuse­jko. So gebe es auch bei hete­ro­se­xu­ell akti­ven Män­nern mehr nicht dia­gnos­ti­zierte HIV-Infek­tio­nen. Rück­läu­fig hin­ge­gen sind Über­tra­gungs­ket­ten via intra­ve­nö­sem Dro­gen­kon­sum. Jour­nal of Acqui­red Immune
Defi­ci­ency Syndromes/​APA

Hepa­ti­tis bei Kin­dern: Ade­no­vi­ren als Ursache
Das Ade­no­vi­rus 41 könnte die Ursa­che für das gehäufte und bis­her unge­klärte Auf­tre­ten von Hepa­ti­tis bei Kin­dern sein. Dies teil­ten die US-ame­ri­ka­ni­schen Cen­ters for Dise­ase Con­trol nach der Unter­su­chung von neun Fäl­len in Ala­bama mit. Alle Kin­der wur­den posi­tiv auf das Ade­no­vi­rus 41 getes­tet. Dabei wur­den COVID-19, die Hepa­ti­tis-Viren A, B und C sowie Mor­bus Wil­son als Ursa­chen aus­ge­schlos­sen. Die betrof­fe­nen Kin­der im Alter von einem bis sechs Jah­ren lit­ten unter Bauch­schmer­zen, Durch­fall, Erbre­chen und Gelb­sucht. Drei erlit­ten ein aku­tes Leber­ver­sa­gen; bei zweien war eine Trans­plan­ta­tion erfor­der­lich. APA

Affen­po­cken in Groß­bri­tan­nien aufgetreten
In Nige­ria dürfte sich ein Mann, bei dem Affen­po­cken nach­ge­wie­sen wur­den, ange­steckt haben und dann nach Groß­bri­tan­nien gereist sein. Das teilte die bri­ti­sche Gesund­heits­be­hörde (Health Secu­rity Agency) mit. Eine Über­tra­gung von Mensch zu Mensch erfolge „nicht leicht“ und wenn durch engen kör­per­li­chen Kon­takt, so die Behörde. Sym­ptome sind Fie­ber, Kopf­schmer­zen, geschwol­lene Lymph­kno­ten und ein Aus­schlag, der oft im Gesicht beginnt und sich dann auf andere Kör­per­teile aus­brei­tet. Die meis­ten Erkran­kun­gen haben einen mil­den Ver­lauf und Sym­ptome klin­gen nach eini­gen Wochen ab. Ver­ein­zelt kommt es zu schwe­ren Fäl­len. Affen­po­cken wur­den erst­mals 1970 in Afrika bei Men­schen regis­triert. Die Erre­ger kön­nen von ver­schie­de­nen Tier­ar­ten über­tra­gen wer­den. APA

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Fall der jüngs­ten H5-Vogel­grippe trat kürz­lich in den USA bei einem Mann auf, der an der Keu­lung von Geflü­gel betei­ligt war. Welt­weit han­delt es sich – nach einem Fall im Dezem­ber 2021 in Groß­bri­tan­nien – um den zwei­ten Fall.

Ernäh­rung: unge­sun­der Ein­fluss von Influencern
75 Pro­zent der Lebens­mit­tel und Getränke, für die Influen­cer auf Tik­Tok, Insta­gram und You­Tube wer­ben, ver­sto­ßen wegen ihres hohen Salz‑, Fett- oder Zucker­ge­hal­tes gegen die WHO-Wer­be­richt­li­nien. Das hat ein For­scher­team um Eva Win­zer vom Zen­trum für Public Health der Med­Uni Wien her­aus­ge­fun­den. Für ihre Stu­die ana­ly­sier­ten die Wis­sen­schaf­ter Mahl­zei­ten, Snacks und Getränke, die in Posts und Videos von sechs der belieb­tes­ten deutsch­spra­chi­gen Influen­cer auf den drei Social-Media-Kanä­len prä­sen­tiert wur­den. Zusam­men errei­chen diese Influen­cer mehr als 35 Mil­lio­nen 13- bis 17-Jäh­rige. Diese Fol­lower wer­den stünd­lich mit 18 Pro­duk­ten – meist ohne, dass sie es mer­ken – kon­fron­tiert. Der Groß­teil der Posts und Videos ist dabei nicht ein­deu­tig als Wer­bung gekenn­zeich­net. „Das unter­streicht die drin­gende Not­wen­dig­keit von Richt­li­nien und einer wirk­sa­men Regu­lie­rung des Influen­cer-Mar­ke­tings für Kin­der“, so Winzer. 
Med­Uni Wien

Zucker­an­teil in Geträn­ken unver­än­dert hoch
45 Pro­zent aller Getränke haben einen zu hohen Zucker-nteil oder ent­hal­ten Süß­stoffe und ent­spre­chen somit nicht den WHO-Kri­te­rien. Der Anteil der Getränke mit einem zu hohen Zucker­ge­halt ist 2022 im Ver­gleich zum Vor­jahr (42,4 Pro­zent) gestie­gen. Bei die­sem jähr­lich vom Salz­bur­ger Insti­tut SIPCAN (Spe­cial Insti­tute for Pre­ven­tive Car­dio­logy And Nut­ri­tion) durch­ge­führ­ten Test wur­den zwi­schen Novem­ber 2021 und Februar 2022 ins­ge­samt 500 Getränke anhand der eige­nen Kri­te­rien, die jenen der WHO und der D‑A-CH-Refe­renz­werte für Nähr­stoff­zu­fuhr ent­spre­chen, ana­ly­siert. Getränke soll­ten maximal 6,7 Gramm Zucker pro 100 Mil­li­li­ter inklu­sive natür­lich ent­hal­te­nem Zucker und keine Süß­stoffe ent­hal­ten. Die dies­jäh­ri­gen Ergeb­nisse: Der Zucker­an­teil sta­gniert bei sechs Gramm; in den ver­gan­ge­nen zehn Jah­ren sank er um etwa 20 Pro­zent. Gründe dafür sind – so Stu­di­en­lei­ter Manuel Schät­zer – einer­seits die zu geringe Reduk­tion des Zucker­an­teils und ande­rer­seits die stei­gende Zahl an Impor­ten von Pro­duk­ten, die sich zu wenig an den Kri­te­rien orientieren. 
APA

Creme gegen vul­väre intra­epi­the­liale Neoplasien
Die Erfolgs­rate der Behand­lung mit einer Imi­qui­mod-Creme ist ebenso wirk­sam wie ein chir­ur­gi­scher Ein­griff. Zu die­sem Ergeb­nis kommt Univ. Prof. Gerda Trut­novsky von der Gra­zer Uni­ver­si­täts­kli­nik für Frau­en­heil­kunde und Geburts­hilfe. Sie führte zwölf Monate lang an meh­re­ren öster­rei­chi­schen Spi­tä­lern eine ran­do­mi­sierte Stu­die mit mehr als 100 Pati­en­tin­nen durch. Die Betrof­fe­nen wur­den dabei ent­we­der ope­riert oder mit der Imi­qui­mod-Creme behan­delt. Diese wird zwei- bis drei­mal pro Woche ange­wen­det; Kon­troll­un­ter­su­chun­gen sind not­wen­dig. Imi­qui­mod sei eine „sichere, wirk­same und gut akzep­tierte Alter­na­tive zur Ope­ra­tion“, so Trut­novsky. Der Ein­satz von Imi­qui­mod als Erst­li­ni­en­the­ra­pie könne in Betracht gezo­gen werden. 
The Lancet/​APA

Sie­ben Stun­den Schlaf optimal
Die opti­male Schlaf­dauer im mitt­le­ren und hohen Alter beträgt sie­ben Stun­den; alles dar­über oder dar­un­ter beein­träch­tigt die psy­chi­sche Gesund­heit und ver­schlech­tert die geis­tige Leis­tung. Zu die­ser Erkennt­nis kamen For­scher um Prof. Bar­bara Saha­kian und Prof. Jian­feng Feng von den Uni­ver­si­tä­ten Cam­bridge und Fuhan. Sie unter­such­ten 500.000 Per­so­nen zwi­schen 38 und 73 Jah­ren aus der Bio­bank des United King­dom. Die Pro­ban­den wur­den zum Schlaf­ver­hal­ten, der psy­chi­schen Gesund­heit und dem Wohl­be­fin­den befragt; außer­dem absol­vier­ten sie kogni­tive Tests. Von knapp 40.000 Teil­neh­mern lagen MRT-Bil­der des Gehirns und gene­ti­sche Daten vor. Es zeigte sich, dass sowohl eine zu kurze als auch eine zu lange Schlaf­dauer die kogni­ti­ven Leis­tun­gen wie Auf­merk­sam­keits­spanne oder Pro­blem­lö­sungs­fä­hig­keit min­dert und zu Angst, Depres­sio­nen und einem gerin­ge­ren all­ge­mei­nen Wohl­be­fin­den führt. Dies hänge – so die For­scher – ver­mut­lich mit einer Stö­rung des Slow-Wave-Schla­fes und so mit einer Anhäu­fung von Beta-Amy­loid-Mole­kü­len zusam­men. Auf den Hirn­scans zeigte sich fer­ner ein Zusam­men­hang zwi­schen Schlaf­dauer und Unter­schie­den in der Struk­tur von Hirn­re­gio­nen, die an der kogni­ti­ven Ver­ar­bei­tung und dem Gedächt­nis betei­ligt sind – etwa im Hip­po­cam­pus. Bei älte­ren Men­schen hängt der schlech­tere Schlaf mit der gene­ti­schen Ver­an­la­gung und der Gehirn­struk­tur zusam­men. APA/​Nature Aging

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 10 /​25.05.2022