BKAÄ ELGA in Spitälern: Integration, ein Muss

10.03.2021 | Aktuelles aus der ÖÄK


Die Patientendaten auf einen Blick, schnell, übersichtlich und vollständig zu erhalten – das ist der erklärte Wunsch von Spitalsärzten. Voraussetzung dafür ist eine geeignete technische Infrastruktur in den Spitälern. Damit kann auch ELGA optimal in die internen Systeme integriert werden.
Sophie Niedenzu

Seit fünf Jahren ist sie nun im Einsatz: ELGA. Die elektronische Gesundheitsakte stellt eine IT-Infrastruktur für den sicheren Austausch der Patientendaten bereit. Sie soll helfen, dass der intra- und extramurale Bereich besser miteinander verschmelzen und die Gesundheitsdaten zentral abgerufen werden können. Dies geschieht über Schnittstellen, die von einer lokalen Software aufgerufen werden. Die Vernetzung funktioniere technisch hervorragend, erzählt Stefan Sabutsch, der für die Standardisierung der Daten in ELGA verantwortlich ist. An einigen Stellschrauben, etwa an der einheitlichen Strukturierung der Dokumente werde noch gedreht, zudem fehle, dass viele niedergelassenen Labors und Radiologie-Institute ihre Befunde für ELGA bereitstellen. Ein entsprechendes Projekt für den Rollout dieses Bereichs solle noch heuer starten. „Zudem könnten neben Entlassungsbriefen, Labor- und Radiologiebefunden noch zusätzliche Befundarten verfügbar gemacht werden, etwa Ambulanzbefunde“, sagt Sabutsch. Gerade Entlassungsbriefe seien lange sehr unterschiedlich gehandhabt worden und die Instrumente zur Befundschreibung seien je nach Krankenanstalt verschieden. Mit ELGA gebe es eine Vereinheitlichung der Dokumentstruktur und Reihenfolge der Inhalte: „Da gibt es natürlich Reibungsflächen bei der Umstellung auf die neuen Vorgaben, wenn Gewohntes geändert wird“, sagt Sabutsch. So solle beim Schreiben eines Entlassungsbriefes immer an die Bedürfnisse der Leser gedacht werden: „Niemand möchte sich durch seitenlange Briefe quälen.“

Der Mehrwert von ELGA habe sich in der aktuellen Pandemie-Situation klar gezeigt: kontaktlose Verschreibung von Medikamenten, der elektronische Impfpass, Verfügbarkeit von Befunden ohne physische Überbringung durch den Patienten seien nur ein paar Beispiele. Wichtig sei jedoch die Integration in die lokalen Arztpraxis- oder Krankenhaus-Informationssysteme. Evaluierungen würden dies bestätigen: Ärzte mit einer benutzerfreundlichen Anbindung würden wesentlich mehr e-Befunde abrufen und seien zufriedener als die anderen: „Wenn das gelingt, dann steigt auch die Bereitschaft, die e-Befunde dort abzurufen“, ist Sabutsch überzeugt. Apropos e-Befunde: Laut dem Experten sind neun Prozent der neu eingebrachten e-Befunde eingebettete PDFs – 75 Prozent seien hochstrukturierte codierte CDAs und damit wesentlich benutzerfreundlicher.

Zeit gewinnen

Die internen Krankenhaussysteme funktionieren zwar gut, aber Lücken gebe es in der Vernetzung. Und dort, wo es an der Verknüpfung mit ELGA scheitert, fehlt die Akzeptanz des Personals: „Spitalsärzte benötigen Systeme, die schnell und unkompliziert sämtliche Patientendaten zugänglich machen, der Nutzen muss klar ersichtlich sein“, sagt Harald Mayer, Vizepräsident und Kurienobmann der angestellten Ärzte der Österreichischen Ärztekammer.

Die elektronische Gesundheitsakte helfe zwar beim Befundaustausch, sei aber noch kein Teil des klinischen Workflows, ergänzt Stefan Sauermann, Leiter des Studiengangs „Medical Engineering & eHealth“ an der FH Technikum Wien (siehe Interview auf Seite 9). ELGA sei ein Musterbeispiel für ein „legistisch sauber und sorgfältig aufgebautes System“, das den organisationsübergreifenden Austausch der Daten ermögliche, aber: „Der Nutzen entsteht aber erst, wenn beispielsweise KIS, ELGA und e-Impfpass miteinander verbunden sind“, sagt Sauermann. Und dazu müssten die Spitäler entsprechende Schnittstellen haben. Wichtig sei, bestimmte Daten gezielt schnell finden zu können. Das ELGA-System ermögliche grundsätzlich Filtern und Suchen in den Registerdaten, dem „ELGA-Inhaltsverzeichnis“. Eine tiefergehende „Google-artige“ Suche sei aufgrund der strengen Datenschutz-Auflagen jedoch in ELGA nicht umgesetzt worden. Damit diese Funktionen auch vom Anwender genutzt werden können, müssen sie vom jeweiligen Hersteller von Arzt- oder Krankenhaussoftware benutzerfreundlich umgesetzt werden, betont Sabutsch.

„Wenn nun aber nicht in Software investiert wird, und ELGA nicht in die Krankenhaussysteme integriert ist, dann ist das für das Spitalspersonal schlicht unattraktiv“, kritisiert Mayer. Die Bundeskurie der angestellten Ärzte fordere daher die Vollintegration von ELGA in das Krankenhausinformationssystem: „Wir benötigen die gesamten verfügbaren Daten unserer Patienten“, sagt Mayer. Eine benutzerfreundliche Lösung sowie schnelle und übersichtliche Suchmöglichkeiten seien der Schlüssel, um den Spitalsalltag zu erleichtern: „Eine gut funktionierende technische Infrastruktur hilft, wertvolle Zeit zu gewinnen, die wir dann für unsere Patienten nutzen können“, betont der ÖÄK-Vizepräsident.

 

 

 

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 5 / 10.03.2021