Stand­punkt Harald Mayer: Schluss mit dem Chaos

10.02.2021 | Aktuelles aus der ÖÄK

© Gregor Zeitler

Ein durch­dach­ter, struk­tu­rier­ter Plan und eine klare Kom­mu­ni­ka­tion. Das gehört zu erfolg­rei­chem Manage­ment. Danach sucht man der­zeit aber ver­geb­lich. Es ist ein kla­res Ver­säum­nis, dass zu wenig von den zuge­las­se­nen COVID­Impfstoffen bestellt wurde. Dass Impf­stoffe ver­füg­bar sein wer­den, war nicht erst seit Dezem­ber bekannt. Andere Län­der haben schnell gehan­delt, nicht auf Preise geschaut, sofort geor­dert oder auch genü­gend nach­be­stellt. Die Poli­tik hat aber zu sehr gezö­gert. Der Preis dafür ist hoch, denn jeder Tag Lock­down kos­tet viel mehr als der Impf­stoff. Die wirt­schaft­li­chen, sozia­len, indi­vi­du­el­len Fol­gen sind immens.

Nun haben wir auf­grund des Miss­ma­nage­ments die Situa­tion, dass die COVID­Impfung unnö­ti­ger­weise ein viel zu knap­pes Gut ist. Umso wich­ti­ger ist es, damit sorg­sam umzu­ge­hen. Der Gesund­heits­mi­nis­ter muss sicher­stel­len, dass das Impf­ma­nage­ment funk­tio­niert. Es ist eine nicht zu akzep­tie­rende Schief­lage, wenn weder Ange­hö­rige von Pfle­ge­heim­be­woh­nern noch medi­zi­nisch oder pfle­ge­risch Tätige die über­blei­ben­den Impf­do­sen erhal­ten, son­dern Lokal­po­li­ti­ker. Sie wer­den vor­ge­reiht, obwohl das Spi­tals­per­so­nal in der glei­chen Region noch auf die Schutz­imp­fung war­tet. Die vom Bun­des­mi­nis­te­rium vor­ge­ge­bene Impf­rei­hen­folge lässt zu viel Spiel­raum zu. Von einem deut­lich struk­tu­rier­ten Kri­sen­ma­nage­ment sind wir weit entfernt.

Seit bald einem Jahr haben wir eine Pan­de­mie, leis­ten wir Ärz­tin­nen und Ärzte Her­aus­ra­gen­des unter beson­ders schwie­ri­gen Umstän­den. Wir wer­den ent­las­tet, wenn die vul­ner­ablen Grup­pen, Ärz­tin­nen und Ärzte sowie die Pflege schnell geimpft sind. Umso ernüch­tern­der ist es, dass sich die Impfstoff­Verteilung zu den Pan­nen gesellt, die wir seit Beginn der Pan­de­mie im Kri­sen­ma­nage­ment des Minis­te­ri­ums miterleben.

Wir sind uns einig, dass wir alle so schnell wie mög­lich ein nor­ma­les Leben ohne Ein­schrän­kun­gen haben möch­ten. Dazu gehört nicht nur ein kla­res Impf­be­kennt­nis und ­manage­ment, son­dern auch ein vor­aus­schau­en­des Han­deln. Wie geht es nach den ers­ten Imp­fun­gen gegen SARS­CoV­2 wei­ter? Es ist nicht davon aus­zu­ge­hen, dass das Virus ver­schwin­det. Damit zu leben heißt auch, eine Immu­ni­sie­rung nicht nur aktu­ell, son­dern auch für die Zukunft zu garan­tie­ren. Umso wich­ti­ger sind die Infor­ma­tio­nen, wie lange der Impf­stoff wirkt und wann eine Auf­fri­schung gemacht wer­den muss. Hier gehö­ren jetzt schon Kon­zepte für alle Even­tua­li­tä­ten her.


Dr. Harald Mayer

3. Vize-Prä­si­dent der Öster­rei­chi­schen Ärztekammer

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 3 /​10.02.2021