BKNÄ: Impftag 2022 – Impflücken schließen

15.12.2021 | Aktuelles aus der ÖÄK

Der Österreichische Impftag am 22. Jänner steht im Zeichen des Coronavirus, der Fokus liegt aber auch auf bestehenden Impflücken, die es zu schließen gilt – das betonte Rudolf Schmitzberger, Leiter des Referats für Impfangelegenheiten der Österreichischen Ärztekammer, bei einer Pressekonferenz.

Der Impftag 2022 trägt das Motto: „Ein Jahr Corona-Impfungen – ist die Pandemie unter Kontrolle?“. Unter dem wissenschaftlichen Vorsitz von Ursula Wiedermann-Schmidt, Leiterin des Zentrums für Pathophysiologie, Infektiologie und Immunologie der MedUni Wien, werden dabei alle Facetten dieses Themas beleuchtet – von der Corona-Impfung für Kinder bis hin zu Ursachen für den langsamen Impffortschritt in Österreich. Außerdem werden auch die aktuellen Anwendungsempfehlungen des Nationalen Impfgremiums sowie rechtliche Aspekte zu Off-Label-Impfungen behandelt.

Daneben dürfe nicht vergessen werden, so Schmitzberger, insbesondere bei Kindern bestehende Immunisierungslücken zu schließen – vor allem bei Masern-, Pneumokokken- sowie bei Diphterie-, Keuchhusten- sowie Meningokokken-Vakzinen und auch bei der HPV-Impfung, bei der die Durchimpfungsrate dramatisch gesunken sei: „Zum Beispiel sind rund 30.000 Kinder in Österreich zwischen sechs und neun nicht ausreichend gegen Masern geschützt“, unterstrich der Kinderarzt. Dabei sollte bei der Masern-Mumps-Röteln-Immunisierung (MMR) schon mit der Beendigung des ersten Lebensjahrs die zweite für den Schutz unbedingt notwendige Impfung im Rahmen des Gratisimpfprogramms in Anspruch genommen werden. „Auf diese zweite Teilimpfung wird vielfach einfach vergessen. Aber die Masern sind keine harmlose Kinderkrankheit. Mittelohr-, Lungen- und Gehirnentzündungen können die Folge sein.“

Unterschätzt werde auch die Bedeutung der PneumokokkenImpfung. Weltweit fordern die Pneumokokken jährlich rund 1,5 Millionen Todesopfer. Die meisten potenziell lebensgefährlichen Erkrankungen treten bei Kindern unter fünf Jahren auf – auch hier gibt es im Rahmen des Gratis-Impfprogramms eine Immunisierung mit drei Teilimpfungen bis zum Ende des ersten Lebensjahres. Diese helfen auch, das Risiko für schmerzhafte Mittelohrentzündungen zu verringern. Im Jahr 2020 sei generell, so der ÖÄK-Impfexperte, ein deutlicher Rückgang bei Kinderimpfungen bemerkbar gewesen – insbesondere durch COVID-19-bedingte Schulschließungen und in Folge geringerer Zahl an Schulimpfungen. Es sei aber ganz einfach, auch während der Pandemie die Impflücken zu schließen: „Die Ordinationen sind auch während der Pandemie geöffnet und sicher. Ich kann nur an die Bevölkerung appellieren, auf wichtige Vorsorge- oder Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen, aber insbesondere auf alle wichtigen Impfungen in keinem Fall zu vergessen!“

Booster wahrnehmen

Für bereits geimpfte Erwachsene seien die Corona-BoosterImpfungen ein wichtiges Instrument, die erworbene Immunität aufrechtzuerhalten und eventuelle Impfdurchbrüche zu vermeiden: „Wir brauchen so viele Geimpfte wie möglich, um diese Welle zu brechen und die Pandemie einzudämmen“, so Wiedermann-Schmidt. Beobachtungen würden zeigen, dass BoosterImpfungen länger immunisieren als nach den zwei Erststichen. Eine niedrige Impfrate führe auch dazu, dass „das Virus mutiert und weiter in der Bevölkerung zirkuliert.“ Jetzt sei auch der ideale Zeitpunkt, sich gegen Influenza impfen zu lassen, das betonte die Österreichische Apothekerkammer. Allerdings würden dies in Österreich nur wenige Menschen (2020/21: 21,3 %, 2019/2020: 8,5 %) beherzigen. Dabei werde gerade exponierten Personengruppen eine Grippeimpfung dringend empfohlen, um sich vor schweren Verläufen zu schützen. „Die Gefahr einer schweren Erkrankung ist sowohl bei COVID-19 als auch bei der Influenza vermeidbar. Wir brauchen in beiden Fällen eine hohe Durchimpfungsrate. Eine hohe Influenza-Impfquote könnte helfen, während der Grippesaison schwere Verläufe und in weiterer Folge Spitalsaufenthalte zu verhindern“, erklärte Gerhard Kobinger von der Österreichischen Apothekerkammer. (TM)

Der Impftag 2022 findet am 22. Jänner in Kooperation von MedUni Wien, Österreichischer Ärztekammer, Österreichischer Apothekerkammer und der Österreichischen Akademie der Ärzte GmbH als hybride Tagung im Van Swieten Saal der MedUni Wien und als Live-Stream von 8–17 Uhr statt. Anmeldung und Programm: www.impftag.at


© Österreichische Ärztezeitung Nr. 23-24 / 15.12.2021