Gesundheitsdaten: Sinnvolle Datennutzung

15.07.2021 | Aktuelles aus der ÖÄK

Gesundheitsdaten sind heikel, sie sollten diskret verwaltet werden und sind nicht für die Allgemeinheit bestimmt. Vernünftige Datenverknüpfungen können aber wertvolle Hinweise auf mögliche Therapien geben.

Wir leben in einer Datenwelt, jährlich könnten jeweils 30 Pro­ zent an Daten dazukommen. „Daten sind heute das Rückgrat unserer Welt“, sagt Thomas Szekeres, Präsident der Österrei­ chischen Ärztekammer. Gerade während der Pandemie ist das Thema der Datenverarbeitung wieder vermehrt in den Fokus gerückt. Wenn valide Daten vorhanden sind, unterstützen sie politische Entscheidungen. Forscher in Österreich haben jedoch kritisiert, dass die Datengrundlage während der Pan­ demie zu dürftig gewesen sei und forderten einen Zugang zu mehr medizinischen Informationen. „Es kann sinnvoll sein, die vorhandenen medizinischen Daten, gerade in einer Pandemie, miteinander zu verknüpfen“, sagt Szekeres. Der ÖÄK­-Präsident betont aber dabei, dass das „selbstverständlich“ anonymisiert oder pseudonymisiert erfolgen müsse. Ein Beispiel: Die ELGA­-Medikationsdaten könnten mit Daten der Gesundheitsbehörden abgeglichen werden, um Zusammenhänge zwischen verabreichten Medikamenten und Krankheitsverläufen herzustellen: „Im Idealfall finden wir dann Medikamente, die vor schweren Verläufen schützen – so können Spitäler und damit das Gesundheitssystem entlastet und Patienten vor Aufenthalten auf Intensivstationen geschützt werden“, betont Szekeres. Zudem wäre auch die Verknüpfung der Impfdatenbank mit der Infektionsdatenbank sinnvoll, um so genannte Impfdurchbrüche zu dokumentieren ­  wenn sich also geimpfte Menschen mit SARS­-CoV­-2 infizieren, beispielsweise aufgrund von Mutationen. Im Zentrum des Interesses stünden nicht die einzelnen Patienten, sondern generelle Aussagen über die Wirksamkeit der Impfstoffe. Das hätte zur Folge, dass im Optimalfall schnell lokale Ausbrüche von etwaigen Virusvarianten festgestellt werden könnten: „Gerade in der Pandemie ist eine schnelle Information doppelt sinnvoll, denn mit raschen Gegenmaßnahmen kann die Ausbreitung eventuell noch eingedämmt werden“, argumentiert der ÖÄK-­Präsident.

Diese beiden Möglichkeiten der Datenverknüpfung seien eine wichtige Informationsquelle und datenschutzrechtlich nicht bedenklich: „Dass wir Ärzte, die ja zum einem großen Teil in die Erstellung von Gesundheitsdaten involviert sind, den Datenschutz sehr ernst nehmen, haben wir erst kürzlich wieder unter Beweis gestellt“, erinnert Szekeres. Die ÖÄK habe sich ganz klar gegen die geplante Datensammlung im Zusammenhang mit dem Grünen Pass ausgesprochen, wo etwa die Verknüpfung mit aktuellen und historischen Daten über das Erwerbsleben, das Einkommensniveau, etwaige Arbeitslosigkeit, den Bildungsweg und Krankenstände aller geimpften und genesenen Personen geplant war: „Das ging uns deutlich zu weit.“ Im Fokus der Datensammlung steht vielmehr, medizinisch wertvolle Daten sinnvoll miteinander zu verknüpfen und dabei die Anonymität und Sicherheit zu gewährleisten.

Für den Cyber Security Experten Cornelius Granig ist es notwendig, umfangreiche Schutzvorkehrungen für Computer und Netzwerke zu treffen, um elektronische Angriffe abzuwehren. Daten müssten verschlüsselt werden, um sie sicher abzuspeichern und zu übertragen. Die Verwendung von Gesundheitsdaten für die Forschung sei in Österreich durch das Forschungsorganisationsgesetz (FOG) geregelt, es fehle aber eine gemeinsame, vom Gesundheits­ und Wissenschaftsminister unterschriebene Verordnung. Hier sollte pragmatisch vorgegangen werden, fordert Granig: „Ein verantwortungsvoller Umgang mit personenbezogenen Gesundheitsdaten ist nicht nur möglich, sondern sehr wichtig, da er uns als Gesellschaft weiterbringen wird.“ (sni)

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 13-14 / 15.07.2021