Qualität in der Medizin: Gleiche Standards setzen

09.08.2021 | Aktuelles aus der ÖÄK

Ordinationen und Spitäler sollen ähnliche Standards haben. Die Österreichische Gesellschaft für Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement (ÖQMED) befasst sich mit der Evaluierung, Messung und Verbesserung der Qualität in den Arztpraxen. Qualitätsindikatoren helfen, die medizinische Versorgung zu beschreiben.
Sophie Niedenzu

Alle fünf Jahre. In diesem Zyklus werden etwa 20.000 Arztpraxen in Österreich evaluiert. Die Grundlage für die gesetzliche Evaluierung fußt in der Qualitätssicherungsverordnung. Sie wird nach Vorgaben des wissenschaftlichen Beirats der Österreichischen Gesellschaft für Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement (ÖQMED) erarbeitet. Wie sich das Expertengremium zusammensetzt, ist klar geregelt. Ziel ist die breite Einbindung der Interessensgruppen. Den Vorsitz führt eine Vertreterin der Gesundheit Österreich GmbH. Neben Vertretungen der Ärzteschaft gehören auch Experten des Bundesministeriums für Gesundheit, der Bundesländer, der Sozialversicherungen, der Patientenvertretung, der Medizinischen Universitäten, der Bundesarbeiterkammer und der privaten Krankenanstalten dem wissenschaftlichen Beirat an. „Der breite Erfahrungsschatz der Experten aus den verschiedenen Institutionen garantiert unter der sachkundigen Führung der Vertretung der Gesundheit Österreich GmbH ein hohes fachliches Niveau in Fragen der Qualitätssicherung“, sagt der stellvertretende Vorsitzende, Artur Wechselberger (siehe Interview). Aufgabe des wissenschaftlichen Beirats ist es, die Organe der ÖQMED und der ÖÄK in Bezug auf die gesetzlichen Aufgaben in der Qualitätssicherung zu beraten. Ziel sind einheitliche Qualitätsstandards in der Medizin. In den Spitälern bestehen die Regelungen schon länger, mit dem Gesundheitsqualitätsgesetz ziehen Ordinationen mit den Spitälern gleich.

Fachliche Qualität

Grundsätzlich ist das Qualitätsmanagement Aufgabe der Ordinationsinhaber. Diese müssen die Voraussetzungen schaffen, um die gesetzlich vorgeschriebene und allgemein erwartete Qualität der angebotenen ärztlichen Leistungen auch tatsächlich erbringen zu können. Der Bogen spannt sich über viele Themen: Erreichbarkeit, eigene fachliche Qualität, Qualifikation der Mitarbeiter, Hygiene, gesetzeskonformer Umgang mit Medikamenten und Medizinprodukten zählen ebenso dazu wie die fachgerechte Dokumentation. Besonderes Augenmerk gilt der Einhaltung der Patientenrechte, der Patientensicherheit sowie der Zusammenarbeit mit den Vertrags- und Systempartnern. Zur Qualität in der Medizin zählt auch die Qualität von Prozessabläufen in den Ordinationen und die Messung der Ergebnisqualität, beispielsweise durch Patientenbefragungen. Um erbrachte Leistungen und Behandlungsergebnisse zu analysieren und zu bewerten, werden auch Qualitätsindikatoren verwendet. Sie zeigen an, ob ein Ziel erreicht, zum Teil erreicht oder nicht erreicht wurde. Qualitätsindikatoren helfen, eine zunächst nicht messbare Qualität der medizinischen Versorgung in einer messbaren Größe zu beschreiben. So wird die Qualität in den Krankenhäusern österreichweit einheitlich mit Hilfe des Systems A-IQI (Austrian Inpatient Quality Indicators) geprüft. Es besteht aus zwei wesentlichen Elementen – den Qualitätsindikatoren und dem Analyseinstrument eines Peer-Review-Verfahrens: „Kollegen bemühen sich, Verbesserungspotenziale in der eigenen Organisation anhand von Qualitätsindikatoren zu identifizieren und darauf aufbauend gemeinsam Verbesserungsmaßnahmen festzulegen“, sagt Wechselberger. Noch heuer soll ein ähnliches System, A-OQI (Austrian Outpatient Quality Indicators), im niedergelassenen Bereich implementiert werden. Qualitätsindikatoren können etwa Wartezeiten, Teilnahme an Qualitätsmanagementprogrammen oder die Häufigkeit der Durchführung bestimmter Kontrolluntersuchungen sein. Die Peer Reviews werden in speziellen Qualitätszirkeln der teilnehmenden Ärzte durchgeführt.

Qualitätsverbesserung

Die ÖQMED evaluiert nicht nur die Arztpraxen, sondern bietet darüber hinaus weitere Möglichkeiten, die Qualität in den Arztpraxen zu verbessern. Neben der Unterstützung und Beratung bei der Implementierung des Qualitätsmanagementsystems ÖQM, der Organisation von Informationsveranstaltungen oder der Erarbeitung von Artikeln zum E-Learning gehört auch das Fehlermeldesystem CIRS Medical dazu. (sni)

Info: Das 1×1 der ärztlichen Qualitätsevaluierung finden Sie auf: www.oeqmed.at/handbuch

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 12 / 25.06.2021