BKAÄ: Neues ÖÄK-CPD – Neues Handeln erlernen

25.05.2022 | Aktuelles aus der ÖÄK

Für das erste Modul des neuen ÖÄK-CPD „Ausbildungskompetenz für den klinischen Alltag“ wurde die Professorin für Bildungspsychologie und Evaluation, Christiane Spiel von der Uni Wien, als Vortragende eingeladen. Thorsten Medwedeff hat mit ihr über die Bedeutung des Life Long Learnings gesprochen und warum der Wissenstransfer von Arzt zu Arzt heutzutage so wichtig ist.

Warum ist eine derartige Qulitätssicherung im Sinn eines „Train the Trainer“-Programms insbesondere für Ärzte so wichtig? Jungärzte kommen mit einem sehr umfangreichen Faktenwissen nach Abschluss des Studiums zur Klinischen Ausbildung in die Spitäler. Dieses Faktenwissen in Handlungswissen umzusetzen und das adaptiv an den jeweiligen Patienten und dabei – um entsprechend rasch handeln zu können – eine hohe Routine zu erwerben, ist sowohl für die Jungärzte als auch für deren betreuende Ärzte eine sehr herausfordernde und höchst wichtige Aufgabe, die viel Kommunikation aber auch Selbstreflexion von beiden Seiten her erfordert. Darüber hinaus gilt es kontinuierliche Weiterbildung bei den Jungärzten als Selbstverständnis zu verankern. Nachdem die betreuenden Ärzte ja nicht eine eigene Ausbildung in Erwachsenenbildung haben, ist so ein Train-the-Trainer-Programm sicherlich sinnvoll und hilfreich.

CPD, die kontinuierliche professionelle Entwicklung, und das Weitergeben von Wissen sind ein weltweiter Trend. Wie schätzen Sie als Bildungspsychologin das ein? In Anbetracht dessen, in welcher Geschwindigkeit neues Wissen, neue Erkenntnisse geschaffen werden und „altes“ Wissen überholt ist, ist dies dringend erforderlich. Zentrale Basis dafür auf Seiten der Lernenden sind Lernmotivation und die Kompetenzen, diese Lernmotivation auch erfolgreich umsetzen zu können, das heißt, die Kompetenzen selbstreguliert zu lernen. Die Lehrenden sollten in der Lage sein, einzuschätzen, wo die Lernenden „stehen“, welches Vorwissen, welche Vorerfahrung sie haben, damit sie wissen, wo sie andocken können. Sie sollten auch wissen, wie lange es dauert, bis „neues Handeln“ zur Routine wird.

Warum ist lebenslanges Lernen und Bildung innerhalb des Erwerbssystems heutzutage so bedeutsam? Weil vielen Prognosen zufolge davon auszugehen ist, dass junge Menschen viel häufiger als früher ihre Berufstätigkeit und ihre Berufsfelderändern werden müssen, was zumeist auch Umschulung oder Umorientierung bedeutet und damit die Bereitschaft zum Lernen über die ganze Lebensspanne erfordert.

Fällt Erwachsenen das Lernen schwerer als Kindern? Gibt es Strategien für optimales, lebenslanges Lernen? Die Basis für erfolgreiches lebenslanges Lernen sollte in der Schule gelegt werden. Das betrifft sowohl die Vermittlung der entsprechenden Kompetenzen zum selbstregulierten Lernen als auch ausreichend Lerngelegenheiten, sich hier zu erproben. Über die Erfolge beim Lernen sollte auch die Lernmotivation aufrecht erhalten bleiben. Viele Studien zeigen ganz klar, dass der Spruch „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“ falsch ist. Jedoch fällt Lernen im Erwachsenenalter umso leichter, je mehr und erfolgreicher man bereits früher gelernt hat.

Info: Infos zur Anmeldung gibt es hier: www.meindfp.at/va/ausbildungskompetenz. CPD steht für Continuing Professional Development – während der Erwerb eines ÖÄK-Diploms oder -Zertifikats dazu dient, Wissen und Fähigkeiten in einem bestimmten medizinischen Bereich zu vertiefen, geht CPD noch darüber hinaus. Das neue CPD „Ausbildungskompetenz für den klinischen Alltag“ startet im Herbst 2022.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 10 / 25.05.2022