Diabetes: Coronas bitterer Nachgeschmack

09.08.2021 | Aktuelles aus der ÖÄK

Die Corona-Pandemie ist noch lange nicht vorbei; doch bereits jetzt ist klar, dass sie gesundheitliche Kollateralschäden nach sich ziehen wird. Neben den ganz direkten Auswirkungen, wie den wirtschaftlichen Folgen der Lockdowns, werden psychische Erkrankungen und die Folgen von ungesunden Lebensstilen das österreichische Gesundheitssystem nachhaltig prägen und verändern. Die Österreichische Diabetes Gesellschaft warnt vor gesundheitlichen Konsequenzen.
Viktoria Frieser

Während den Lockdowns im vergangenen Jahr verbrachten die Österreicher den Großteil ihrer Freizeit in ihren eigenen vier Wänden. Diese mangelnde Bewegung und gesamtgesellschaftliche Gewichtszunahme wird nun spürbar und erhöht das Risiko, an Diabetes zu erkranken. Die Österreichischen Ärztekammer erhebt nun in einer gemeinsamen Studie mit der Österreichischen Diabetes Gesellschaft (ÖDG) die Dunkelziffer und die Versorgungsstandards bei Typ-2-Diabetes. Mittels einer großangelegten Studie werden 2.500 Patienten bei niedergelassenen Ärzten befragt. Ziel ist es, die aktuellen Schätzungen von rund 700.000 Betroffenen zu verifizieren und eine stabile Datenbasis zu schaffen. Aktuelle Schätzungen basieren derzeit nur auf kleineren Studien und der Hochrechnung internationaler Zahlen. Für eine effektive Versorgung und Ressourcenplanung sind jedoch belastbare Zahlen unerlässlich.

Präventionsmaßnahmen ergreifen

ÖÄK-Präsident Thomas Szekeres betonte im Rahmen einer Pressekonferenz die Rolle der Ärzteschaft bei der frühen Erkennung und Prävention von Diabetes: „Bei chronischen Erkrankungen, wie Diabetes ist die kontinuierliche und flächendeckende Versorgung genauso wichtig wie die rechtzeitige Diagnose.“ Eine besonders wichtige Rolle würden dabei die niedergelassenen Ärzte spielen, im speziellen die Hausärzte. Denn sie kennen die Krankengeschichten und die Lebensumstände ihrer Patienten am besten. Mit ihrer Unterstützung werde die wohnortnahe Versorgung sichergestellt, aber dafür brauche es Ressourcen, die dem Hausarzt nicht im ausreichenden Maß zur Verfügung stünden: „Regelmäßige Therapiegespräche mit chronisch kranken Patienten bedeuten eine ganz andere zeitliche Herausforderung als die kurzfristige Therapie eines akuten Krankheitsfalls“, sagte der ÖÄK-Präsident. Die Österreichische Ärztekammer sehe gerade diesen Aspekt der aktuellen Studie als besonders entscheidend an: „Eine bedarfsorientierte Ressourcenplanung muss wissen, wo, welche und wie viele Angebote für die Betreuung von Patienten mit Diabetes notwendig sind.“

Teil des Gesundheitschecks

Für die langfristige Planung gilt es auch, mögliche Risikokandidaten möglichst früh zu erkennen. Viel zu oft werde Diabetes nur zufällig entdeckt. Die ÖDG geht davon aus, dass bis zu 20 Prozent der Betroffenen nichts von ihrer Diabetes-Erkrankung wissen und somit unwissentlich lebensbedrohliche Folgeerkrankungen riskieren. Als Vorstufe zum eigentlichen Diabetes gilt Prädiabetes. Rund fünf Prozent der Bevölkerung sind davon betroffen. Sie haben daher ein stark erhöhtes Risiko, an Diabetes Typ 2 zu erkranken. Der Blutzuckerspiegel liegt dabei noch nicht über dem Grenzwert, ist jedoch schon deutlich erhöht. Eine frühzeitige Diagnose könnte den Ausbruch des Diabetes verhindern und vor zahlreichen Folgeerkrankungen schützen. „Den Blutzuckerwert könnte man ganz leicht im Rahmen des Gesundheitschecks erfassen, dazu ist nur eine Blutuntersuchung notwendig,“ erklärte ÖÄK-Präsident Thomas Szekeres. Derzeit sei diese Untersuchung nicht Teil des Gesundheitschecks, sollte aber dringend aufgenommen werden, so Szekeres abschließend.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 12 / 25.06.2021