Nun haben wir aufgrund des Missmanagements die Situation, dass die COVIDImpfung unnötigerweise ein viel zu knappes Gut ist. Umso wichtiger ist es, damit sorgsam umzugehen. Der Gesundheitsminister muss sicherstellen, dass das Impfmanagement funktioniert. Es ist eine nicht zu akzeptierende Schieflage, wenn weder Angehörige von Pflegeheimbewohnern noch medizinisch oder pflegerisch Tätige die überbleibenden Impfdosen erhalten, sondern Lokalpolitiker. Sie werden vorgereiht, obwohl das Spitalspersonal in der gleichen Region noch auf die Schutzimpfung wartet. Die vom Bundesministerium vorgegebene Impfreihenfolge lässt zu viel Spielraum zu. Von einem deutlich strukturierten Krisenmanagement sind wir weit entfernt.
Seit bald einem Jahr haben wir eine Pandemie, leisten wir Ärztinnen und Ärzte Herausragendes unter besonders schwierigen Umständen. Wir werden entlastet, wenn die vulnerablen Gruppen, Ärztinnen und Ärzte sowie die Pflege schnell geimpft sind. Umso ernüchternder ist es, dass sich die ImpfstoffVerteilung zu den Pannen gesellt, die wir seit Beginn der Pandemie im Krisenmanagement des Ministeriums miterleben.
Wir sind uns einig, dass wir alle so schnell wie möglich ein normales Leben ohne Einschränkungen haben möchten. Dazu gehört nicht nur ein klares Impfbekenntnis und management, sondern auch ein vorausschauendes Handeln. Wie geht es nach den ersten Impfungen gegen SARSCoV2 weiter? Es ist nicht davon auszugehen, dass das Virus verschwindet. Damit zu leben heißt auch, eine Immunisierung nicht nur aktuell, sondern auch für die Zukunft zu garantieren. Umso wichtiger sind die Informationen, wie lange der Impfstoff wirkt und wann eine Auffrischung gemacht werden muss. Hier gehören jetzt schon Konzepte für alle Eventualitäten her.
Dr. Harald Mayer
3. Vize-Präsident der Österreichischen Ärztekammer
© Österreichische Ärztezeitung Nr. 3 /10.02.2021