BKAÄ: Spitäler: Was die Zukunft bringt

25.03.2021 | Aktuelles aus der ÖÄK


Ressourcen schaffen und Ressourcen effizient einsetzen: Die Entlastung der Spitäler müsse wieder auf die Agenda der Bundesregierung kommen, sagt Harald Mayer, Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte. Als Orte der Ausbildung sichern sie die Zukunft der Patientenversorgung in Österreich ab.
Sophie Niedenzu

Nachhaltige finanzielle Absicherung der hohen Qualität der Gesundheitsversorgung, bedarfsorientierte Ausbildung von Ärzten sowie niederschwelliger Zugang zur bestmöglichen medizinischen Versorgung: Das sind einige der Ziele, die im Regierungsprogramm verankert sind. Die Patienten bestmöglich zu versorgen heißt, die Ressourcen sinnvoll einzusetzen, sagt Harald Mayer, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte: „Ressourcenschonend zu arbeiten bedeutet, die Spitäler vor jenen Patientenfällen zu entlasten, die ebenso im niedergelassenen Bereich bestmöglich behandelt werden könnten“, betont er. Dadurch könnten sich Spitäler auch wieder verstärkt der Ausbildung widmen. Gerade in Zeiten der Pandemie sei es noch herausfordernder, eine qualitätsvolle Ausbildung zu gewährleisten. Derzeit läuft auch wieder die Ausbildungsevaluierung, die regelmäßig von der Bundeskurie unter Ärzten in Basis-, in allgemeinmedizinischer und in Facharztausbildung durchgeführt wird. „Die Absicherung des Gesundheitssystems setzt voraus, dass die jungen Mediziner in Österreich eine hochwertige Ausbildung erhalten und hier auch arbeiten“, sagt der ÖÄK-Vizepräsident. Es sei wichtig, dass die jungen Ärzte nicht vernachlässigt werden. Auch in pandemiefreien Zeiten sei die Arbeitsbelastung in den Spitälern enorm und es fehle an Zeit für ein Selbststudium: „Die enge Personalplanung in den Spitälern ist ein Bremsklotz, denn der Arzt in Ausbildung wird als volle Arbeitskraft geplant, obwohl er noch lernen soll“, kritisiert Mayer.

Impfen heute und morgen

Die Spitäler in der derzeitigen Pandemie zu unterstützen, setze ein gut strukturiertes Impfmanagement voraus. Denn je schneller die Bevölkerung gegen SARS-CoV-2 geimpft wird, desto eher könne dies auch die Arbeit in den Spitälern entlasten. Die Äußerungen von Gesundheitsminister Rudolf Anschober stimmen Mayer daher positiv. Dieser hatte öffentlich betont, dass die Durchimpfung der Bevölkerung rascher als in Deutschland zu schaffen und er überzeugt sei, „dass wir im Laufe des Sommers durch sein werden“. Auch Bundeskanzler Sebastian Kurz hatte bekräftigt, dass im Sommer wieder Normalität herrsche, bis dahin seien „alle geimpft, die das wollen.“ Das seien gute Nachrichten, gerade in Hinblick auf vergangene Pannen im Krisenmanagement. Für Spitalsärzte sei es motivierend, wenn ihre Arbeit konsequent von der Bundesregierung unterstützt werde. Zuletzt hatten einige Abteilungen für Kinder- und Jugendpsychiatrie Alarm geschlagen, dass die Situation zu einer Überlastung geführt habe und teilweise triagiert werden müsse: „Lockdowns haben neben den enormen wirtschaftlichen Folgen ebenso große gesellschaftliche, psychische und wirtschaftliche Auswirkungen“, sagt Mayer. Lockdowns könnten daher kein Konzept der Zukunft sein – Impfungen seien daher der einzig richtige Weg. Ein klares Impfbekenntnis sei nötig und ein starkes Impfmanagement bedeute, so Mayer, auch langfristig in die Zukunft planen und vorausschauend zu handeln: „Es ist nicht davon auszugehen, dass das Virus verschwindet“, betont er.

Prävention und Digitalisierung

Experten gehen davon aus, dass in den kommenden Jahren laufend Auffrischungsimpfungen benötigt werden. Das sei einerseits notwendig, weil die Immunität nachlasse und andererseits, weil Virusmutationen eine Anpassung der Vakzine nötig machen würden. Die Immunisierung der Bevölkerung müsse daher jedes Jahr gewährleistet werden. Hier seien jetzt schon Konzepte für alle Eventualitäten notwendig, betont Mayer. Man dürfe eines nicht vergessen: „Die Entlastung der Spitäler beginnt bei Investitionen in die Prävention, und dazu gehört auch ein Konzept für SARS-CoV-2-Auffrischungsimpfungen.“

Eine Entlastung der Spitäler sei darüber hinaus auch über den Ausbau der digitalisierten Medizin möglich: „Die Pandemie hat uns gezeigt, dass man Patienten auch über alternative Behandlungsformen betreuen kann“, sagt Mayer. Zudem könnten zertifizierte Medizinprodukte die telemedizinische Betreuung von Patienten gewährleisten. So würde bei höherer Lebenserwartung auch die Zahl von chronisch Erkrankten steigen, die weiterhin medizinisch auf hohem Niveau versorgt werden müssen: „SARS-CoV-2 sollte nicht das Gesundheitssystems und die Weiterentwicklung der Patientenversorgung lähmen“, warnt Mayer abschließend.

 

 

 

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 6 / 25.03.2021