Arznei & Vernunft: neue Leitlinie KHK

10.11.2021 | Aktuelles aus der ÖÄK

Koronare Herzkrankheit, Hypertonie und periphere Verschlusskrankheit stehen im Fokus der neuen Leitlinie. Ein Großteil der Herz-Kreislauf-Erkrankungen wäre durch Gesundheitsförderungs- und Präventionsmaßnahmen vermeidbar, betont ÖÄK-Präsident Thomas Szekeres.

Mehr als ein Drittel aller Todesfälle in Österreich lassen sich laut Statistik Austria im Jahr 2020 auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurückführen. Als besonders gefährlich gilt eine Verengung von Gefäßen, die auch zu Herzinfarkt und Herzmuskelschwäche führen kann. Wer seine Risikofaktoren reduziert, kann vorbeugen, betonte ÖÄK-Präsident Thomas Szekeres im Rahmen einer Pressekonferenz der Initiative Arznei & Vernunft. Dazu zählen beispielweise Lebensstilfaktoren wie Rauchen, Ernährung und Bewegung.

Die neue Patientenbroschüre und Leitlinie geben Orientierung für die Ärzte- und Apothekerschaft hinsichtlich der Erkrankung selbst, ihrer Diagnose sowie des Letztstands der Behandlungsoptionen. Besonderes Augenmerk sei darauf gelegt worden, dass sie im medizinischen Alltag schnell und anwendungsfreundlich eingesetzt werden können: „Viele Betroffene ahnen oft nichts von ihrer Herz-Kreislauf-Erkrankung. Sind sie in der Lage, erste Anzeichen rechtzeitig zu identifizieren, können sie schnellstmöglich behandelt und schwere Folgen dadurch verhindert werden“, sagte Ernst Singer, medizinischer Vorsitzender der Initiative. Besorgniserregend sei allerdings, dass in der Corona-Pandemie die Zahl der Vorsorgeuntersuchungen zurückgegangen ist. Gerade Hausärzte als Vertrauenspersonen könnten ihre Patienten auch kompetent beraten und darauf achten, dass die Präventionsmaßnahmen umgesetzt werden: „Einerseits kann verhindert werden, dass Erkrankungen erst entstehen, andererseits helfen Vorsorgeuntersuchungen, Frühdiagnosen zu stellen, was für den Behandlungserfolg enorm wichtig ist“, betonte Szekeres. In Bezug auf die Früherkennung strich Apothekerkammerpräsidentin Ulrike Mursch-Edlmayr die Rolle der Apotheken hervor: Wichtig sei es, die richtigen Fragen zu stellen, sehr gut zuzuhören und gezielt nachzufragen, um die richtigen Schlüsse zu ziehen, betonte sie.

Eigenverantwortung wichtig

389 Millionen Euro haben österreichische Sozialversicherungen im Vorjahr für die Behandlung kardiovaskulärer Erkrankungen ausgegeben. Daher sei der Schulterschluss zwischen Sozialversicherungen, Ärzten, Apothekern und Pharmaindustrie wichtig, sagte Peter Lehner, Vorsitzender der Konferenz der Sozialversicherungsträger. Es brauche ein „Umdenken von der Reparatur zur Prävention“, dazu gehörten Vorsorgeuntersuchungen aber auch die Motivation zur Eigenverantwortung, einen gesünderen Lebensstil zu pflegen. Was die Behandlung angehe, seien allein in den vergangenen 25 Jahren 532 Produkte zur medikamentösen Therapie in diesem Bereich in Österreich auf den Markt gekommen, erzählt Helga Tieben, Director Regulatory Affairs, Supply & Innovation vom Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs (PHARMIG): „Eine Heilung allein mit Medikamenten ist aktuell noch nicht möglich. So bleibt die Therapie in den meisten Fällen ein langfristiger Prozess, bei dem vor allem die Eigenverantwortung der Betroffenen im Vordergrund steht“, sagte sie.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 21 / 10.11.2021