Kurz und Infor­ma­tiv: Medi­zi­ni­sche Kurzmeldungen

25.10.2021 | Medizin

Zusam­men­hang: CRP und Telo­mer­länge mit Endometriose

Eine Ver­bin­dung zwi­schen dem Zell­al­ter und Ent­zün­dungs­wer­ten gibt es bei Endo­me­triose, hin­ge­gen bei Myo­men nicht. Das hat ein Team um Jes­sica Glea­son von der School of Public Health von der Uni­ver­si­tät Mary­land in den USA her­aus­ge­fun­den. Die Wis­sen­schaf­ter ana­ly­sier­ten anhand von Daten der Natio­nal Health and Nut­ri­tion Exami­na­tion Survey1999 und 2002 das CRP sowie die Telo­mer­länge von wei­ßen Blut­kör­per­chen. Ergeb­nis: Frauen mit Endo­me­triose wie­sen höhere Ent­zün­dungs­werte und durch­schnitt­lich kür­zere Telo­mere – also ein höhe­res Zell­al­ter – auf. Das wer­ten die Wis­sen­schaf­ter als wei­te­ren Hin­weis dafür, dass es einen Zusam­men­hang zwi­schen poten­ti­el­len Mecha­nis­men gibt, die Endo­me­triose mit chro­ni­schen Krank­hei­ten und Gesund­heit im Alter ver­bin­den. Bei Ute­rus­myo­men hin­ge­gen gab es weder einen Zusam­men­hang mit dem CRP noch mit der Telo­mer­länge. Jour­nal of Womens Health

Opto­ge­ne­ti­sches Implan­tat steu­ert Nervenzellen

Ein opto­ge­ne­ti­sches Implan­tat kann im Tier­ver­such die Akti­vi­tät von Neu­ro­nen mit­tels Licht in einer bestimm­ten Wel­len­länge steu­ern. Wis­sen­schaf­ter um Gré­go­ire Cour­tine vom For­schungs­zen­trums Neu­ro­Res­tore der ETH Lau­sanne kap­sel­ten minia­tu­ri­sierte LEDs in ein dün­nes fle­xi­bles Implan­tat, das auf der Rücken­marks­ober­flä­che einer Maus ange­bracht wurde. In Zusam­men­ar­beit mit Kol­le­gen von der ETH Zürich wurde eine draht­lose elek­tro­ni­sche Steue­rung ent­wi­ckelt, die via Blue­tooth bedient wer­den kann. Auf diese Weise kön­nen die Inten­si­tät und die Dauer der Licht­im­pulse prä­zise ein­ge­stellt wer­den. Im Gegen­satz zu bis­he­ri­gen Ver­su­chen ragen keine Drähte aus dem Kör­per. „Jetzt kön­nen wir die Mäuse beob­ach­ten, wie sie sich frei bewe­gen, und unter­su­chen, wel­che Rolle die Neu­ro­nen bei kom­ple­xen Bewe­gun­gen wie Gehen und Schwim­men in einer öko­lo­gi­schen Umge­bung spie­len“, erklärt Cour­tine. APA

Wirk­stoff gegen Den­gue-Fie­ber entdeckt

Die Sub­stanz JNJ-A07 zielt auf die Inter­ak­tion zwi­schen zwei Pro­te­inen im Den­gue-Virus ab, die für seine Repli­ka­tion ent­schei­dend sind. Tests in Zell­kul­tu­ren und bei Mäu­sen zeig­ten, dass das Virus effek­tiv bekämpft wird; die Sub­stanz wirkt gegen alle vier Virus-Typen. Scott Bier­ing und Prof. Eva Har­ris von der Uni­ver­sity of Cali­for­nia, Ber­ke­ley, bezeich­nen das als „gro­ßen Fort­schritt“ bei der Suche nach einem Medi­ka­ment. JNJ-A07 kann sowohl pro­phy­lak­tisch als auch the­ra­peu­tisch ein­ge­setzt wer­den. Das Den­gue-Virus wird von Stech­mü­cken vor allem in den Tro­pen und Sub­tro­pen über­tra­gen; jähr­lich infi­zie­ren sich rund 98 Mil­lio­nen Men­schen. Bis­her gibt es keine Medi­ka­mente; der der­zeit erhält­li­che Impf­stoff wird nur gegen einen Virus-Typ. APA/​Nature

Acht­sam­keits­ba­sierte Inter­ven­tion hilft Frühchen

Acht­sam­keit bes­sert die Regu­lie­rung der kogni­ti­ven, sozia­len und emo­tio­na­len Funk­tio­nen von Jugend­li­chen, die vor der 32. Schwan­ger­schafts­wo­che gebo­ren wor­den waren. In meh­re­ren Stu­dien konnte gezeigt wer­den, dass früh gebo­rene Kin­der als Jugend­li­che ein höhe­res Risiko haben, kogni­tive und sozio-emo­tio­nale Pro­bleme zu ent­wi­ckeln, die bis ins Erwach­se­nen­al­ter andau­ern kön­nen. Ha-Vinh Leuch­ter vom Uni­ver­si­täts­spi­tal und Vanessa Siffredi von der Uni­ver­si­tät Genf ent­wi­ckel­ten eine Inter­ven­tion auf der Grund­lage von Acht­sam­keit. Dabei geht es darum, sich auf den gegen­wär­ti­gen Moment zu kon­zen­trie­ren, auf kör­per­li­che Emp­fin­dun­gen, die Atmung, das Gewicht des eige­nen Kör­pers sowie auf die eige­nen Gefühle und Gedan­ken, ohne diese zu bewer­ten. Diese je ein­ein­halb­stün­di­gen Inter­ven­tio­nen fan­den zwei­mal wöchent­lich für acht Wochen hin­durch in einer Gruppe statt. Die zehn- bis 14-Jäh­ri­gen Jugend­li­chen wur­den auf­ge­for­dert, auch zu Hause zu üben und die Eltern als Beob­ach­ter hin­zu­ge­zo­gen. Ergeb­nis: Mit Hilfe die­ser Inter­ven­tio­nen konn­ten die Jugend­li­chen ihre exe­ku­ti­ven Funk­tio­nen, das heißt die men­ta­len Pro­zesse, die es ermög­li­chen, das Ver­hal­ten zu kon­trol­lie­ren, um ein Ziel zu errei­chen, ver­bes­sern. APA/​Scientific Reports

Corona I: neu­tra­li­sie­ren­der Anti­kör­per entdeckt

Den neuen mono­klon­a­len Anti­kör­per P5C3 haben Wis­sen­schaf­ter der ETH Lau­sanne und des Uni­ver­si­täts­pi­tals Lau­sanne in Blut­pro­ben von hos­pi­ta­li­sier­ten COVID-19-Pati­en­ten ent­deckt. Im Tier­ver­such konnte an Hams­tern gezeigt wer­den, dass die Gabe des Anti­kör­pers gegen eine Infek­tion mit dem Corona-Virus schützt. Dockt der Anti­kör­per doch an einer Stelle des Spike-Pro­te­ins an, die nicht anfäl­lig für Muta­tio­nen ist. Somit wird der virale Repli­ka­ti­ons­pro­zess gestoppt und das Virus vom Immun­sys­tem eli­mi­niert. Die For­scher modi­fi­zier­ten den Anti­kör­per, sodass seine Wir­kung vier bis sechs Monate hält. P5C3 könnte pro­phy­lak­tisch mit zwei bis drei Injek­tio­nen pro Jahr bei immun­ge­schwäch­ten Per­so­nen, die schlecht auf die Imp­fung anspre­chen, ein­ge­setzt wer­den. Ebenso könnte der Wirk­stoff als Teil einer Kom­bi­na­ti­ons­the­ra­pie bei Per­so­nen, die mit dem Corona-Virus infi­ziert sind, vor einem schwe­ren Krank­heits­ver­lauf schüt­zen. Gesprä­che mit einem Start-up für die Pro­duk­tion sind bereits im Lau­fen; kli­ni­sche Stu­dien sind für Ende 2022 geplant. APA/​Cell Reports

Corona II: Mas­ken ver­rin­gern Infektionsrisiko

In US-ame­ri­ka­ni­schen Schu­len, in denen keine Mas­ken­pflicht herrscht, gab es zehn­mal mehr Aus­brü­che als in den Schu­len, in denen Mas­ken­pflicht gilt. Das Risiko für einen Aus­bruch war 3,5 mal höher als ohne Mas­ken, wie das US-ame­ri­ka­ni­sche Cen­ters for Dise­ase Con­trol (CDC) in einer Stu­die ermit­telte. Die Wis­sen­schaft­ler ver­gli­chen Infek­ti­ons­zah­len von 999 Schu­len in Ari­zona; in 210 herrschte ab Beginn des Schul­jah­res 2021/​2022 Mas­ken­pflicht; 309 führ­ten sie ver­zö­gert ein und in 480 gab es keine Mas­ken­pflicht. Ergeb­nis: Von 15. Juli bis 31. August wur­den 191 Corona-Virus-Aus­brü­che ver­zeich­net; 16 (acht Pro­zent) in Schu­len mit Mas­ken pflicht, 62 (33 Pro­zent in Schu­len mit spä­te­rer Mas­ken­pflicht und 113 (59 Pro­zent) in Schu­len ohne Mas­ken­pflicht. APA

356 Pneu­mo­kok­ken-Fälle

wur­den im Vor­jahr in Öster­reich regis­triert; 19 Betrof­fene ver­star­ben laut Jah­res­be­richt der Natio­na­len Refe­renz­zen­trale für Pneu­mo­kok­ken. Im Ver­gleich zu 2019 ging die Zahl der Infek­tio­nen um 42 Pro­zent zurück. APA

Lang­zeit­auf­ent­halt im All beein­träch­tigt Gehirn

Meh­rere ent­schei­dende Pro­te­ine für Alte­rungs­pro­zesse und für Ver­let­zun­gen des Gehirns stei­gen unmit­tel­bar nach der Rück­kehr aus dem All an. Das konn­ten Wis­sen­schaf­ter um Univ. Prof. Peter zu Eulen­burg von der Lud­wig-Maxi­mi­li­ans-Uni­ver­si­tät Mün­chen zusam­men mit Wis­sen­schaf­tern der Uni­ver­si­tät Göte­borg und rus­si­schen Kol­le­gen anhand von Blut­tests nach­wei­sen. Bei den fünf Raum­fah­rern, die durch­schnitt­lich 169 Tage an Bord waren, wur­den vor dem Flug ins All und nach der Rück­kehr die Gehirn­struk­tur unter­sucht. Die Ergeb­nisse deu­ten auf eine leicht­gra­dige, aber anhal­tende Hirn­ver­let­zung und einen beschleu­nig­ten Alte­rungs­pro­zess hin. Alle rele­van­ten Gewebs­ar­ten des Gehirns schei­nen davon betrof­fen zu sein. Als Ursa­che ver­mu­ten die Wis­sen­schaf­ter den gestör­ten Abfluss von venö­sem Blut aus dem Kopf auf­grund der Schwe­re­lo­sig­keit, was all­mäh­lich zu einem Druck­an­stieg des Liqu­ors führt. Als kli­ni­scher Hin­weis für neu­ro­lo­gi­sche Fol­gen eines Lang­zeit­auf­ent­halts im All konn­ten bis­her ledig­lich bei eini­gen Astro­nau­ten Ver­än­de­run­gen des Seh­ver­mö­gens fest­ge­stellt wer­den. APA

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 20 /​25.10.2021