FAQs: Influenza-Impfung kompakt

11.10.2022 | Medizin

Die wichtigsten Informationen rund um das Thema Influenza-Impfung bietet folgende Übersicht.

In Österreich … erkranken während einer durchschnittlichen Saison fünf bis zehn Prozent der Erwachsenen und zehn bis 20 Prozent der Kinder an Influenza. Die jährliche Influenza-assoziierte Sterblichkeit liegt bei 1.000 bis 1.200 Personen (saisonale Schwankungsbreite 400 bis 4.000, im Durchschnitt > 15 Fälle/100.000).

Die Übertragung … von Influenza-Viren erfolgt vor allem durch Tröpfcheninfektion beim Husten und Niesen, aber auch durch direkten Kontakt mit kontaminierten Oberflächen und anschließendem Hand-Mund/Hand-Nasen-Kontakt. In circa einem Drittel liegt ein asymptomatischer Verlauf vor.

Nach rund zwei Tagen Inkubationszeit … kommt es zu einem schlagartigen Krankheitsbeginn mit hohem Fieber und starkem Krankheitsgefühl, Myalgie, bohrenden Kopfschmerzen und starken Halsschmerzen. Die mehrwöchige Rekonvaleszenz ist von körperlicher Schwäche und eingeschränkter Leistungsfähigkeit gekennzeichnet.

Für Komplikationen … sind Säuglinge, Kleinkinder, Schwangere, Menschen über 60 Jahre und Personen mit Immunschwäche und/oder chronischen Grundkrankheiten besonders gefährdet – mit mehr als 60 Prozent der Hospitalisierungen und rund 90 Prozent der Todesfälle.

Kardiovaskuläre Erkrankungen … erhöhen das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf und eine Influenza erhöht das Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen. Das Risiko für einen Myokardinfarkt in den ersten sieben Tagen einer Influenza-Infektion steigt um das Sechsfache und normalisiert sich erst nach einer Woche. Patienten < 65 Jahre mit einer chronischen Herzerkrankung haben ein 10,7-fach erhöhtes Risiko für eine Hospitalisierung. Bei kardialer oder pulmonaler Vorerkrankung ist das Mortalitätsrisiko deutlich erhöht.

Die Influenza-Durchimpfungsrate … ist in Österreich mit zehn Prozent der Gesamtbevölkerung extrem niedrig. Bei den über 60-Jährigen liegt die Impfrate von circa 35 Prozent deutlich unter der von der WHO empfohlenen Durchimpfungsrate von 75 Prozent. Nur 20 Prozent der Hochrisiko-Patienten sind geimpft.

Die zugelassenen Influenza-Impfstoffe … in Österreich sind mit einer Ausnahme Totimpfstoffe (inaktivierte, nicht vermehrungsfähige Viren beziehungsweise Virusbestandteile). Der intranasal verabreichte Lebendimpfstoff beinhaltet vermehrungsfähige, attenuierte Influenza-Viren und bewirkt eine lokale Immunantwort. Dieser Impfstoff ist nur zwischen zwei und 18 Jahren zugelassen.

Der ideale Zeitpunkt … für die Influenza-Impfung ist Ende Oktober/Mitte November. Eine Impfung ist sowohl zu einem früheren als auch späteren Zeitpunkt und auch während der Epidemie möglich.

Bei der erstmaligen Impfung von Kindern … ab dem vollendeten sechsten Lebensmonat bis zum vollendeten neunten Lebensjahr sollen zwei Impfungen mit einem tetravalenten Impfstoff im Abstand von mindestens vier Wochen erfolgen. Danach reicht eine Dosis jährlich. Kinder tragen stark zur Ausbreitung der Influenza bei; die Viruslast ist besonders im Säuglings- und Kleinkindesalter sehr hoch.

Für Erwachsene bis zum vollendeten 65. Lebensjahr … wird eine jährliche Impfung mit einem tetravalenten Impfstoff empfohlen. Man vermutet – besonders bei jüngeren Erwachsenen – eine schwach ausgeprägte Immunität gegen Influenza-B-Stämme.

Personen über 65 Jahren … wird die Influenza-Impfung dringend empfohlen; vorzugsweise mit einem adjuvantierten trivalenten Impfstoff (zugelassen ab dem vollendeten 65. Lebensjahr). Zeigt sich ein intensives Auftreten des im trivalenten Impfstoff fehlenden Influenza-B-Stammes, sollte der tetravalente Impfstoff verabreicht werden. Sofern verfügbar kann auch der Hochdosis-Impfstoff eingesetzt werden.

Schwangere … haben ein hohes Komplikations- und Hospitalisierungsrisiko – verbunden mit erheblichen Folgen für das Kind. Daher wird die Impfung vor oder während der Influenza-Saison im zweiten oder dritten Trimenon dringend empfohlen; im ersten Trimenon, wenn eine Influenzawelle bevorsteht.

Schwer chronisch kranke Personen … sowie Immunsupprimierte erhalten eine sequentierte Impfung, zuerst adjuvantiert trivalent. In einem Intervall von zumindest vier Wochen wird in Abhängigkeit von der epidemiologischen Lage eine weitere tri- oder tetravalente inaktivierte, nicht adjuvantierte Impfung verabreicht. Es kann auch der Hochdosis-Impfstoff eingesetzt werden. Das Umfeld von Risikopersonen sollte ebenfalls konsequent geimpft werden.

Das Gesundheitspersonal … stellt nicht nur eine Infektionsquelle für Patienten dar: Es hat auch Vorbildfunktion. Die Impfempfehlung von einem Mitarbeiter im Gesundheitswesen ist entscheidend.

Die Effektivität … ist geringer als bei vielen anderen Impfungen. Bei einer sehr guten Übereinstimmung der zirkulierenden Stämme mit dem Impfstoff wurde bei jungen Erwachsenen eine Wirkung von bis zu 80 Prozent ermittelt. Bei älteren Menschen kann das Risiko durch die Impfung halbiert werden. Bei einer Wirksamkeit von 41 bis 63 Prozent bei älteren Erwachsenen erkranken daher „nur“ vier bis sechs Personen; ohne Impfung wären es circa zehn.

Impfreaktionen und Nebenwirkungen … können Rötungen, Schwellungen oder Druckschmerz an der Impfstelle sein. Selten sind Fieber, Muskel- und Kopfschmerzen oder ein allgemeines Krankheitsgefühl.

MaS

Quelle: State of the Art „Influenza-Impfung“ von Univ. Prof. Ursula Kunze, ÖÄZ 21/10. November 2020

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 19 / 10.10.2022