Im Fokus: CED

10.06.2021 | Politik

1. Risikofaktor: Daumenlutschen

Übertriebene Hygiene ist nicht nur für die Entwicklung von Allergien ein Problem; auch die Zahl der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen nimmt dadurch zu, wie aktuelle Studien zeigen. Weder das Lutschen am (schmutzigen) Daumen noch das Kauen an (schmutzigen) Nägeln bietet demnach einen Schutz CED. Im Gegenteil: Daumenlutschen stellt bei Schulanfängern und zu Beginn des Erwachsenenalters einen Risikofaktor für die Entwicklung eines Morbus Crohn dar.

2. Risiko für COVID-19

Grundsätzlich haben CED-Patienten kein erhöhtes Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf. In einer US-amerikanischen Studie konnte allerdings ein etwas höheres Risiko für einen schweren Verlauf für Patienten mit Colitis ulcerosa nachgewiesen werden. Menschen mit einer aktiven CED unter Steroidtherapie sind häufiger von COVID-19 betroffen als jene unter Biologikatherapie.

3. Klinisch relevante Genderaspekte

Für ein Gender-spezifisches Therapiemanagement sind drei Aspekte relevant: (1) Rauchen ist ein spezieller Risikofaktor für Frauen, die an CED leiden. (2) Männer leiden häufiger an Osteopenie – daher sollte regelmäßig ein Osteoporose/Osteopenie-Screening erfolgen. (3) Frauen leider häufiger an den Nebenwirkungen einer Biologikatherapie.

4. Neue Biologika & Small Molecules

Zurzeit sind zahlreiche Biologika und Small Molecules zur Therapie von CED in der Pipeline. So werden etwa die Zulassung von p19 (IL-23-Antikörper) und eine Erweiterung der JAK-Inhibitoren erwartet. Upadacitinib und Filgotinib (JAK-Inhibitoren) werden derzeit in Phase III in einer oralen Darreichungsform getestet. Ebenfalls in Phase III befinden sich Sphingosin-1-phosphat-Rezeptor (S1PR)-Agonisten wie Ozanimod. Seit kurzem stehen Infliximab und Vedolizumab auch für die subkutane Anwendung zur Verfügung.

5. Personalisierte Therapie

Durch zwei Behandlungsstrategien – Therapeutisches Drug-Monitoring (TDM) und Treat-to-target (T2T) – soll ein individuelleres Therapie-Management erreicht werden. Bei TDM wird eine TNF-Antikörpertherapie auf Basis der Immunogentität optimiert. Mit T2T soll eine Remission mittels Dosisanpassung auf Basis von individuellen Symptomen und Biomarkern erreicht werden.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 11 / 10.06.2021