BKAÄ Elektronische Patientendokumentation: Papier war gestern

25.02.2021 | Aktuelles aus der ÖÄK


Die elektronische Patientendokumentation ist eine wesentliche Stütze in der täglichen Arbeit im Spital. Durch die digitale Fieberkurve sind sämtliche Patienteninformationen rasch und einheitlich abrufbar. Mobile Endgeräte ermöglichen es, Informationen bereits während der Visite digital festzuhalten.
Sophie Niedenzu

Nicht nur die Werte sind wesentlich. Ob Vital- und Laborwerte, die Medikation oder den Schmerzverlauf der Patienten – die sogenannte digitale Fieberkurve dokumentiert alle medizinischen und pflegerischen Informationen und schafft einen raschen Überblick. Mögliche Fehlerquellen werden durch die Datenerfassung während des gesamten Spitalaufenthalts niedrig gehalten. Papier war gestern, digital ist heute: Statt handschriftlichen Aufzeichnungen und Papier-Befunden in einer Mappe wird nun der Zustand des Patienten elektronisch dokumentiert.

Von der Aufnahme bis zur Entlassung, bei Untersuchungen und Eingriffen werden die Daten am Ort des Geschehens digital gespeichert. „Es werden Notebooks auf Visitenwägen für die mobile Visite eingesetzt“, erzählt etwa Michaela Lientscher, Internistin am LKH Wolfsberg sowie Vizepräsidentin und Kurienobfrau der angestellten Ärzte der Ärztekammer für Kärnten. Seit Mai 2018 werde im LKH Wolfsberg mit der digitalen Fieberkurve gearbeitet: „Die Dokumentation der täglichen Visite ist für jeden Kollegen rasch abrufbar, was vor allem Visiten am Wochenende erleichtert“, sagt sie. Zudem sei die Informationsweitergabe mit der digitalen Fieberkurve qualitativ hochwertig möglich, ein wichtiger Faktor angesichts der wechselnden Patientenbetreuung durch in Teilzeit tätige Ärzte. Ein weiterer Pluspunkt: „Die Pflege schätzt es sehr, beim Verstehen von Medikamentenanordnungen nun nicht mehr vom Schriftbild des Arztes abhängig zu sein“, sagt Lientscher. Während die grobe Struktur der digitalen Fieberkurve im gesamten Spital gleich sei, könnten die Ansichten abteilungsbezogen angepasst werden. Zudem sei das System sehr ausfallssicher, mit der Einführung des Systems würden zusätzlich die aktuelle Fieberkurve und die aktuelle Medikation jedes Patienten regelmäßig automatisiert als PDF-Datei erzeugt und auf speziellen, akkugestützten Notfallrechner dezentral auf den Stationen abgelegt. „Damit kann auch bei Strom-, Netzwerk- oder Systemausfall in die Kurven Einsicht genommen oder diese auch auf Notstrom versorgten Druckern ausgedruckt werden“, sagt die Internistin. Jedoch würden in der Intensiv- und in der Normalstation unterschiedliche Systeme angewendet, die nicht kompatibel seien, daher sei es hier notwendig, die Medikation jeweils separat einzugeben. Für Lientscher sei die Abbildung bei der Verabreichung von Medikamenten, die sich mehrmals täglich ändern, wie etwa Insulingaben, mühevoll. Vieles sei ihrer Erfahrung nach oft Übungssache: „Außerdem lässt sich durch die gezielte Kommunikation zwischen den Berufsgruppen über Arbeitsabläufe noch so manches in der Fieberkurve effizienter abbilden“.

Ärztliche Validierung

Auch das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Linz arbeitet seit fünf Jahren mit der vollständigen digitalen Fieberkurve. Die Ärzte seien in der Entwicklung und Fortentwicklung der täglichen notwendigen Programmabläufe ständig involviert, erzählt der Vorstand an der Abteilung für Innere Medizin, Univ.-Prof. Martin Clodi: „In Spezialbereichen werden initial durch die jeweiligen Spezialisten die Themen bearbeitet, bevor sie im Gesamtsystem umgesetzt werden“, sagt er (siehe Interview auf Seite 9).  Das medizinische Personal müsse in die Entwicklung der digitalen Systeme in den Krankenhäusern eingebunden werden, betont auch Harald Mayer, Vizepräsident und Kurienobmann der angestellten Ärzte der Österreichischen Ärztekammer. Ziel müsse es sein, die Patientenbetreuung durch digitale Systeme lückenlos zu dokumentieren, ohne dass dabei ein Mehraufwand für die Ärzte entsteht: „Die optimale Betreuung der Patienten bei gleichzeitiger Arbeitsentlastung für die Ärzte und die Pflege ist das Ziel“, sagt Mayer. In einer Resolution hat die BKAÄ daher nicht nur gefordert, dass moderne und effektive EDV-Systeme wie im Bereich der digitalen Fieberkurve flächendeckend eingeführt werden, sondern neben der notwendigen technischen und personellen Ausstattung auch eine abschließende Validierung durch die Ärzte erfolgen muss: „Komplexe EDV-Systeme benötigen natürlich auch eine Einschulungszeit – bei einer vernünftigen Personalplanung ist die digitale Patientendokumentation mit einer entsprechenden technischen Ausrüstung, wie etwa genügend mobile Endgeräte für die Visiten, eine enorme Verbesserung in der täglichen Arbeit im Spital“, betont Mayer abschließend.

 

 

 

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 4 / 25.02.2021