Service: Lehren aus der Corona-Situation: Das macht die Krise mit uns

25.06.2020 | Coronavirus, Service


Die Corona-Situation hat viele Veränderungen mit sich gebracht, auf die wir alle nicht wirklich vorbereitet waren. Nun ist jeder Mensch unterschiedlich resilient und geht mit veränderten Situationen unterschiedlich um. Cornelia Martens vom EAP-Institut* hat einige Tipps zum Umgang mit der Krise auf verschiedenen Ebenen.
Christian Trübenbach**

Die COVID-19-Pandemie bringt Unsicherheiten gleich auf drei Ebenen mit sich:

  • Auf der persönlichen: Das Virus betrifft mich unmittelbar und kann meine Gesundheit und meine soziale Umgebung beeinflussen.
  • Auf der Arbeit: Plötzlich ist zum Beispiel Kundenkontakt nicht mehr möglich. Ich muss ins Homeoffice und finde andere, mir fremde Arbeitsbedingungen vor.
  • Auf der gesellschaftlichen Ebene: Social Distancing und der Lockdown haben sehr tiefe Einschnitte in unseren Alltag gebracht; Vereinsamung und Depressionen können Begleitumstände sein.

Die Belastung für jeden Einzelnen kann also recht groß sein, so sehen es auch die Teilnehmer des regelmäßigen Great Place to Work® Austauschforums*** mit HR-Verantwortlichen aus Österreich: Zwei Drittel sehen viele neue Belastungen auf die Mitarbeitenden zukommen; lediglich ein Drittel erlebt wenige neue Belastungen beziehungsweise rechnet mit solchen. Aber alle sind sich einig: Belastungen sind auf jeden Fall da!

Wie aber damit umgehen? Jeden Mitarbeitenden mit seinem Resilienz-Grad individuell betrachten. „Häufig geht es um tatsächlichen und/oder gefühlten Kontrollverlust, auch Stress ist eine natürliche Alarmfunktion unseres Körpers“, weiß Martens. Jeder geht mit der Corona-Krise anders um, ähnlich wie in bekannten Change-Prozessen gibt es auch in der aktuellen Situation unterschiedliche Typen von Menschen. Die einen sind „vernünftig“ und sehen das Virus mit all seinen Tücken und Gefahren und verhalten sich im Sinne einer rücksichtsvollen Gesellschaft. Andere leugnen die Gefahr oder sehen gar Verschwörungen heraufziehen. Ein nicht unwesentlicher Teil ist aber auch einfach nur ängstlich – vielleicht weil jemand aus dem engeren Bekanntenkreis oder man sogar selbst zur Risikogruppe zählt. „Hier ist es wichtig, die Ängste der Mitarbeitenden ernst zu nehmen, diese nicht zu übersehen, am besten in Einzelgesprächen“, so Martens.

Was nach einer Krise passieren kann, ist auch von der bereits vor einer Krise gelegten Vertrauensbasis im Unternehmen oder im Team abhängig. War vorher beispielsweise die Solidarität schon hoch ausgeprägt, so fallen nach der Krise „Verteilungskämpfe“ nur sehr gering aus.

Wichtig ist vor allem als Führungskraft, die Selbsterkenntnis zu gewinnen, dass nicht alles kontrollierbar ist. So kann zum Beispiel auch eine gefühlte Belastung des Mitarbeitenden im Homeoffice („Meine Führungskraft vertraut nicht darauf, dass ich auch zuhause meinen Job gut mache“) schon direkt vermieden werden. Manchmal hilft es, sich als Führungskraft einfach mal eine Auszeit zu nehmen und nicht ins Micromanagement zu verfallen (kann auch gleich zu mehr Selbstorganisation der Mitarbeitenden führen).

FAZIT

Ob in Einzelgesprächen oder durch positive gruppendynamische Prozesse: In der aktuellen Situation kommt es einmal mehr auf vertrauensvolles Führen an. Diejenigen Führungskräfte, die bislang schon auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden individuell eingegangen sind, haben auch jetzt die stabilsten Teams, die gestärkt aus der Krise hervorgehen werden. Für alle anderen wäre jetzt die Zeit, sich diese Skills anzueignen.https://www.greatplacetowork.at/grusskarten/

*Dr. Cornelia Martens, Geschäftsführerin vom EAP-Institut management consultancy GmbH
**Christian Trübenbach ist Senior Consultant bei „Great Place to Work®“
***jeden zweiten Mittwoch um 13.30, Anmeldungen unter www.greatplacetowork.at/virtuelles-austauschforum

 

 

 

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 12 / 25.06.2020