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15.12.2021 | Medizin

Frühe antiretrovirale Therapie senkt Karzinomrisiko

Menschen mit HIV haben ein erhöhtes Risiko für die Entstehung von Haut- und Schleimhautkarzinomen, auch wenn das HI-Virus aufgrund einer antiretroviralen Therapie im Blut eigentlich nicht nachweisbar ist. Entscheidend ist der Zeitpunkt der antiretroviralen Therapie, fanden Forscher um Simona Saluzzo und Georg Stary von der Universitätsklinik für Dermatologie der MedUni Wien, des Ludwig Boltzmann-Instituts Rare and Undiagnosed Diseases sowie des Forschungszentrums für Molekulare Medizin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (CeMM) den zugrundeliegenden Mechanismus heraus. Bei HIV-Patienten, die erst spät nach der Diagnose mit einer antiretroviralen Therapie beginnen, kommt es trotz einer hohen Zahl an CD4+ T-Zellen zum irreversiblen Abbau von T-Gedächtniszellen in der Haut und Schleimhaut – was bei frühem Therapiebeginn verhindert werden kann. Das Risiko ist besonders für jene Karzinome erhöht, die durch Humane Papillomviren verursacht werden. So ist beispielsweise das Risiko für ein HPV-assoziiertes Analkarzinom bei Männern, die mit HIV infiziert sind, 36mal höher als bei HIV-negativen Personen. MedUni Wien/Immunity

Prognose-Score für hepatozelluläres Karzinom

Mit dem Tumormarker Alpha-Fetoprotein und dem C-reaktiven Protein kann das Outcome von Patienten mit einem hepatozellulären Karzinom unter Immuntherapie abgeschätzt werden. Dies konnte in einer groß angelegten retrospektiven Studie, an der 14 europäische Zentren teilgenommen haben, gezeigt werden. „Waren beide Parameter über einen gewissen Wert erhöht, hatten die Patienten ein deutlich kürzeres Überleben und eine geringere Wahrscheinlichkeit, eine radiologische Krankheitskontrolle mit Immuntherapie zu erreichen“, so Bernhard Scheiner von der Klinischen Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie der Universitätsklinik III der Medizinischen Universität Wien. Alpha-Fetoprotein und C-reaktives Protein könnten das Immunmilieu des Tumors dahingehend beeinflussen, dass das Tumorwachstum begünstigt würde und eine Immuntherapie möglicherweise schlechter wirksam sei. Vor Kurzem konnte erstmals eine Immun-basierte Therapie für die Behandlung des hepatozellulären Karzinoms etabliert werden. Welche Patienten am meisten von einer Immuntherapie profitieren, ist bislang unklar. MedUni Wien/Journal of Hepatology

Kniearthrose: Eigenblut-Injektion unwirksam

Die häufig zur Behandlung von Kniearthrosen eingesetzte PRP-Injektion (Thromozytenreiches Plasma) dürfte weitgehend unwirksam sein. Das ist das Ergebnis einer australischen Studie der Forscher um Prof. Kim Bennell von der University of Melbourne. Zwischen August 2017 und Juli 2019 wurden 288 Personen mit einem Durchschnittsalter von 61,9 Jahren, die milde bis mittlere Abnützungserscheinungen in einem Kniegelenk aufwiesen, untersucht. Die Teilnehmer erhielten je nach Gruppe drei Injektionen mit Eigenblut-PRP oder Kochsalzlösung. Das Ergebnis nach zwölf Monaten: Auf einer Schmerzskala von null bis zehn verringerten sich die Knieschmerzen in der PRP-Gruppe um minus 2,1 Punkte, in der Placebogruppe 1,8 Prozent. Noch geringer war der Unterschied bei den Veränderungen bezüglich des Volumens an Knorpelgewebe. Bei 29 weiteren von 31 Beurteilungskriterien zeigte sich kein signifikanter Effekt. „Diese Ergebnisse sprechen nicht für die Verwendung von PRP beim Management von Kniegelenksarthrosen“, so das Fazit der Wissenschafter. APA/JAMA

Rückgang bei Bilharziose

In den vergangenen 20 Jahren ist die Zahl der Bilharziose-Fälle bei schulpflichtigen Kindern zwischen fünf und 14 Jahren um 58,3 Prozent zurückgegangen, zeigt eine Studie des Schweizer Tropen- und Public Health Instituts (Swiss TPH). Die wichtigsten Maßnahmen sind die Massenbehandlung mit Praziquantel und verbesserte Hygienebedingungen. Besonders in den Ländern Afrikas südlich der Sahara stellt die durch Infektion mit parasitären Würmern verursachte Schistosomiasis ein großes Problem für die öffentliche Gesundheit dar. APA/Lancet Infectious Diseases

Kinder erkennen Emotionen trotz Maske

Kinder können Emotionen des Gegenübers erkennen, auch wenn dieses eine Maske trägt. Zu diesem Schluss kommt ein Team unter der Leitung von Myriam Bickle-Graz vom Université Hospital Lausanne nach einer Studie mit 276 gesunden Kindern zwischen drei und sechs Jahren. Die Forscher zeigten den Kindern Bilder von Schauspielern mit und ohne Maske, die Freude, Wut oder Traurigkeit ausstrahlten. Die Kinder ordneten die Emotion ohne Maske in 71 Prozent der Fälle richtig zu, mit Maske bei 67 Prozent. Dieser Unterschied sei zwar statistisch signifikant, aber die Effektgrößen sehr klein, so Bickle-Graz. Darüber hinaus simuliere dieser Ansatz das wirkliche Leben nicht perfekt, da auch Bewegungen der Gesichter und die Stimmlage Hinweise geben würden. APA/JAMA Pediatrics

Corona: hoher Schutz durch FFP2-Masken

Begegnet man als Gesunder einem mit Corona Infizierten in einem Innenraum auf kurzer Distanz, beträgt die Ansteckungsgefahr nach 20 Minuten rund ein Promille (0,1 Prozent). Das fanden Forscher um Prof. Eberhard Bodenschatz vom Max-Planck-Instituts für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen heraus. Allerdings: Bei schlechtsitzenden FFP2-Masken liegt das Risiko im gleichen Setting bei rund vier Prozent. Bei ihren Berechnungen berücksichtigten die Forscher Partikelgröße, die Physik beim Ausatmen, diverse Maskenarten und das Risiko des Einatmens. Anders hingegen ist das Risiko, wenn diese beiden Personen bei einer Begegnung keine FFP2-Maske tragen: Steht ein Gesunder mit drei Metern Abstand wenige Minuten in der Atemluft eines Infizierten, steckt er sich mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit an, so die Forscher. APA/Proceedings

300.000

Personen in England sind von Heroin oder Crack abhängig. Sie sind laut Angaben des britischen Innenministeriums für die Hälfte der Beschaffungskriminalität verantwortlich. Die dadurch für die Gesellschaft entstehenden Kosten liegen bei rund 23,4 Milliarden Euro.

Piperin-Nachweis in der Muttermilch

Das für die Schärfe von Pfeffer verantwortliche Piperin gelangt in geringer Konzentration in die Muttermilch. Wissenschafter um Prof. Corinna Dawid vom Lehrstuhl für Lebensmittelchemie und Molekulare Sensorik der Technischen Universität München konnten bereits eine Stunde nach dem Verzehr eines standardisierten Currygerichts mehrere Stunden lang Piperin nachweisen. Dabei lagen die massenspektrometrisch festgestellten maximalen Konzentrationen mit 14 bis 57 Mikrogramm pro Liter rund 70- bis 350-fach unter der geschmacklichen Wahrnehmungsgrenze eines Erwachsenen. Deswegen gehen die Forscher nicht davon aus, dass die gestillten Babys die Schärfe bewusst wahrnehmen. Denkbar sei allerdings, dass die regelmäßige niederschwellige Aktivierung des Rezeptors TRPV1 und für scharfe Stoffe dazu beitragen könnte, die spätere Toleranzgrenze für solche Stoffe zu erhöhen. Scharfstoffe aus Ingwer, Chili oder Curcumin gelangten nicht in die Muttermilch. APA/Molecular Nutrition and Food Research

Aorta: Schräglage optimiert Biomechanik

Die glatte Muskulatur der Aorta windet sich nicht kreisförmig, sondern mit einer leichten Schräglage, berichtet Univ. Prof. Gerhard Holzapfel vom Institut für Biomechanik der Technischen Universität Graz. Mit seinem Team untersuchte er die drei Schichten der Aorta: die gummiartige Matrix, die Eiweiß-Faserreiche Kollagenschicht und die glatte Muskulatur. Sie erstellten komplexe Berechnungen, um das Verhalten im Computermodell zu simulieren. So könne punktgenau modelliert werden, wie sich die Aorta mechanisch verhält. Warum die Muskelzellen der Aorta der-art angelegt sind, ist bisher noch nicht klar. Nach Ansicht der Forscher handle es sich um eine funktionelle Optimierung und die bestmögliche Ausrichtung. APA/Proceedings A

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 23-24 / 15.12.2021