Kurz und informativ

25.03.2022 | Medizin

Reinigungsmittel schädigen Atemwege
Die in Reinigungsmitteln mit Zitrus- oder Piniengeruch enthalten Monoterpene setzen flüchtige organische Verbindungen frei (Volatile Organic Compounds – VOC), die Sinnesreizungen, Kopfschmerzen und Organschäden oder Krebs verursachen können, so die US-amerikanische (Environmental Protection Agency, EPA). Für die zugrundeliegende Studie hat ein Team um Colleen Rosales während ihrer Tätigkeit an der Indiana University die Raumluft eines 20 Quadratmeter großen Testraums analysiert, nachdem dieser mit handelsüblichen auf Monoterpenen basierenden Reinigungsmitteln eine Viertelstunde gewischt worden war. Die Forscher berechneten, dass ein Mensch, der diesen Reiniger benutzt, zu Beginn des Wischens etwa 30 bis 40 Mikrogramm primäre VOC pro Minute einatmet. Dazu kommen noch 0,1 bis 0,7 Mikrogramm sekundäre organische Aerosole, die durch die Reaktion des Produkts mit der Raumluft entstehen. Auch wenn dies massemäßig nicht viel sei, hätten diese Partikel doch gesundheitliche Relevanz, da sie aufgrund ihrer Größe – im Nanobereich – in tiefste Regionen der Lunge vordringen können. APA/Science Advances

Weltraum verändert Motorik von Kosmonauten
In der neuronalen Verbindung zwischen verschiedenen motorischen Bereichen im Gehirn von Kosmonauten kommt es im Weltraum zu Veränderungen – und diese sind auch sieben Monate nach der Rückkehr zur Erde noch vorhanden. Wissenschafter um Prof. Floris Wuyts von der Universität Antwerpen untersuchten in Kooperation mit der Europäischen Weltraumagentur und der russischen Raumfahrtbehörde mittels Hirnscans die Gehirne von zwölf Kosmonauten, die durchschnittlich ein halbes Jahr auf der ISS verbracht hatten. Dabei wurde die weiße Hirnsubstanz mit jener von 13 Kontrollpersonen verglichen. Es zeigte sich, dass die verschiedenen Gehirnregionen im All neu verdrahtet würden. ­Limitierend ist allerdings, dass die Stichprobe sehr klein war; Langzeitstudien seien daher nötig. APA/Frontiers in Neural Circuits

60
Kilogramm Soja konsumiert ein ­Europäer durchschnittlich pro Kopf und Jahr – vorwiegend indirekt durch das in der Vieh- und Fischzucht eingesetzte und in Südamerika produzierte Soja.

Untauglich wegen Adipositas
Bei unter 18-Jährigen hat Adipositas Grad 2 und Grad 3 überproportional zugenommen, zeigen die Stellungsdaten des Bundesheeres. Bei den 874.220 Burschen im Alter von 18 Jahren zeigte sich ein durchschnittlicher Anstieg des BMI von 22,0 im Jahr 2003 auf 22,8 im Jahr 2018. Im gleichen Zeitraum stiegen Übergewicht und Adipositas I-III von 15,3/4,2/1,2 und 0,4 Prozent auf 20,4/7,1/2,5 beziehungsweise 0,8 Prozent. Insgesamt wurden 25,7 Prozent der adipösen Männer als für den Wehrdienst nicht tauglich oder teiltauglich eingestuft. Univ. Prof. Gerhard Prager von der Adipositas-Ambulanz der MedUni Wien ortet einen signifikanten Zusammenhang zwischen einem hohen BMI und einem niedrigen Bildungsgrad sowie dem sozio­ökonomischen Status. APA/Obesity Surgery

Mikroben-Hüllstoffe als Arzneimittelhülle
Lipide aus der Hülle von Mikroben entwickelten Forscher um David Wurm, Oliver Spadiut und Julian Quehenberger vom Institut für Verfahrenstechnik, Umwelttechnik und technische Biowissenschaften der TU Wien eine neuartige Schutzhülle für Wirkstoffe. In diese Liposomen könnte beispielsweise mRNA für Impfstoffe, Antibiotika und Schmerzmittel verpackt werden. So sind die Liposomen vor der Magensäure geschützt und können danach an der Schleimhaut anhaften, wo sie den Wirkstoff langsam abgeben. Laut Spadiut könnten die Wirkstoffe so auch besser aufgenommen werden, als wenn sie rasch wieder vom Darm ausgeschieden ­werden. Sulfolobus acidocaldarius – so der Name der Mikrobe – wurde im Yellow Stone Nationalpark entdeckt und wächst in heißen ­schwefelhaltigen Quellen. Die Wissenschafter schufen einen neuartigen Bioprozess, mit dem sie diese Mikroben kultivieren können. APA

Neue App detektiert Nahrungsmittel-Intoleranzen
Die Identifikation der Ursachen von Kohlenhydrat-Intoleranzen ermöglicht die CarboCeption-App, die von Forschern um Univ. Prof. Heinz Hammer von der Medizinischen Universität Graz und Univ. Prof. Johann Hammer von der Medizinischen Universität Wien entwickelt wurde. Für die Symptommessung verwendet die App einen wissenschaftlich validierten Test, der an den beiden Medizin-Unis entwickelt wurde. Der Test kann mit verschiedenen Lebensmitteln und auch mit Laktose, Fruktose in unterschiedlichen Mengen durchgeführt werden. Betroffene messen dabei auf einer Skala anhand des zugrundeliegenden Fragebogens drei Stunden lang ihr Wohlbefinden und Symptome nach einer Erinnerung alle 30 Minuten. Das Ergebnis und auch Ernährungsempfehlungen stehen den Usern sofort nach Beendigung des Tests zur Verfügung. Die App steht für Apple- und Androidgeräte in den jeweiligen App-Stores kostenlos zum Download zur Verfügung. MedUni Graz/MedUni Wien

Natriumhaltiges Paracetamol erhöht kardiovaskuläres Risiko
Natriumhaltiges Paracetamol erhöht das Risiko für einen Myokardinfarkt, einen Insult oder Herzinsuffizienz und den Tod bei Patienten mit und ohne Hypertonie mit zunehmender Einnahmedauer. Paracetamol-Brause enthält bis zu 0,44 Gramm Natrium. Bei einer maximalen Tagesdosis von zwei Tabletten a 0,5 mg alle sechs Stunden entspricht das 3,5 Gramm Natrium und liegt damit über der von der WHO empfohlenen Gesamtaufnahme von zwei Gramm pro Tag. „Das Risiko stieg bei einmaliger Verschreibung um ein Viertel und bei fünf oder mehr Verschreibungen um die Hälfte“, sagt Ass. Prof. Chao Zeng vom Xiangya Hospital von der Central South University Changsha nach der Analyse von Daten des Britischen Health Improvement Network. Die Forscher verglichen 4.532 Patienten mit Hypertonie, die natriumhaltiges Paracetamol einnahmen, mit 146.866, denen natriumfreies Paracetamol verschrieben wurde. Sie stellten diese beiden Gruppen 5.351 Personen ohne Hypertonie und natriumhaltiges Paracetamol sowie 141.948 mit natriumfreien Paracetamol gegenüber. Die Patienten waren zwischen 60 und 90 Jahre alt; sie wurden ein Jahr nachbeobachtet. Das Ergebnis: Bei Hypertonie und natriumhaltigem Paracetamol lag das kardiovaskuläre Risiko bei 5,6; bei natriumfreiem bei 4,6 Prozent. In dieser Gruppe lag das Mortalitätsrisiko bei 7,6 versus 6,1 Prozent. Lag keine Hypertonie vor und es wurde natriumhaltiges Paracetamol verabreicht war das kardiovaskuläre Risiko 4,4; bei natriumfreiem 3,7 Prozent; die Mortalität betrug 7,3 und 5,9 Prozent. APA/European Heart Journal

Kachexie durch zelluläre Fehlinformationen
Eine fehlerhafte Kommunikation zwischen verschiedenen Zelltypen und nicht der Tumor selbst führt bei onkologischen Patienten zu Kachexie. Zu dieser Erkenntnis gelangte Priv. Doz. Martina Schweiger vom Institut für Molekulare Biowissenschaften der Universität Graz in Zusammenarbeit mit internationalen Forschern. Tumore von Patienten, die kachektisch sind, senden Entzündungsfaktoren ins Blut, die wiederum Immunzellen aktivieren. Daraufhin geben u.a. Makrophagen, Fett- und Nervenzellen einander das Kommando zum Abbau, während sich der Tumor der Immunabwehr entzieht und weiterwachsen kann. Schweiger dazu: „Nun ist klar, dass verschiedene Zelltypen aneinander vorbei kommunizieren, während der Krebs das Immunsystem austrickst“. Die Forscher suchen nun nach einem Weg, diesen Teufelskreis zu verzögern oder zu stoppen. APA/PNAS

HRT verlangsamt postmenopausale Alterung
Eine kombinierte Hormonersatztherapie (HRT) verlangsamt bei Frauen nach der Menopause die Alterung von Epithelzellen – Voraussetzung dafür ist, dass diese Frauen nicht an einem Mammakarzinom erkrankt sind. Das ­konnten Innsbrucker Forscher um Univ. Prof. Martin Widschwendter von der Universität Innsbruck anhand von 2.000 Proben aus gynäkologischen Vorsorgeuntersuchungen zeigen. Die ­Wissenschafter entwickelten eine epigenetische Uhr, mit ­Hilfe derer der Alterungsprozess von Epithelzellen der Cervix uteri aufgrund der DNA-Methylierung gemessen wird. APA/Genome Biology

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 06 / 25.03.2022