Kurz und Informativ: Medizinische Kurzmeldungen

11.10.2021 | Medizin

Bewegung unterstützt Lernen

Sowohl das Lernen als auch die Merkfähigkeit fallen leichter, wenn man es mit körperlicher Bewegung verbindet. Das belegen Ergebnisse eines Forscherteams um Kognitionspsychologin Manuela Macedonia vom Institut für Wirtschaftsinformatik der Kepler Universität Linz. Werden einzelne Wörter („das Wissen“ – deklaratives Gedächtnis) mit einer Bewegung verknüpft, lernt man sie besser und vergisst sie langsamer („das Können“ – prozedurales Gedächtnis). Die Versuchspersonen mussten sich Einkaufs- oder Vokabel-Listen einprägen. Bei der nachfolgenden Abfrage wurde mit Hilfe der Augenbewegungen der Probanden beobachtet, welche Wörter sie wiedererkannten. Zusätzlich wurde eine mögliche Muskelaktivierung in den Unterarmen mit Myobändern aufgezeichnet. Das Ergebnis: Die Muskelaktivitäten waren sowohl bei konkreten als auch abstrakten Bezeichnungen bei prozedural lernenden Probanden stärker, was Macedonia als „Embodiment“ bezeichnet. APA/Scientific Reports

Empathie: neuronale Grundlage ermittelt

Wie das Gehirn zwischen echten und vorgetäuschten Gefühlen unterscheidet, damit hat sich ein Forscherteam um Univ. Prof. Claus Lamm vom Institut für Psychologische Grundlagenforschung der Universität Wien befasst. Die Versuchsteilnehmer sahen Videoclips von anderen Personen, die über ihren Gesichtsausdruck echten beziehungsweise vorgetäuschten Schmerz zeigen. Ihre Gehirnaktivität maßen die Forscher mittels funktioneller Magnetresonanztomographie. Schon bislang gab es Hinweise, dass Aktivierungen im vorderen insulären Kortex es ermöglichen, Empathie für den Schmerz einer anderen Person zu empfinden. Nun zeigten spezifische Analysen der effektiven Konnektivität – der Interaktion zwischen Gehirnarealen –, dass diese vordere Insel mit dem rechten supramarginalen Gyrus systematisch interagiert. Dieser Bereich wird mit der Unterscheidung Selbst-Anderer und somit auch mit der Unterscheidung zwischen eigenen und fremden Gefühlen in Verbindung gebracht. Entscheidend war – so die Wissenschafter – dass die der vordere insuläre Kortex durch tatsächliche Schmerzen wesentlich stärker aktiviert wurde und somit auch mit dem Nachempfinden von echten Schmerzen in Zusammenhang stehe. APA/eLife

Tröpfcheninfektion: kleine Aerosole bleiben länger in der Luft

Im Vergleich zu größeren Tröpfchen ist die Ansteckungsgefahr von kleinen Tröpfchen größer als bislang angenommen. Grund dafür ist die Feuchtigkeit der Ausatmenluft. In einer neu entwickelten Computersimulation von menschlichen Aerosol-Auswurfereignissen wie Niesen konnte gezeigt werden, dass der Luft- und Tröpfchenstrom (Mehrphasenströmung) ein eigenes Milieu bilden und zusammen für eine längere Halbwertszeit sorgen als erwartet. Verantwortlich dafür ist die lokale Feuchtigkeit beim Aufenthaltsort des Tröpfchens, wie Forscher um Alfredo Soldati vom Institut für Strömungsmechanik und Wärmeübertragung der TU Wien in Zusammenarbeit mit Forschern aus Italien herausfanden. Verdunsten erste kleinere Tröpfchen, steigt die Luftfeuchtigkeit am Aufenthaltsort des Tröpfchens, was die Verdunstungszeit der anderen reduziert. „Das heißt, dass kleine Tröpfchen länger infektiös sind“, so das Fazit von Soldati. APA/PNAS

Antidepressiva hemmen Tumorwachstum

Im Tierversuch führt die Senkung des peripheren Serotonins in Blutplättchen mit Hilfe von SSRIs (Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) zur Verlangsamung des Krebswachstums. Den zugrundeliegenden Mechanismus konnten Forscher um Prof. Pierre-Alain Clavien von der Universität und vom Universitätsspital Zürich nun klären. Demnach nutzen Tumorzellen Serotonin, um die Produktion von PD-L1 anzukurbeln. PD-L1 ist auch der Angriffspunkt für Immun-Checkpoint-Inhibitoren. PD-L1 bindet an Killer-T-Zellen und macht sie funktionsunfähig. So entgehen sie der Zerstörung durch das Immunsystem. Effekt wird durch die Kombination von Serotonin einer Immuntherapie, die aktivitätssteigernd auf T-Zellen wirkt, erzielt. Bei einigen Tieren verschwand der Tumor gänzlich. das Krebswachstum im Tiermodell langfristig unterbinden; bei einigen Tieren verschwand der Tumor gänzlich. APA/Science Translational Medicine

Impfung gegen SARS-CoV-2: Immunsuppression mindert Wirkung

Nur bei der Hälfte der Immunsupprimierten lassen sich nach einer Impfung gegen SARS-CoV-2 Antikörper nachweisen. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler des Inselspitals und der Universität Bern nach einer Antikörperstudie an 96 Patienten, die Rituximab oder Ocrelizumab erhielten. Sie wurden mit mRNA-Impfstoffen geimpft und mit 29 gesunden, Nicht-Geimpften in der Kontrollgruppe verglichen. Ergebnis: 49 Prozent aus der immunsupprimierten Gruppe wiesen Antikörper gegen das Spike-Protein auf; in der Kontrollgruppe waren es 100 Prozent. Allerdings fanden die Forscher auch Hinweise, dass sich die Wirksamkeit der Impfstoffe verbessern lässt. Ausschlaggebend dafür sind die Dauer, Begleitmedikation und Lebensumstände der Betroffenen nach der letzten Antikörpertherapie. APA/The Lancet Rheumatology

Brokkoli und Karfiol: Schwefel-Verbindungen beeinträchtigen Genuss

Beim Genuss von Brokkoli können Bakterien im Speichel schwefelhaltige Verbindungen erzeugen, die nicht nur unangenehm riechen, sondern auch der Grund dafür sind, wieso Kinder Brokkoli oder Karfiol nicht mögen. Forscher um Damian Frank von der australischen Wissenschaftsagentur Csiro haben dafür die wichtigsten geruchsaktiven Verbindungen von rohem und gedünstetem Brokkoli und Karfiol identifiziert. Diese wurden von 98 Familien mit Kindern zwischen sechs und acht Jahren bewertet. Am schlechtesten schnitt Dimethyltrisulfid ab, eine faul und schwefelig riechende Verbindung. Dann mischten die Wissenschaftler Speichelproben mit rohem Karfiolpulver und analysierten die entstandenen Verbindungen. Es zeigte sich, dass im Gegensatz zu Erwachsenen Kinder, deren Speichel große Mengen an flüchtigen Schwefelverbindungen produzierte, rohen Kohl nicht mochten. Die Forscher schließen daraus, dass sich die menschlichen Geschmacksnerven im Lauf der Zeit an Lebensmittel gewöhnen. APA/Journal of Agricultural and Food Chemistry

60 Prozent

von 256 untersuchten Waschmitteln enthalten Plastik: In 55 Prozent waren es wasserlösliche Polymere; 2019 war dies nur in 27 Prozent der Fall. Mit 97 Prozent steckt Plastik am häufigsten in Gelkissen. Bei Flüssigwaschmitteln enthielten 49 Prozent flüssige Polymere.

Spiel synchronisiert Herzschlag von Mutter und Kind

Passen sich Gehirnaktivitäten zwischen Mutter und Kind bei engem Körperkontakt und Streicheln an, synchronisiert sich der Herzschlag – unabhängig von Berührungen beim gemeinsamen Spiel. Forscher um Univ. Prof. Stefanie Höhl vom Institut für Psychologie der Universität Wien haben bei 72 Müttern und ihren vier bis sechs Monate alten Kindern die Herzrhythmen mittels EGK gemessen und die Gehirnaktivität mit funktioneller Nah-Infrarotspektroskopie (fNiRS) beobachtet. Die Gehirnaktivitäten von Mutter und Kind passten sich vor allem bei engen und zufälligen Berührungen an und der Herzschlag synchronisierte sich. Letzteses war besonders dann der Fall, wenn ein Säugling Unwohlsein signalisierte. In weiteren Studien soll untersucht werden, wie sich die wechselnde Anpassung der Gehirnaktivität und der Herzrhythmen auf die spätere Mutter-Kind-Beziehung sowie auf die Sprachentwicklung auswirkt. APA/NeuroImage

Neue feuerfeste Baumwolle entwickelt

Eine feuerfeste Baumwolle ohne das karzinogene Formalydehyd haben Schweizer Forscher um Sabyasachi Gaan von der Eidgenössischen Material prüfungs- und Forschungsanstalt entwickelt. Die aus einer Phosphorverbindung (Trivinylphosphinoxid) mit Silber-Nano partikeln bestehende Baumwolle ist saugfähiger und wirkt außerdem antimikrobiell. Diese kommt etwa als innere Textil-Schutzschicht bei Kleidung für Feuerwehrleute zum Einsatz. APA/Chemical Engineering Journal

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 19 / 10.10.2021