Astrozyten beeinflussen Blutdruck bei Adipositas
Forscher um Prof. Cristina GarcíaCáceres vom Institut für Diabetes und Adipositas am Helmholtz Zentrum in München entdeckten, dass es bei adipösen Mäusen ohne Leptin nicht zur Hypervaskularisierung des Hypothalamus kommt. Je höher der LeptinSpiegel – er steuert das Hunger und Sättigungsgefühl –, desto stärker kurbelten Astrozyten das Wachstum der Gefäße an. Die Forscher konnten auf diese Weise nachweisen, dass Leptin für die Verdichtung der Gefäße im Hypothalamus verantwortlich ist und dieser Prozess über Astrozyten angestoßen wird. „Wir liefern einen Paradigmenwechsel im Verständnis, wie der Hypothalamus den Blutdruck bei Adipositas kontrolliert“, betont ErstAutor Tim Gruber. Bislang konzentrierte sich die Forschung primär auf Neuronen. In der Folge wird man sich mit der Frage beschäftigen, wie Astrozyten mit Neuronen kommunizieren. Nature Reviews Endocrinology
Diabetes-Remission durch Low Carb-Diät
Eine Low Carb-Diät könnte zur Remission eines Typ 2-Diabetes (HbA1c von 6,5 Prozent) führen. Das zeigen die Ergebnisse einer Metaanalyse von 23 Studien mit 1.357 Probanden, die übergewichtig oder adipös waren sowie an Typ 2Diabetes litten. Dabei zeigte sich nach sechs Monaten „geringer“ beziehungsweise „sehr geringer“ Kohlenhydrataufnahme bei 58 Prozent eine Remission; bei einer fettreduzierten Diät war dies lediglich bei 32 Prozent der Fall. Die Limitationen: Derzeit gibt es weder für „gering“ noch „sehr gering“ eine eindeutige Definition. Je nach Quelle wird ein ‚geringer‘ Anteil mit weniger als 26 bis 45 Prozent der täglichen 2.000 Kalorien angegeben; ein ‚sehr geringer‘ mit weniger als zehn bis weniger als 26 Prozent. Die Ketogenese ist erst bei einem KohlenhydratAnteil von weniger als zehn Prozent der täglichen Kalorien möglich. BMJ
500.000 Corona-Tote
beklagt Brasilien seit Beginn der Pandemie; noch mehr Todesfälle verzeichneten lediglich die USA. Allein in diesem Jahr starben mehr als 303.000 Brasilianer an den Folgen einer Corona-Infektion. APA
Augentropfen aus Eigenblut
Augentropfen aus Eigenblut können gegen trockene Augen helfen – speziell nach Transplantationen, wenn es zu einer GraftversusHostReaktion kommt, berichten Forscher um Robert Offner von der Transfusionsmedizin des Universitätsklinikums Regensburg. SerumAugentropfen werden aus dem Blut der Betroffenen gewonnen; als Wirkstoffe gelten Wachstumsfaktoren des Blutserums, die primär aus Blutplättchen und weißen Blutzellen stammen. Ist der Patient für die Eigenblutentnahme geeignet, werden 450 ml Vollblut entnommen, getestet und aufbereitet. Durch mehrfache Zentrifugation wird das Serum vom Blutkuchen getrennt und in Applikatorensets steril aufgeteilt. Drei bis vier Vollblutentnahmen könnten den Jahresbedarf an Augenserumtropfen für eine Person decken. Besonders bei Leukämie oder LymphomPatienten kann es nach einer allogenen Stammzelltransplantation zu Abstoßungsreaktionen kommen; im schlimmsten Fall ist auch die Hornhaut betroffen und es kann zur Erblindung führen. esanum
Gefährliche Chemikalien in Plastik
Als potentiell besorgniserregend gelten knapp 2.500 Chemikalien in Plastik. Viele davon sind kaum untersucht und die Hälfte nicht ausreichend reguliert, wie ein Forscherteam um Helene Wiesinger von der ETH Zürich berichtet. Dafür kategorisierten die Forscher sämtliche für den Weltmarkt zugelassenen KunststoffMonomere, Zusatzstoffe und Hilfs mittel nach Verwendung und Gefährdungspotential. Sie stießen dabei auf 10.500 Chemikalien in Plastik für Verpackungen, in Textilien und Spielzeugen. Davon ist knapp ein Viertel nicht abbaubar, reichert sich in Organismen an oder ist toxisch. „Häufig sind diese Stoffe für Wasserlebewesen giftig, verursachen Krebs oder schädigen bestimmte Zielorgane“, sagt Wiesinger. 901 gefährliche Substanzen sind in den USA, der EU und Japan für die Verwendung in Kunststoffen mit Lebensmittelkontakt zugelassen; für zehn Prozent fehlen wissenschaftliche Studien. APA/Environmental Science & Technology
Akustikusneurinom: frühe Operation bewahrt Hören
Bei kleinen Akustikusneurinomen können neue Techniken und das Monitoring während der Operation zu einer Hörerhaltungsrate von bis zu 83 Prozent führen. Zu diesem Ergebnis kommt eine retrospektiven Studie des Teams um Univ. Prof. Karl Rössler von der Universitätsklinik für Neurochirurgie der MedUni Wien und der Universität Erlangen. Die Forscher untersuchen 138 Patienten, denen zwischen 2014 und 2017 Akustikusneurinome entfernt wurden. Karl Rössler dazu: „Die Angst, postoperativ das Gehör zu verlieren, gehört zumindest für kleine Neurinome der Vergangenheit an.“ Voraussetzung dafür ist jedoch die frühe Abklärung von Hörstörungen, um Neurinome im frühen Stadium zu operieren. MedUni Wien/Otolaryngology-Head and Neck Surgery
Parodontitis fördert Demenz-Risiko
Die Behandlung der Parodontitis zeigt einen moderaten bis starken Effekt auf den Verlust der Gehirnsubstanz. Diesen Zusammenhang konnten Forscher um Christian Schwahn von der Poliklinik für zahnärztliche Prothetik, Alterszahnheilkunde und medizinischer Werkstoffkunde der Universität Greifswald in einer Studie von 177 parodontal behandelten Patienten und 409 unbehandelten Teilnehmern nachweisen. Als Indikator für einen beginnenden M. Alzheimer zogen sie MRTDaten heran und glichen sie mit Daten der USamerikanischen Alzheimer’s Disease Neuroimaging Initiative ab. Dazu verwendeten die Wissenschafter erst kürzlich entwickelte statistische Modelle. „Diese ermöglichen es, eine kontrollierte klinische Studie zu simulieren, indem verfügbare Daten von behandelten Patienten und unbehandelten Erkrankten zusammengeführt werden“, erläutert Schwahn. Alzheimer’s & Dementia
Extraluminale Valvuloplastie gegen Varizen
Künftig könnte bei der Behandlung von Varizen die extraluminale Valvuloplastie anstelle von Laser, Radiowellen oder Stripping zum Einsatz kommen. Ein Forscherteam um Dominic Mühlberger von der Gefäßchirurgie an der RuhrUniversität Bochum am St. Josef Spital testete das Verfahren im Rahmen einer MulticenterStudie. Dabei wird um die erweiterte Vene ein Mantel aus hauchdünnem Polyurethan gelegt, der wie ein innerer Kompressionsstrumpf wirkt; der Zugang erfolgt über die Leiste. Bei mehr als 95 Prozent der Patienten konnte das Verfahren erfolgreich eingesetzt werden. Den großen Vorteil dieser Methode sieht Mühlberger darin, dass „im Gegensatz zu den radikalen Therapieverfahren die Stammvene bei der extraluminalen Valvuloplastie erhalten bleibt.“ Die venenerhaltende Methode sollte vor allem dann zum Einsatz kommen, wenn Risikofaktoren wie Rauchen, Hypertonie, Diabetes mellitus oder Fettstoffwechselstörungen vorliegen. Journal of International Medical Research
Myokarditis durch mRNA-Impfstoffe
„Wahrscheinlich“ – so schätzen Experten der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC (Centers for Disease Control and Prevention) nach Auswertung der bisherigen Daten den Zusammenhang zwischen der Entstehung einer Myokarditis und mRNAImpfstoffen ein. Dennoch würden die Vorteile die Risiken „deutlich überwiegen“; ein neuer Warnhinweis wurde beschlossen. Hintergrund: Bei 323 Männern unter 30 Jahren kam es innerhalb einer Woche nach der zweiten Dosis zu einer Myokarditis oder Perikarditis. In dieser Altersgruppe wurden bis Mitte Juni dieses Jahres mehr als 50 Millionen Impfdosen verimpft. Damit ist die Zahl der Erkrankungen zwar sehr niedrig, dennoch höher als in dieser Altersgruppe zu erwarten wäre. Derzeit gibt es keinen bestätigten Todesfall. APA
© Österreichische Ärztezeitung Nr. 13-14 / 15.07.2021