HPV-Impfung: Krebs verhindern

11.04.2022 | Aktuelles aus der ÖÄK

Mit einer neuen Impfaktion „HPV Catch Up“ wollen Österreichische Ärztekammer und Apothekerkammer gemeinsam die dramatisch gesunkene Durchimpfungs­rate bei der HPV-Impfung bei Kindern und Jugendlichen deutlich erhöhen.

Thorsten Medwedeff

„Die HPV-Impfung ist neben der Hepatitis B-Impfung die zweite, die eine Krebserkrankung verhindern kann“, sagt Thomas Szekeres, Präsident der Österreichischen Ärztekammer – und bringt es damit auf den Punkt: Denn viele Krebsarten kann man nicht oder kaum verhindern, das ist bei Gebärmutterhalskrebs, aber auch bei Rachen- oder Peniskarzinomen anders. Sie werden nämlich teilweise durch das Humane-Papilloma-Virus (HPV) ausgelöst. Durch die HPV-Impfung, die es seit einigen Jahren gibt, kann eine Infektion mit dem Virus verhindert werden und einer Krebserkrankung vorgebeugt werden.

Das wiederum ist in der breiten Bevölkerung noch nicht so bekannt wie gewünscht. Daher wurde jetzt die Impfaktion „HPV Catch-Up“ gestartet, die sicherstellen soll, dass Kinder und Jugendliche, die die im Kinderimpfprogramm vorgesehene Gratis-HPV-Impfung bis zu ihrem vollendeten 12. Lebensjahr versäumt haben, diese zu einem vergünstigten Preis (75 Euro je Teilimpfung plus 15 Euro Impfgebühr) nachholen können.

„Die HPV-Impfung ist sehr gut verträglich und senkt das Risiko für Gebärmutterhalskrebs, aber auch für Genitalwarzen, um bis zu 90 Prozent – und sie senkt auch deutlich die Gefahr, Krebserkrankungen an Rachen, Kehlkopf, Scheide, Penis oder Anus zu bekommen“, betont Rudolf Schmitzberger, Leiter des Referats für Impfangelegenheiten der ÖÄK. Er plädiert dafür, dass Eltern unbedingt das Angebot wahrnehmen sollten und ihre Kinder – nicht nur die Mädchen – bereits in der vierten Klasse Volksschule gegen HPV impfen zu lassen. „Insbesondere während der Corona-Pandemie, aber auch schon davor sind allerdings leider große Lücken entstanden und die Durchimpfungsrate ist dramatisch gesunken. Die verpassten Impfungen sollten sofort nachgeholt werden.“

Der Hintergrund, warum die HPV-Impfung bereits bei den Kindern empfohlen ist: Bei Kindern fällt die Immunantwort stärker aus und die Antikörperspiegel sind höher. Schmitzberger: „Daher brauchen Kinder auch nur zwei statt drei Teilimpfungen wie es bei Erwachsenen notwendig ist. Je mehr Menschen gegen HPV geimpft sind, desto seltener wird das Virus vorkommen und eine Gefahr darstellen.“ Eine Gefahr stellt HPV – entgegen der anderslautenden, weit verbreiteten Meinung – auch für Buben dar. „Sie erkranken häufiger an Genitalwarzen, aber auch an anderen Krebserkrankungen wie Rachenkarzinomen.“ Überhaupt gehe die Tendenz dahin, dass Rachenkarzinome bei Männern möglicherweise bald häufiger seien als Gebärmutterhalskrebs bei den Frauen.

„Die HPV-Impfung kann in beiden Fällen sehr gut schützen. Daher kann ich nur an die Eltern appellieren, die Kinder frühzeitig, am besten ab dem vollendeten 9. Lebensjahr, impfen zu lassen. Und wer das versäumt hat, dafür gibt es nun die von der Österreichischen Ärzte­kammer und Apothekerkammer gestartete Aktion, die vorerst bis Juni 2023 läuft und im niedergelassenen Bereich sowie in öffentlichen Impfstellen in Anspruch genommen werden kann“, so Schmitzberger. „Endlich ist mit dieser Aktion auch die niedergelassene Ärzteschaft in die HPV-Nachholimpfaktion mit einbezogen.“


Impfaktion: HPV Catch-Up (12-18 Jahren)

Wesentliche Informationen
Die Impfaktion „HPV Catch-Up“ soll sicherstellen, dass Kinder und Jugendliche, welche die Gratis-HPV-Impfung bis zu ihrem vollendeten 12. Lebensjahr versäumt haben, diese zum vergünstigten Selbstkostenpreis nachholen können.
Die wichtigsten Informationen:
Wer? Zur Teilnahme berechtigt sind Kinder und Jugendliche ab dem vollendeten 12. bis zum vollendeten 18.  Lebensjahr mit Hauptwohnsitz in Österreich.
Warum? Humane Papillomaviren (HPV) können durch Haut- bzw. Schleimhautkontakt – unter anderem beim Geschlechts- und Oralverkehr – übertragen werden. Hoch-Risiko-Typen dieser Viren können Krebs- bzw. Krebsvorstufen an Gebärmutterhals, Scheide, Schamlippen, Penis, Anus und im Kopf-Hals-Bereich verursachen. Im Österreichischen Impfplan wird die HPV-Impfung allen Personen ab dem vollendeten 9. Lebensjahr empfohlen, da sie das Risiko einer Infektion und mögliche Folgeerkrankungen minimiert.
Wann? Diese Aktion ist gültig vom 1.3.2022 bis zum 30.6.2023.
Alle weiteren Detail-Infos: https://www.aerztekammer.at/hpv-catch-up


© Österreichische Ärztezeitung Nr. 07 / 10.04.2022