Schwerpunkt Umweltmedizin: Kurz und informativ

10.02.2021 | Medizin


2020: Top 5 unter wärmsten Jahren Österreichs

Die wärmsten Jahre seit Messbeginn im Jahr 1768 im Tiefland Österreichs sind 2018, 2014, 2019, 2015 und 2020. Jänner, Februar, April, August und Dezember waren besonders warm, nur der Mai im Vorjahresletzten sei relativ kühl verlaufen, sagt Klimatologe Alexander Orlik von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG): „Auf den Bergen war 2020 sogar das wärmste Jahr der Messgeschichte, gleichauf mit 2015.“ Die Messreihe auf den Bergen beginnt 1851. Im Vergleich zu einem typischen Jahr im Zeitraum 1961 bis 1990 war 2020 um zwei Grad Celsius wärmer; im Vergleich von 1981 bis 1990 um 1,2 Grad Celsius. 2020 brachte außerdem überdurchschnittlich viel Niederschlag – zehn Prozent mehr als im Mittel (1981 bis 2010) – und besonders viel Sonnenschein: neun Prozent mehr als in einem Durchschnittsjahr.

Glyphosat-Rückstände im Meer nachgewiesen

Spuren des Herbizids Glyphosat können anhand einer neuen Messmethode des Leibnitz Instituts für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) nun auch in Salzwasser nachgewiesen werden. Im Rahmen von Tests mit Proben aus der Ostsee ließen sich sowohl Glyphosat selbst als auch sein Abbauprodukt AMPA (Aminomethylphosphonsäure) detektieren. Eine Überwachung der Belastung der Meeresumwelt mit Umweltgiften sowie Studien zu Transport, Beständigkeit oder Abbau von Glyphosat und AMPA in der Meeresumwelt sollen so künftig möglich sein. Die Messung von Glyphosat war bis dato nicht möglich, da bisher eingesetzte Verfahren durch den Salzgehalt des Wassers gestört wurden. Die festgestellten Konzentrationen liegen laut IOW allerdings weit unterhalb der für Mensch und andere Organismen bedenklichen Grenzwerte. Auch handle es sich nur um punktuelle Messungen und somit um keine verlässliche Einschätzung zur Gefährdung der Ostsee.

Pandemie steigert Glas-Recyling

Der Verbrauch und das Recycling von Glasverpackungen waren nach Angaben der Austria Glas Recycling im Jahr 2020 überdurchschnittlich hoch. Im Vergleich zu 2019 gab es rund 1.000 Sammel-LKW-Ladungen mehr. Vermutet wird, dass die Bevölkerung aufgrund der Sperren der Gastronomie durch die Corona-Krise vermehrt zu Hause Getränke konsumierte. Zum Jahreswechsel erhöhte sich der Verbrauch nochmals erwartungsgemäß um 30 Prozent.

Veganismus:  76 Prozent weniger Treibhausgase

Durch eine gesündere und auf Bioprodukten basierende Ernährungsweise könnten die Treibhausgas-Emissionen aus der Landwirtschaft um 41 Prozent verringert werden, wie aus einem Forschungsbericht von Martin Schlatzer und Thomas Lindenthal vom Zentrum für Globalen Wandel und Nachhaltigkeit an der Universität für Bodenkultur in Wien hervorgeht. Konkret müssten in Österreich dafür zwei Drittel weniger Fleisch und Wurst verzehrt werden. Ein kompletter Verzicht auf tierische Lebensmittel brächte sogar bis zu 76 Prozent Einsparungen und ein deutliches Sinken des Flächenbedarfs der Landwirtschaft. Dieser beträgt derzeit 1.832 Quadratmeter pro Person; bei veganer Ernährung wären es 629 Quadratmeter. „Die Ernährung hat mit einem Anteil von 20 bis 30 Prozent aller Treibhausgase einen großen Anteil an den klimarelevanten Emissionen in Österreich“, betont Schlatzer. Mit der heutigen, sehr Fleisch-betonten Ernährung verursacht ein Österreicher durchschnittlich eineinhalb Tonnen CO2-Emissionen jährlich.

Homeoffice verringert Emissionen

Durch Homeoffice, Telekonferenzen und Online-Shopping ließen sich die verkehrsbedingten Treibhausgase um bis zu 2,8 Prozent oder 630 Kilotonnen CO2-Äquivalente für das Jahr 2030 verringern. Das berechnete das Umweltbundesamt Österreich für das Projekt PoviMob zusammen mit Motiv- und Mobilitätsforschern.  Die Daten stammen aus Befragungen von Experten und Umfragen in der Bevölkerung im Herbst 2019 und im April 2020. Der größte Anteil an diesem Potential liegt mit circa 60 Prozent der Reduktion in einer intensiveren Nutzung von Homeoffice. Zusätzlich können weitere 480 Kilotonnen CO2-Äquivalente eingespart werden, wenn man internationale Geschäftsreisen durch Telefon-Konferenzen ersetzt. Die Erfahrung mit diesen Faktoren im COVID-Jahr 2020 zeigten überdies, dass die Reduktion noch deutlicher ausfallen könnte als im errechneten Modell, so die Wissenschafter.

EU beschränkt Export von Plastikmüll

Mit 2021 dürfen Industriestaaten in Entwicklungsländer nur noch saubere Kunststoffabfälle zum Recycling ausführen. Ziel ist es, die Umweltverschmutzung durch Plastik zu verringern und das Material systematisch wiederzuverwerten. 2019 hatte die EU nach Angaben der Kommission 1,5 Millionen Tonnen Plastikabfälle exportiert, das meiste davon in die Türkei und Teile Asiens, darunter Malaysia, Indonesien, Vietnam, Indien und China. China reduzierte die Einfuhr 2018 bereits deutlich.

Globales Problem: Mikroplastik in Muscheln

Zum Verzehr vorgesehene Muscheln enthalten weltweit Mikroplastik, so das Resultat einer Studie der Universität Bayreuth. Dabei wurde in zwölf Ländern die Belastung der europäischen Miesmuschel, der Grünschalmuschel, der gewellten Teppichmuschel und der pazifischen Venusmuschel aus Aquakulturen und Wildfängen aus der Nordsee, dem Mittelmeer, dem Atlantik, dem Südpazifik, dem Südchinesischen Meer und dem Golf von Thailand untersucht. Proben aus dem Nordatlantik und dem Südpazifik waren am stärksten belastet. Ursache dafür ist die Verschmutzung der Meere mit Plastikmüll; Muscheln filtern das Wasser und nehmen dabei 0,003 bis fünf Millimeter kleine Kunststoffteilchen auf. Ein Gramm Muschelfleisch enthielt zwischen 0,13 und 2,45 Mikroplastik-Partikel. „Im Moment können wir nicht sagen, ob der Verzehr von Mikroplastik belasteten Muscheln gesundheitsschädlich ist“, so Studienautor und Tierökologe Martin Löder. Ein EU-Projekt soll sich in Kürze mit der Problematik befassen.

USA: Klimawandel forciert Hurrikane

In den USA hat es im vergangenen Jahr so viele Wirbelstürme gegeben wie noch nie, wie aus dem Naturkatastrophen-Bericht der Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft hervorgeht. So wurden allein 30 Tropenstürme über dem Nordatlantik gezählt. Elf sind es im langjährigen Durchschnitt, 28 waren es im bisherigen Rekordjahr 2005. Zwölf Stürme erreichten die US-Küste, 13 hatten Hurrikan-Stärke. „Es gibt Indizien, dass der Klimawandel dabei eine Rolle spielt“, sagt Ernst Rauch, Klimatologe der Münchener Rück. Weltweit stiegen die Schäden durch Stürme, Überschwemmungen, Waldbrände und andere Naturereignisse im Vorjahr auf 210 Milliarden Dollar (170,21 Milliarden Euro).

 

 

 

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 3 / 10.02.2021