Kurz und informativ: Medizinische Kurzmeldungen

17.08.2021 | Medizin

Biologisch abbaubare Mini-Batterie entwickelt

Eine biologisch abbaubare Mini-Batterie aus Kohlenstoff, Zellulose, Glycerin und Kochsalz haben Schweizer Forscher um Gustav Nyström und Xavier Aeby von der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA) entwickelt. Mit Hilfe eines 3D-Druckers druckten die Forscher stromleitende Tinte, eine Elektrode und einen Elektrolyten auf flexible Folien. Anschließend knickten sie diese Lage aus den vier Schichten in der Mitte und falteten sie zusammen. Die Mini-Batterie löst sich innerhalb von wenigen Monaten im Erdreich fast komplett auf. Sie übersteht tausende Lade- und Entladezyklen und kann schon jetzt in Serie geschaltet eine kleine Digitaluhr antreiben. Künftig könnten die Mini-Batterien mit Hilfe eines elektromagnetischen Felds aufgeladen werden und dann stundenlang Strom für Sensoren oder Mikrosender liefern. APA/Advances Material

SSRIs verringern IQ-Verlust

Von 200 Patienten, die von einer Mikrodeletion des Chromosom 22 betroffen sind, entwickelten 30 bis 40 Prozent im Untersuchungszeitraum von 20 Jahren eine schizophrene psychotische Störung. Dabei verloren sie zwischen der Kindheit und dem Erwachsenenalter bis zu 15 IQ-Punkte. Erhielten die Betroffenen jedoch bereits in jungen Jahren SSRIs (Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer), zeigte sich keine Abnahme der kognitiven Fähigkeiten, wie ein Forscherteam um Prof. Stéphan Eliez von der Abteilung für Psychiatrie der Universität Genf nachweisen konnte. Ebenso scheint ein bestimmtes Neuroleptikum einen positiven Effekt zu haben. Bei der Kombination der beiden Substanzen blieb diejenige anatomische Struktur des Gehirns, die für den Abbau der intellektuellen Fähigkeiten verantwortlich ist, erhalten, so Eliez. APA/Translational Psychiatry

Grünes Licht aktiviert Insulin-Produktion

Mit Hilfe von grünem Licht, das von einer Smartwatch abgegeben wird, kann im Tierversuch an Mäusen die Insulin-Produktion angekurbelt werden. Wissenschaftler um Prof. Martin Fussenegger vom Institut für Biosystemwissenschaften und -technik der ETH Zürich entwickelte einen molekularen Schalter, der mit einem genetischen Netzwerk in Zellen gekoppelt ist. Je nach Ausstattung des Netzwerks beinhaltet dieses den Bauplan für die gewünschten Proteine; deren Produktion beginnt, sobald grünes Licht auf die Zellen trifft. Getestet wurde das System sowohl an einer Speckschwarte als auch an lebenden Mäusen; eingeschaltet wurde das grüne Licht, indem die „Lauf-App“ der Smartwatch gestartet wurde. APA/Nature Communications

Diazaborin blockiert Neubildung von Ribosomen

Eine Blockade des Proteins Drg1 mittels Diazaborin unterbindet die Neubildung von Ribosomen und somit das Tumorwachstum. Den genauen Prozess der Blockade konnte ein Forscherteam um Univ. Prof. Helmut Bergler vom Institut für Molekulare Biowissenschaften der Universität Graz in Kooperation mit dem Institut für Molekulare Pathologie (IMP) und Institute of Science and Technology (IST) ermitteln. Dabei analysierten die Wissenschafter die Funktion des Proteins Drg1: Dieses katalysiert die Freisetzung und Ablöse eines Reifungsfaktors. Mit Diazaborin – einer heterozyklischen Bor-hältigen Verbindung – kann dieser Schritt gestoppt und somit die Neubildung von Ribosomen verhindert werden. APA/Nature Communications

B-Zellen: Antikörper gegen zwei Antigene

Kommen B-Zellen mit dem Influenzavirus H1N1 in Kontakt, bilden sie gegen zwei Antigene Antikörper: einerseits gegen die Andockstelle des Virus an die menschlichen Zellen und andererseits gegen den Lateral Patch. Beide Stellen sind Teile des Hämagglutinins der Influenzaviren und bei verschiedenen Stämmen vorhanden. Mitgewirkt an der Studie des Forscherteams um Jenna Guthmiller vom Department of Medicine der Universität Chicago haben auch die Österreicher Univ. Prof. Florian Krammer, Ass. Prof. Raffael Nachbagauer und Peter Palese von der Icahn School of Medicine at Mount Sinai in New York mitgewirkt. Gegen diese Antigene könnten Impfstoffe entwickelt werden, die gegen Infektionen mit unterschiedlichen Influenzaviren-Stämmen schützen. APA/Science Translational Medicine

Semantisches Gedächtnis senkt Demenz-Risiko

Einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Bildung und geistiger Fitness im Alter hat ein Team um Univ. Doz. Laura Zamarian von der Universitätsklinik für Neurologie Innsbruck nachgewiesen. Dafür wurden zwischen 2009 und 2020 retrospektiv 1.392 Patienten untersucht, die an einer neurodegenerativen Erkrankung wie M. Alzheimer beziehungsweise einer milden kognitiven Störung litten. Mit unterschiedlichen Tests wurde die geistige Fitness festgestellt; ebenso wurde das jeweilige Bildungsniveau anhand der Jahre formaler Schulbildung berücksichtigt. Das Ergebnis: Höher gebildete Menschen schnitten besser ab – vor allem in Bezug auf das semantische Gedächtnis. Laufe gelerntes Faktenwissen im Alter automatisiert ab, gebe es mehr geistige Kapazitäten für andere Dinge. Fazit: Neurodegenerative Erkrankungen könnten so zwar nicht verhindert, aber abgeschwächt werden. APA/Journal of Alzheimer’s Disease

DNA-Rekombination durch Spo11

Das Eiweiß Spo11 bricht Chromosomen während der Meiose an hunderten Stellen auf, um sie dann neuerlich zu kombinieren. Zu diesem Schluss kommt ein Forscherteam um Univ. Prof. Franz Klein von der Abteilung für Chromosomenbiologie der Max F. Perutz Laboratories der Universität Wien. Etwa ein Fünftel der Doppelstrangbrüche tritt paarweise auf; auch hier können DNA-Teile rekombiniert werden. All diese Vorgänge ermöglichen zwar genetische Vielfalt; allerdings besteht dabei immer das Risiko für die Entstehung von schädlichen Mutationen. APA/Nature

7 Prozent

weniger Organtransplantationen wurden im Vorjahr in Österreich durchgeführt. Exakt sind es um 720 weniger Transplantationen – vor allem Nieren- und Herztransplantationen. Deutlich erschwert worden sei dies durch die Corona-Krise, heißt es in dem von der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) veröffentlichten Transplant-Jahresbericht.

Samenflüssigkeit vererbt gestörten Tagesrhythmus

Forscher um Maximilian Lassi vom Institut für Experimentelle Genetik am Helmholtz Zentrum in München gaben erwachsenen männlichen Mäusen einen Monat lang Nahrung am Tag, also zu einer Zeit, zu der die normal nachtaktiven Tiere schlafen. Nach Paarung der Mäuseriche mit dem auf diese Weise veränderten Rhythmus zeigte sich, dass vor allem Söhne ebenfalls Probleme damit hatten. Die Jungmäuse verzehrten vor allem in der Zeit, in der sie normalerweise schlafen, mehr Futter. Sie wurden jedoch nicht dicker, weil sie mehr Stresshormone im Blut hatten und aktiver waren. Bei Nachkommen aus künstlicher Befruchtung – die Samenflüssigkeit wurde entfernt – waren diese Effekte nicht sichtbar. „Das bedeutet, dass es nicht an den Spermienzellen, sondern an der Samenflüssigkeit liegen muss“, sagt Lassi. APA/Science Advances

Lachgas wirkt gegen Depressionen

In einer Phase II-Studie eines Forscherteams um Univ. Prof. Peter Nagele von der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin der Universität Chicago konnte der Beweis erbracht werden: Die einstündige Inhalation von 25-prozentigem Di-Stickstoffmonoxid (N2O) führt zu einer raschen Verbesserung von Depressions-Symptomen, die mindestens 24 Stunden anhält. Dabei erhielten die Patienten dreimal im Abstand von einem Monat entweder eine Inhalation mit 50- beziehungsweise 25-prozentigem Lachgas (N2O) oder Placebo. Das Ergebnis: Die Behandlung mit der 25-prozentigen N2O-Konzentration war fast ebenso wirksam wie jene mit 50 Prozent – jedoch nur mit einem Viertel der Nebenwirkungen. Die Verbesserung der Symptome hielt bei einigen Patienten über den gesamten Auswertungszeitraum von zwei Wochen an. Nagele dazu: „Die deutliche Verringerung der Nebenwirkungen war zwar unerwartet. Aber noch aufregender war, dass die Effekte nach einer einzigen Verabreichung für zwei Wochen anhielten.“ APA/Science Translational Medicine

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 12 / 25.06.2021