BKAÄ: Spitäler: Zum Wohle der Gesundheit

10.09.2021 | Aktuelles aus der ÖÄK

Seit Beginn der Pandemie steht das Regierungsprogramm still. Es ist an der Zeit, dort verankerte konkrete Ziele und Verbesserungen im Hinblick auf die Gesundheitsversorgung in die Tat umzusetzen, fordert ÖÄK-Vizepräsident Harald Mayer.
Sophie Niedenzu

Die Zukunft nicht aus den Augen zu verlieren, das sollte ein erklärtes Ziel sein: „Bis jetzt hat die Pandemie die Politik in vielen Punkten gelähmt und die im Regierungsprogramm genannten gesundheitspolitischen Ziele sind in weite Ferne gerückt“, kritisiert Harald Mayer, Vizepräsident und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte der Österreichischen Ärztekammer. Still stehen allerdings weder die Erkrankungen, noch die Patientenfälle oder ganz allgemein die Herausforderungen für die tägliche Arbeit in der Ärzteschaft.

Präventionskonzepte gefragt

Die allgemeine Gesundheit der Bevölkerung müsse wieder in den Vordergrund gerückt werden – das beginne nicht zuletzt beim Ausbau der Vorsorge und damit auch bei der Impfstrategie: Impflücken müssen geschlossen werden, Impfskeptiker über Impfstoffe aufgeklärt und informiert werden. Wer vorsorgt und sich gegen alle möglichen Erkrankungen immunisiert, entlastet letztendlich auch das Gesundheitssystem, betont Mayer: „Wichtig ist, Ressourcen in den Spitälern für die absoluten Notfälle und für jene Patienten zu haben, die spezialisierte Therapien und die klinische Infrastruktur dafür benötigen“, sagt der ÖÄK-Vizepräsident. Die Politik müsse entsprechende Präventionskonzepte ausbauen – auch in Hinblick auf die gesundheitlichen Langzeitfolgen der Maßnahmen während der Pandemie, wie etwa Übergewicht, Diabetes oder vermehrte Herz-Kreislauferkrankungen: „Die Maßnahmen, die gegen das Coronavirus umgesetzt wurden, haben langfristige Auswirkungen auf die allgemeine Gesundheit“, sagt Mayer. Investitionen in die Vorsorgemaßnahmen würden darin unterstützen, Erkrankungen frühzeitig zu diagnostizieren und so nicht nur schwere Krankheitsverläufe zu vermeiden, sondern auch die Spitäler zu entlasten: „Wer klug investiert, der fördert nicht nur die Gesundheit der Bevölkerung, sondern vermeidet zudem unnötige Kosten“, betont Mayer.

Ein positiver Aspekt der Pandemie sei die Entlastung der Spitäler durch den geringeren Besuch der Spitalsambulanzen gewesen. Das sollte für die Zukunft beibehalten werden: „Wir benötigen eine Art Wegweiser für die Behandlungen der Patienten, an dessen Beginn der Hausarztbesuch steht, und nicht der sofortige Weg in die Spitalsambulanzen führt“, sagt Mayer. Der Hausarzt könne dann kompetent darüber entscheiden, welche weiterführende Behandlungen tatsächlich notwendig seien. Daher sei das im Regierungsprogramm verankerte Ziel der Stärkung der wohnortnahen Versorgung endlich in die Tat umzusetzen: „Die erste Anlaufstelle wäre nicht das Spital, sondern der Allgemeinmediziner, das hätte zur Folge, dass die Kosten gesenkt werden, bei gleichbleibender Versorgungsqualität“, argumentiert Mayer.

Spitals-Arbeitsalltag verbessern

Was die Pandemie auch gezeigt habe, sei, dass die Einschränkung und Limitierung der Besucherzahlen und der Zahlen für Begleitpersonen, auch positive Folgen gehabt habe. „In den Spitälern ist schon genug los, sowohl für die Patienten als auch für die Ärzte ist es angenehmer, wenn die Zahl der Besucher und Begleiter eingeschränkt ist“, betont Mayer. Das würde zu mehr Ruhe und konzentriertem Arbeiten bei den Spitalsmitarbeitern führen: „Diese Limitierungen sollten daher auch in der Zukunft aufrecht bleiben“, sagt Mayer. Auch würde das die Sicherheit in den Spitälern erhöhen. Mayer verweist im Zuge dessen auf Studien, die gezeigt hätten, dass die physische und psychische Gewalt gegenüber dem Spitalspersonal mittlerweile keine Seltenheit mehr sei: „Strengere Zugänge zu den Spitälern verbessern damit die Arbeitsplatzsituation für die Mitarbeiter, die sich damit voll und ganz auf ihre Patienten konzentrieren können“, sagt Mayer. Ein weiterer Punkt sei hier auch noch notwendig, um den Arbeitsalltag zu erleichtern: die Digitalisierung. Es benötige hierzu nicht nur einen Ausbau des administrativen Personals, sondern auch die Umsetzung von digitalen Tools, die die Arbeit im Spital erleichtern: „Digitalisierung ist sinnvoll, aber bitte in Zusammenarbeit mit dem Spitalspersonal, um praxisnahe Applikationen umzusetzen“, sagt Mayer abschließend.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 17 /10.09.2021