BKAÄ: E-Learning-Boom: Digitale Pandemie-Lehren

24.11.2021 | Aktuelles aus der ÖÄK

Durch die COVID-19-Pandemie wurde die Tendenz zur Entwicklung neuer Online-Lernformate stark beschleunigt – gleichzeitig zeigte sich, dass die Weiterentwicklung der DFP-Plattform der Österreichischen Ärztekammer und der Akademie der Ärzte hervorragende Rahmenbedingungen für vermehrtes E-Learning geschaffen hat.

E-Learning hat in der medizinischen Fortbildung in Österreich eine lange Tradition und ist seit über 20 Jahren im Diplom-Fortbildungs-Programm (DFP) der Österreichischen Ärztekammer fest verankert – diese Tatsache, kombiniert mit der Innovationskraft der Akademie der Ärzte, konnte dazu beitragen, dass das Angebot extrem schnell adaptiert und aufrechterhalten werden konnte. „Der plötzliche Wegfall jeglicher Präsenzfortbildung im Frühjahr 2020, verursacht durch die Corona-Pandemie, hat gezeigt, dass das DFP-System auf viele Eventualitäten vorbereitet ist und dass sich ärztliche Fortbildung sehr flexibel an geänderte Rahmenbedingungen anpasst – insbesondere beim notwendig gewordenen Wechsel von Präsenz zu webbasierter Fortbildung“, bilanziert der Präsi-dent des Wissenschaftlichen Beiratsder Akademie der Ärzte, Peter Niedermoser.

Insbesondere Ärzte, die während der Pandemie zu den am stärksten betroffenen Berufsgruppen gehören, sehen sich nicht nur mit einer außerordentlichen Arbeitsbelastung konfrontiert, sondern auch mit der Notwendigkeit, ihr medizinisches Wissen und ihre Fähigkeiten im Zusammenhang mit COVID-19 auf dem aktuellsten Stand der Wissenschaft zu halten, um ihren Patienten die beste Gesundheitsversorgung bieten zu können.

Dieser Bedarf an medizinischer DFP-Fortbildung wurde vor der Corona-Pandemie hauptsächlich durch persönliche Fortbildungsveranstaltungen abgedeckt. Das änderte sich mit den immer tiefer greifenden Einschränkungen für Präsenzveranstaltungen, bis hin zur Absage aller Face-to-Face-Fortbildungen. „Die Österreichische Akademie der Ärzte als österreichische Approbationsbehörde für DFP war mit diesem pandemiebedingten Wandel in der kontinuierlichen Ärztefortbildung auf mehreren Ebenen beschäftigt. Es war notwendig, die Anbieter bei der Absage, Verschiebung oder Umgestaltung von Präsenzfortbildungen zu unterstützen. Darüber hinaus war es von entscheidender Bedeutung, die Anpassung des DFP-Systems an die neuen Umstände vorzubereiten, was eine erhöhte Aufmerksamkeit für die Besonderheiten digitaler Lernmethoden erforderte“, erklärt Akademie-Geschäftsführer Günther Ochs.

Ebenso wurden Verbesserungspotenziale im rechtlichen Rahmen von digitalen Lernformaten evident – mit der Folge, dass die Verordnung über ärztliche Fortbildung im Jahr 2021 entsprechend überarbeitet wurde: Dazu gehören neue Regelungen für die nachhaltige Umstellung auf digitale Lernformate wie Live-Online-Kurse und Webinare, weiters wurden Angaben zur Authentifizierung und zum Engagement des Lernenden oder zur Nachverfolgung der Teilnahme verpflichtend. Parallel dazu wurden alle notwendigen technischen Anpassungen in der österreichischen DFP-Datenbank installiert.

Digital gut aufgestellt

Die Fortbildungsplattform www.meindfp.at zeigte sich also bestens gerüstet für neue digitale Herausforderungen: „Schon jetzt gibt es dort über 700 E-Learning-Fortbildungen zu vielen verschiedenen Themen“, betont Niedermoser, merkt aber auch kritisch an: „Bei der Verfügbarkeit der Angebote nach Fachbereichen gibt es ein Missverhältnis zugunsten jener Fächer, die erfahrungsgemäß mehr Unterstützung durch Industrieunternehmen genießen.“

Diesem Trend will die Österreichische Ärztekammer entgegenwirken und hat daher eine E-Learning-Offensive gestartet, die Bereiche mit knappen Ressourcen unterstützt, die eine Verlagerung auf industriegestützte Digitalisierung verhindern wollen. Ziel ist es, ein ausgewogenes Angebot an objektiven, digitalen medizinischen Lehrangeboten ohne Einfluss der Industrie zu entwickeln. Wissenschaftliche Gesellschaften aus den betroffenen Bereichen und andere Anbieter wurden eingeladen, Fortbildungsprojekte bei der Österreichischen Akademie der Ärzte einzureichen. Ein ärztliches Auswahlgremium, bestehend aus Vertretern des wissenschaftlichen Beirats von Akademie und ÖÄK, entscheidet dann, welche Projekte unterstützt werden können.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 22 / 25.11.2021