Standpunkt Thomas Szekeres: Sparen völlig unangebracht

25.04.2021 | Aktuelles aus der ÖÄK

a.o. Univ.-Prof. Thomas Szekeres

Eine ideale Gesundheitsversorgung beginnt bei der Prävention. Wer präventiv agiert, schützt nicht nur sich selbst, sondern auch das Gesundheitssystem. Auch bei der Pandemie zeigt sich: Volkskrankheiten wie Übergewicht, Bluthochdruck oder Diabetes begünstigen einen schweren Verlauf bei einer Infektion mit SARS-CoV-2 – mehr als 60 Prozent der Fälle lassen sich auf diese Grunderkrankungen zurückführen. Das könnte man vermeiden. Denn wer auf sich schaut, sich gesund ernährt, Sport betreibt und die Vorsorgeuntersuchungen durchführt, der hat schon viel gewonnen.

Zur Prävention gehören auch Impfungen. Diese bekommen gerade in Zeiten einer Pandemie eine besonders wichtige Rolle. Anders als bei den genannten Volkskrankheiten ist hier aber jeder Einzelne vom Angebot abhängig. Die Beschaffung von genügend Impfdosen sollte auf der politischen Agenda entsprechend auch ganz oben stehen. Handeln statt sprechen, das müsste die Devise sein. Nun haben wir die Situation, dass die Politik vieles verschlafen hat, dass sie ausgerechnet bei den Schutzimpfungen gespart hat. Der Sparstift wurde falsch angesetzt. Stattdessen wird viel Geld für Lockdowns verbrannt, auch diverse SARS-CoV-2-Tests sind nicht gratis, sondern gehen zulasten der Steuerzahler. Impfungen hingegen schützen jeden Einzelnen und das gesamte Land, sie sind im Vergleich günstiger als sämtliche Maßnahmen, die als Reaktion auf die Pandemie gesetzt werden. Nicht zu vergessen sind auch die psychischen, sozialen und körperlichen Folgen der Einschränkungen, die sich beispielsweise aus Distance Learning und Telearbeit in Kombination mit geschlossenen Sportstätten ergeben. Der Weg zum Kühlschrank bei deutlich geringerem täglichen Kalorienverbrauch lockt.

Im Gesundheitsbereich – und dazu gehört auch die Prävention durch Schutzimpfungen – darf nicht gespart werden. Hier muss investiert werden – und zwar nachhaltig. Denn wenn Spitäler immer mehr Aufgaben bekommen, während Kassenstellen unbesetzt bleiben, dann läuft etwas schief im Staate Österreich, unabhängig von einer Pandemie. Statt sich auf die Ausbildung der Jungen zu konzentrieren, müssen Spitalsärzte Lücken stopfen, die zu schließen die Politik verabsäumt hat. Der richtige Weg wäre, rechtzeitig zu reagieren und gegenzusteuern.

Wir haben ein sehr gutes Gesundheitssystem und so soll es auch bleiben!

ao. Univ. Prof. Thomas Szekeres
Präsident der Österreichischen Ärztekammer

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 8 / 25.04.2021