Standpunkt Harald Mayer: Perspektiven statt Lippenbekenntnisse!

10.04.2021 | Aktuelles aus der ÖÄK

© Gregor Zeitler

Es ist gut, dass die medizinische Forschung und Entwicklung so schnell arbeitet. Nicht nur die Entwicklung von Impfungen, sondern auch von Medikamenten gegen COVID-19 muss gefördert werden. Nun sind grundsätzlich Impfungen da. Aber der Impffortschritt schreitet viel zu langsam voran. Weil die Regierung weniger Impfdosen bestellt hat, als im EU-Topf verfügbar gewesen sind.

Dass hier aufs Budget geschaut wurde, ist frustrierend und falsch. Es bleibt ein bloßes Lippenbekenntnis der Regierung, das Gesundheitssystem zu schützen. Nicht „testen, testen, testen“, sondern „kaufen, kaufen, kaufen“ und im Anschluss sofort „impfen, impfen, impfen“ sollte das Credo sein. Die Konsequenzen einer langsamen Durchimpfung tragen nicht nur die Spitäler, sondern die gesamte Bevölkerung. Auf, zu, auf, zu bietet keine Perspektiven. Jeder Tag Lockdown ist teurer als zusätzliche Impfdosen und hat massive psychische, soziale und wirtschaftliche Folgen. Wann können die Maßnahmen aufgrund der Immunisierung der Bevölkerung aufgehoben werden? Andere Länder wie Dänemark haben schon erklärt, die Beschränkungen des öffentlichen Lebens mit wenigen Ausnahmen komplett aufzuheben, sobald alle Risikogruppen und alle über 50, die dies wünschen, ihre erste Impfung erhalten haben.

Frustrierend ist auch, wenn in der Gesundheit gespart wird, die Regierung aber gleichzeitig Millionen für Eigenwerbung ausgibt. Während ständig Pressekonferenzen gefüllt mit Ankündigungspolitik abgehalten werden, arbeiten Spitalsärzte noch immer am Limit. Sie sind nicht nur für die Versorgung von COVID- und Nicht-COVID-Patienten zuständig, sondern auch für die Ausbildung. Die enge Personalplanung ist ein Bremsklotz, denn der Arzt in Ausbildung wird als volle Arbeitskraft geplant, obwohl er noch lernen soll. In Pandemiezeiten ist die Situation in den Spitälern noch herausfordernder. Bislang hat die Ärzteschaft selbst im Rahmen ihres Engagements in der ÖÄK nach klaren Kriterien darüber entschieden, wo wie viele Ärztinnen und Ärzte nach Prüfung des Leistungsspektrums ausgebildet werden können. Nun wollen die Bundesländer, dass dieses wichtige Thema zukünftig Beamte ohne medizinischen Hintergrund aus ihren Reihen übernehmen.

Ein föderalistisches Chaos wie beim Impfen darf nicht auch bei der Arztausbildung entstehen. Die Kompetenz muss weiterhin in den Händen der Österreichischen Ärztekammer bleiben. Denn das sichert die Qualität!


Dr. Harald Mayer

3. Vize-Präsident der Österreichischen Ärztekammer

 

 

 

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 7 / 10.04.2021