Kurz und informativ

10.02.2022 | Medizin

Prostata-Ca: Biomarker identifiziert Tumor-DNA

In Plasmaproben von Patienten mit einem metastasierenden Prostatakarzinom konnten epigenetische Biomarker für zirkulierende Tumor-DNA identifiziert werden. Das gelang einem Forscherteam um Thomas Dillinger der Arbeitsgruppe von Univ. Prof. Gerda Egger vom Klinischen Institut für Pathologie der MedUni Wien in Zusammenarbeit mit dem Ludwig Boltzmann Institute Applied Diagnostics mit Hilfe von Liquid Biopsy. Die Tumor-DNA wurde anhand der DNA-Methylierung von spezifischen Genen mit einer hohen Spezifität und Sensitivität erkannt. Bei lokalen, wenig aggressiven Tumoren war keine Tumor-DNA nachweisbar. In einer weiterführenden Analyse wurde das Ansprechen auf eine Chemotherapie und Anti-Androgentherapie mittels Marker-Genen kontrolliert. Fazit: Eine erhöhte DNA-Methylierung war mit einer schlechteren Prognose und einer kürzeren Überlebensdauer verbunden. Molecular Cancer/MedUni Wien

Zwillingsschwangerschaft in Uterus didelphysEine Frau mit zwei Uteri hat Ende Dezember 2021 in Israel Zwillinge zur Welt gebracht, die je in einer Gebärmutter herangewachsen waren. Außerdem ist ein Uterus in der Mitte geteilt. Eine Zwillingsschwangerschaft mit einem Uterus didelphys – so die Bezeichnung – kommt mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa eins zu einer Million vor. Die Kinder der 31-Jährigen – ein Mädchen und ein Bub – kamen in der 35. Schwangerschaftswoche per Sectio im Ichilov-Krankenhaus in Tel Aviv zur Welt. APA

Smoothie deckt 50 Prozent des täglichen Zuckerbedarfs
Zwei Drittel der zum Kauf angebotenen roten Smoothies decken mehr als die Hälfte des täglichen Zuckerbedarfs ab. Insgesamt 20 der aus püriertem Obst und Gemüse bestehenden Mischgetränke, die lebensmittelrechtlich nicht klar definiert sind, hat die Arbeiterkammer Oberösterreich einem Test unterzogen. Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) enthält ein guter Smoothie einen mindestens 50-prozentigen Anteil an ganzem Obst oder Gemüse als Stücke oder in Form von Püree. Ergebnis des Tests: Einer der günstigsten Smoothies enthielt mit 71 Prozent den größten Fruchtanteil; der teuerste nur 49 Prozent. Am wenigsten Frucht enthielt mit 27,8 Prozent ein Produkt, dem Süßkartoffelextrakt beigemengt war. Die Smoothies enthielten – auch ohne Zuckerzusatz – pro Flasche zwischen circa 23 bis 32,5 Gramm fruchteigenen Zucker. Zehn Smoothies waren den DGE-Empfehlungen entsprechend einwandfrei, fünf bedingt, drei mäßig und zwei wenig entsprechend. APA

Typ 1-Diabetes: künstliche Intelligenz steuert Glukosespiegel

Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz – einem Algorithmus zur Steuerung des „Closed-Loop-Systems“ – kann das Glukosemanagement von Kleinkindern mit Typ 1- Diabetes verbessert werden. Das zeigt das EU-Projekt „KidsAP“ mit 74 Kindern zwischen einem und sieben Jahren in sieben Studienzentren (Cambridge, Leeds, Luxemburg, Leipzig sowie den Medizinischen Universitäten in Graz, Innsbruck und Wien). Das von der Universität Cambridge entwickelte Closed-Loop-System beinhaltet eine Handy-App, einen Glukosesensor sowie eine Insulinpumpe. Bei bisherigen Systemen war die Unterstützung der Eltern erforderlich: Sie mussten die durch die Pumpe verabreichte Insulinmenge anpassen. Die Kinder verwendeten 16 Wochen lang das von der App gesteuerte System und anschließend 16 Wochen als Kontrollbehandlung herkömmliche Sensor-gestützte Insulinpumpen. Das Ergebnis: Die Kinder waren mit der App 125 Minuten pro Tag länger im Zielbereich; auch die Zeit mit erhöhten Blutzuckerwerten konnte um neun Prozentpunkte verringert werden. Die Eltern müssen lediglich zu den Mahlzeiten Insulin verabreichen. Während der übrigen Zeit arbeitet der Algorithmus von selbst, den programmierten Glukosezielwert zu erreichen und stabil zu halten. APA

COVID-19: neue mRNA-Impfstoffe

Bei einer neuen Generation von COVID-19-Impfstoffen ist in der sich selbst vermehrenden mRNA (self-amplifying oder samRNA) jede mRNA mit einem Polymerase-Enzym kombiniert. Nach der Aufnahme in die Zellen multipliziert das Polymerase-Enzym die mRNA in den Zellen, während bei herkömmlichen mRNA-Impfstoffen jede injizierte Boten-RNA in ein Protein, das als Antigen dient, umgesetzt wird. Der zweite Unterschied: Neben der Bauanleitung für das Spike-Protein enthält der neue Impfstoff auch mRNA-Abschnitte von weiteren Virusbestandteilen, die zum Teil nur im Inneren des Virus vorhanden sind. Daher können sie von Antikörpern nicht erkannt werden, erscheinen aber bei der Vermehrung in T-Lymphozyten als Epitope auf deren Oberfläche, was wiederum die T-Zell-Antwort verstärkt. Der von einem US-amerikanischen Biotech-Unternehmen stammende Impfstoff GRT-R910 wurde in einer Phase I-Studie des National Institute of Health Research Clinical Research Facility an der Universität Manchester an zehn gesunden über 60-Jährigen eingesetzt. Sie hatten zuvor zwei Dosen des Impfstoffs von Astra-Zeneca erhalten; die dritte Impfung mit dem neu entwickelten Impfstoff erfolgte frühestens 22 Wochen nach der zweiten Impfung. APA

Wirkstoffgleiche Medikamente, unterschiedliche FKIs

Bei den Fachkurzinformationen (FKI) von wirkstoffgleichen Medikamenten gibt es deutliche Diskrepanzen – speziell bei den Indikationen und Kontraindikationen. Studienkoordinator Prof. Maximilian Gahr analysierte mit seiner Arbeitsgruppe „Pharmakovigilanz“ an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie III in Ulm die Fachkurzinformationen von Medikamenten der in Deutschland 100 am häufigsten verordneten Substanzen. In 1.426 Fachinformationen von wirkstoffgleichen Arzneimitteln beziehungsweise Präparaten wurde untersucht, ob es Unterschiede bei der Zahl den angeführten Indikationen und Kontraindikationen gibt. Ergebnis: Bei 41 beziehungsweise 65 Prozent gab es Unterschiede. Am größten waren diese bei Präparaten mit Amoxicillin (16 vs neun Indikationen; Spannbreite = sieben); gefolgt von Ibuprofen (Spannbreite fünf) und Allopurinol (Spannbreite vier). Bei den Kontraindikationen lag Lisinopril mit elf Abweichungen an der Spitze, gefolgt von Hydrochlorothiazid (Spannbreite neun) und Torasemid (Spannbreite acht). Studien zur Frage, ob es tatsächlich pharmakologische oder pharmazeutische Unterschiede zwischen den einzelnen Medikamenten gibt, sind in Vorbereitung. Klar ist nach Ansicht der Wissenschafter jedoch, dass bei den Fachkurzinformationen Harmonisierungsbedarf besteht. European Journal of Clinical Pharmacology/APA

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Prozent der 35.000 Tiroler Blutspender zwischen 18 und 70 Jahren haben laut einer Studie Corona-Antikörper. Allerdings waren im September 2021, als die Studie durchgeführt wurde, nur 75,8 Prozent geimpft.

Neuronales Netzwerk löst Tics aus

Nicht eine einzelne Gehirnregion ist für Tics – wie etwa das Tourette-Syndrom – verantwortlich, sondern dies ist auf eine Fehl-
funktion in einem Netzwerk von verschiedenen Arealen im Gehirn zurückzuführen. Dafür fanden und untersuchten die Forscher
um Andreas Horn von der Klinik für Neurologie mit Experimenteller Neurologie an der Charité Berlin 22 Fallbeschreibungen von
Patienten, deren Tics auf eine erworbene Schädigung der Hirnsubstanz zurückzuführen ist. Sie kartierten das Hirnareal, in dem sich
die Schädigung befand, und auch, mit welchen anderen Bereichen im Gehirn dieser Ort normalerweise über Nervenfasern verbun-
den wäre. Ergebnis: Trotz unterschiedlicher Lokalisation der Schädigungen waren nahezu alle Teil eines gemeinsamen Nerven-
geflechts bestehend aus Cortex insularis, Gyrus cinguli, Striatum, Globus pallidus internus, Thalamus und Kleinhirn. Eine
Reizung dieses Netzwerks durch tiefe Hirnstimulation bei Menschen mit Tourette-Syndrom brachte den Beweis: Je
präziser die Elektroden das Netzwerk stimulieren, umso stärker gingen die Symptome zurück. Diese Erkenntnisse
würden laut Erstautor Christos Ganos künftig bei der Behandlung einfließen. Brain/Charité Berlin

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 03 / 10.02.2022