Neuer Steu­er­leit­fa­den: Unter­neh­men Arztpraxis

10.02.2021 | Politik


„Unter­neh­men Arzt­pra­xis: Ein Steu­er­leit­fa­den“ – so lau­tet der Titel des Rat­ge­bers für Ärz­tin­nen und Ärzte, der kürz­lich im Ver­lags­haus der Ärzte erschie­nen ist. Die­ser Leit­fa­den beglei­tet Ärzte durch ihr Erwerbs­le­ben mit Tipps und Hil­fe­stel­lun­gen rund um das Thema Selbst­stän­dig­keit.
Sophie Fessl

Vier Exper­ten aus den Berei­chen Recht, Wirt­schaft und Steu­er­be­ra­tung haben die­sen aktu­el­len Steu­er­rat­ge­ber ver­fasst: Prof. Johan­nes Zahrl, Pro­fes­sor für Medi­zin­recht an der Uni­ver­si­tät Wien und Kam­mer­amts­di­rek­tor der ÖÄK, Prof. Mar­kus Metzl, Lei­ter der Abtei­lung Finan­zen und Steu­ern in der ÖÄK sowie die bei­den Steu­er­be­ra­te­rin­nen Patri­cia And­retsch und Maria Ber­ger von der Wirtschaftsprüfungs­ und Steu­er­be­ra­tungs­ge­sell­schaft BDO Aus­tria GmbH.

„An den zahl­rei­chen Anfra­gen haben wir gemerkt, dass das Inter­esse von Ärz­tin­nen und Ärz­ten an The­men wie Steuer und Unter­neh­mens­füh­rung mas­siv zunimmt“, berich­tet Mar­kus Metzl, Pro­fes­sor für Betriebs­wirt­schafts­lehre. „Wir wol­len Ärz­ten einen ziel­grup­pen­ge­rech­ten, ver­ständ­li­chen und kom­pak­ten Leit­fa­den zur Seite stel­len, der diese The­men abdeckt.“ 

Inhalt­lich holt der Rat­ge­ber den Arzt wäh­rend sei­ner Spi­tals­lauf­bahn ab und beginnt mit den wich­ti­gen Fra­gen, die vor einer mög­li­chen selbst­stän­di­gen Tätig­keit zu beant­wor­ten sind: Was ist stan­des­recht­lich zu beach­ten? Wel­che Form der Pra­xis möchte ich wäh­len? Wie lange möchte ich mich zum Bei­spiel in einer Grup­pen­pra­xis bin­den? Wie kann der Start finan­ziert wer­den? Auch der für Metzl wich­tigste Aspekt wird beleuch­tet. „Was brau­che ich, um am Markt erfolg­reich zu sein? Auch Ärzte, vor allem mit einer Wahl­arzt­pra­xis, brau­chen ein USP (Anm. Uni­que Sel­ling Pro­po­si­tion), also ein Allein­stel­lungs­merk­mal, um sich dadurch von Mit­be­wer­bern abzugrenzen.“ 

Bei­spiele, Tipps und Checklisten

Mit Pra­xis­bei­spie­len, Tipps und Check­lis­ten führt der Rat­ge­ber den Leser von der Grün­dungs­phase durch die gesamte ärzt­li­che Tätig­keit bis hin zur Pen­sio­nie­rung. Es wird auf die wirt­schaft­li­chen, sozia­len sowie steuer­, berufs­, arbeits­ und sozi­al­ver­si­che­rungs­recht­li­chen Fra­gen ein­ge­gan­gen, mit denen sich Ärz­tin­nen und Ärzte im Erwerbs­le­ben kon­fron­tiert sehen. „Die Füh­rung eines Unter­neh­mens ‚Arzt­pra­xis‘ setzt nicht nur hohe medi­zi­ni­sche Kom­pe­tenz vor­aus, son­dern erfor­dert auch medi­zin­recht­li­che, öko­no­mi­sche und steu­er­recht­li­che Grund­kennt­nisse. Für letz­te­res soll der Rat­ge­ber eine Hil­fe­stel­lung bie­ten“, betont ÖÄK­Kammeramtsdirektor Johan­nes Zahrl. „Unser Rat­ge­ber soll genau den Zweck erfül­len, Ärzte in wirt­schaft­li­chen Belan­gen zu unter­stüt­zen und Ant­wor­ten auf offene Fra­gen zu geben“, ergänzt Patri­cia And­retsch. „Und idea­ler­weise ent­nimmt man die­sem Buch neue Ideen, wie man sich wei­ter beruf­lich ent­fal­ten kann.“ 

Ein Schwer­punkt liegt dabei auf den neuen For­men der Zusam­men­ar­beit. Hier spannt der Rat­ge­ber einen Bogen über die Mög­lich­kei­ten von der Ver­tre­tungs­tä­tig­keit über die Zusam­men­ar­beit in Arzt­Häusern bis hin zu Pri­mär­ver­sor­gungs­ein­hei­ten. „In der Bera­tung sehen wir, dass das Inter­esse an neuen For­men der Zusam­men­ar­beit steigt“, berich­tet Metzl. „Die klas­si­schen Ein­zelor­di­na­tio­nen wer­den dage­gen weni­ger stark ange­strebt.“ Die sich dar­aus erge­ben­den Fra­gen – wel­ches Stun­den­aus­maß wird prä­fe­riert, wie erfolgt die Gewinn­ermitt­lung, wie die Gewinn­ver­tei­lung – wer­den im Rat­ge­ber auf­ge­grif­fen und in kom­pak­ter Form beantwortet.

Der Rat­ge­ber unter­stützt Ärz­tin­nen und Ärzte im Vor­feld unter ande­rem dabei, ihre Pra­xis­ziele zu defi­nie­ren, finan­zi­elle Risi­ken auf­zu­de­cken, sämt­li­che recht­li­che Rah­men­be­din­gun­gen bei der Pra­xis­grün­dung zu über­bli­cken sowie in wei­te­rer Folge Ent­wick­lungs­mög­lich­kei­ten zu erken­nen. „Gerade bei einer mög­li­chen Zusam­men­ar­beit zwi­schen Ärz­ten möch­ten wir bera­ten und gemein­sam eine Stra­te­gie ent­wi­ckeln. Opti­male Gestal­tun­gen erlau­ben es den Ärz­ten oft­mals noch stär­ker, ihren beruf­li­chen Zie­len nach­zu­kom­men und dabei wei­ter­hin medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung auf höchs­tem Niveau sicher­zu­stel­len“, erläu­tert Andretsch.

Ein für Metzl beson­ders rele­van­ter Aspekt ist das Thema der Umsatz­steuer, wel­ches grund­sätz­lich, in Zusam­men­hang mit der unech­ten steu­er­freien Heil­be­hand­lung, oft­mals über­se­hen wird und zu teu­ren Nach­zah­lun­gen bei Betriebs­prü­fun­gen führt. „Zum Bei­spiel in den Berei­chen der Arbeits­me­di­zin, in der ästhetisch­plastischen Chir­ur­gie oder bei der Gut­ach­ter­tä­tig­keit, etc. unter­liegt der Arzt teil­weise der Umsatz­steu­er­pflicht. Im Kapi­tel ‚Son­der­fra­gen der Umsatz­steuer‘ wur­den aus­ge­wählte Pra­xis­bei­spiele aus der lang­jäh­ri­gen Erfah­rung des ÖÄK­Steuerreferates den Ärz­tin­nen und Ärz­ten zur Ver­fü­gung gestellt.“ 

Mit dem Buch soll nicht der Steu­er­be­ra­ter ersetzt, son­dern Anre­gun­gen für Fra­gen und eine Hilfe für die opti­male Vor­be­rei­tung auf eine Bera­tung gege­ben wer­den. Ein Blick in den leicht les­ba­ren, ziel­grup­pen­ge­rech­ten Rat­ge­ber könne sich loh­nen, meint Metzl. „Es ist bes­ser, vor­zu­sor­gen, als spä­ter teuer für Feh­ler bezah­len zu müs­sen. Also ein­fach das Buch lesen und auf dem Erfah­rungs­schatz ande­rer auf­bauen!“ Oder wie es Zahrl aus­drückt: „Lesen Sie die­ses Buch. Zu Risi­ken und Neben­wir­kun­gen fra­gen Sie ihren Steu­er­be­ra­ter oder ihre Ärztekammer.“ 

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 3 /​10.02.2021