Standpunkt Harald Mayer: Mein Zehn-Punkte-Plan

10.06.2022 | Aktuelles aus der ÖÄK

Dr. Harald MayerDie Politik wirft der Österreichischen Ärztekammer wieder einmal vor, keine konkreten Strategien für die Attraktivierung des Arztberufs und wider den drohenden Ärztemangel vorlegen zu können – dem Wunsch nach Konkretisierung komme ich (wieder) mit einem Zehn-Punkte-Plan als Checkliste gerne nach, sie darf kostenfrei verwendet werden, die ÖÄK hilft bei der Umsetzung gerne mit:
• Verbesserung der Arbeitsbedingungen im Spital u.a. durch Besetzung offener Dienststellen und leistungsgerechte Entlohnung
• Steuerung von Patientenströmen für die Entlastung der Ambulanzen und Reduktion der administrativen Belastung und Dokumentationsarbeit.
• Hundertprozentige Einhaltung des KA-AZG ohne versteckte Überstunden.
• Flexible Arbeitszeitmodelle: Strikte Trennung in „angestellt“ und „freiberuflich“ auflösen. Weg von dem Gedanken, dass nur „Vollzeit“ sinnvoll fürs Arbeiten im Spital ist. In der Schweiz können sich Ärzte Hausarztstellen teilen und mit ihrer restlichen Arbeitskraft frei umgehen.
• Ausbildung ernst nehmen, das ist kein ärztliches Hobby! Offene Ausbildungsstellen besetzen und in jeder Abteilung, in der ausgebildet wird, einen Ausbildungsoberarzt installieren.
• Die Festlegung der Ausbildungsstellen in Österreichs Spitälern muss in der Hand der ÖÄK bleiben! Jahrelang haben wir dies mit unabhängiger Expertise gemacht, dann wurde es an die Länder vergeben. Das Ergebnis: Viele offene Ausbildungsstellen liegen brach.
• Bessere Karriere- und Aufstiegsmöglichkeiten sowie Teilzeitmodelle anbieten, um Familie, Freizeit und Beruf besser in Einklang bringen zu können. Schaffung von betriebsnahen Kinderbetreuungsplätzen. Einsatzzeiten im Spitalsdienst planbar machen.
• Berufliche Gesundheitsförderung und Prävention während der Ärztelaufbahn sowie Möglichkeit für Reflexionsgespräche.
• Anheben der Ausgaben für das Gesundheitswesen auf mindestens 12 Prozent des BIP. Damit würden wir uns endlich an der Schweiz und Deutschland orientieren.
• Mehr gesellschaftliche Wertschätzung für den Arztberuf anstatt jenen, die mit übermenschlicher Anstrengung unsere Gesundheitsversorgung auch während der Pandemie auf Top-Niveau aufrechterhalten haben, mit verbaler oder physischer Gewalt zu drohen oder über ärztliche Zwangsarbeit jeglicher Form nachzudenken.

Dr. Harald Mayer
3. Vize-Präsident der Österreichischen Ärztekammer

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 11 / 10.06.2022