Impftag 2022: Sich und andere schützen

10.02.2022 | Aktuelles aus der ÖÄK

Seit dem Österreichischen Impftag 2022 am 22. Jänner – der virtuell und auch mit geringer Präsenzzahl im Van Swieten-Saal der MedUni Wien abgehalten wurde, mit dem Impfquiz von Herwig Kollaritsch als abschließendem Höhepunkt – gibt es den neuen Impfplan: Neben der klaren COVID-19-Impfempfehlung wird auch darauf hingewiesen, trotz der Pandemie andere wichtige Impfungen nicht zu vergessen.

Thorsten Medwedeff

Bezüglich der COVID-19-Impfung bei Kleinkindern gab es am Impftag mehrere Stellungnahmen, dass es bezüglich der Immunisierung der Unter-5-Jährigen zwar keine Sicherheitsbedenken gibt, aber aufgrund vieler Unsicherheiten und noch fehlender gesicherter Studiendaten diese für diese Altersgruppe noch nicht empfohlen wird.

Eine klare Impfempfehlung gab es hingegen für den Varicella-Zoster-Impfstoff Shingrix. Und empfohlen wurde auch dringend der Schutz gegen Influenza: 2020/21 hatten Maskenpflicht und Kontaktbeschränkungen im Rahmen der Pandemie dafür gesorgt, dass es praktisch keine Influenza-Welle gab. Das ist heuer anders. Daher sei es jetzt noch ratsam, sich gegen Influenza impfen zu lassen. Impfstoff stehe ausreichend zur Verfügung.

Im Gegensatz zum Vorjahr fördert der nun wieder quasi uneingeschränkte Reiseverkehr die Verbreitung des Influenza-Virus. Daher sollte man auch Kinder schützen, betont Rudolf Schmitzberger, Leiter des Referats für Impfangelegenheiten der Österreichischen Ärztekammer und Kinderarzt: „“Die Impfung ist im kostenfreien Kinderimpfprogramm in der Saison 21/22 und 22/23 enthalten und wird ab dem vollendeten 6. Lebensmonat empfohlen. Für Kinder bis zum vollendeten 24. Monat, insbesondere Kinder in Gemeinschaftseinrichtungen und Kinder mit Kontraindikationen für den Lebendimpfstoff wird ein inaktivierter, tetravalenter Impfstoff zur Verfügung gestellt. Für Kinder ab dem vollendeten 24. Monat bis zum vollendeten 15. Lebensjahr stehen intranasale, tetravalente Lebendvakzine zur Verfügung. Ich appelliere an alle Eltern, ihre Kinder impfen zu lassen.“ Zudem wurde bis zum Ende der heurigen Influenzasaison die kostenlose, nasale Influenzaimpfung entsprechend ihrer Zulassung auf die Altersgruppe bis zum vollendeten 18. Lebensjahr ausgedehnt.

Geschützte Kinder könnten zur Eindämmung der Virus-Verbreitung enorm beitragen. Dazu heißt es im Impfplan: „Modellrechnungen haben ergeben, dass bereits eine 20-prozentige Durchimpfung von Schulkindern mit einem besseren Gemeinschafts-Schutz vor schwerem Verlauf und Tod durch Influenza für über 60-Jährige einhergeht als eine Impfung von 90 Prozent der Senioren.“

Laut Impfplan wird die Influenza-Impfung für Erwachsene nicht grundsätzlich kostenlos angeboten. Zuschüsse oder kostenfreie Impfungen gibt es jedoch bei einzelnen Arbeitgebern und Sozialversicherungsträgern sowie in manchen Bundesländern und bei ausgewählten Impfaktionen. So stehen beispielsweise sowohl in der Saison 2021/22 als auch in der Saison 2022/23 eine definierte Menge an Impfstoffen für in Alten- und Pflegeheimen betreute Personen ab 60 Jahren kostenfrei zur Verfügung.

Wichtige Impfungen nicht vergessen

Zusätzlich sollten aber auch Anstrengungen zur Eindämmung des Erkrankungsrisikos etwa bei Keuchhusten, Masern, Pneumokokken, FSME oder HPV nicht vergessen werden, heißt es im 183 Seiten starken Impfplan, an dem zahlreiche Top-Experten mitgewirkt haben. Schmitzberger: „Zur dringend notwendigen Verbesserung der HPV-Durchimpfungsrate wird ab Mitte Februar, und bis 30. Juni 2023, österreichweit eine HPV-Catch-Up-Impfaktion für Jugendliche vom vollendeten 12. bis 18. Lebensjahr auch für den niedergelassenen Bereich gestartet. Die Kosten für den Impfling betragen pro Teilimpfung 75 Euro für den Impfstoff plus das empfohlene Impfhonorar von 15 Euro.“

Es gebe keinen Grund, wichtige Impfungen wegen der Pandemie nicht in Anspruch zu nehmen, betont Schmitzberger: „Die Ordinationen sind auch während der Pandemie geöffnet und sicher. Ich kann nur an die Bevölkerung appellieren, auf wichtige Vorsorge- oder Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen, aber insbesondere auf alle wichtigen Impfungen in keinem Fall zu vergessen!“

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 03 / 10.02.2022