Arzt­jobs: Wirk­sam­keit von Führungskräften

25.03.2020 | Service


Mit­ar­bei­tende ver­las­sen Chefs, und nicht Unter­neh­men – das ist bekannt. Die Wirk­sam­keit von Führungs­kräften­ist­entscheidend,­damit­ Mitarbeiter­ ihre­ Potentiale­ entfalten­ können.­Mitbestimmung­ und­ ein wert­schät­zen­der Umgang sind dabei die mehr und mehr nicht ver­han­del­bare Basis.

Chris­tian Trü­ben­bach*


Zu die­ser Erkennt­nis gibt es diverse Stu­dien, hier ein­mal zwei exem­pla­risch: 43 Pro­zent der öster­rei­chi­schen Arbeit­neh­mer haben schon ein­mal wegen des Chefs den Job gekün­digt1. Oder – viel­leicht noch ein­drucks­vol­ler – 65 Pro­zent der Mit-arbei­ten­den wür­den lie­ber auf ihre nächste Gehalts­er­hö­hung ver­zich­ten, damit sie einen neuen Chef bekom­men2. In die­sem Zusam­men­hang ist fest­zu­stel­len, dass es Mit­ar­bei­ten­den immer wich­ti­ger wird, in einer ver­trau­ens­vol­len Arbeits­at­mo­sphäre ihre Poten­tiale opti­mal ent­fal­ten zu kön­nen. Mit­be­stim­mung und ein wert­schät­zen­der Umgang mit­ein­an­der sind dabei die mehr und mehr nicht ver­han­del­bare Basis.

Aber natür­lich ist es auch wich­tig, nicht nur über „die“ Füh­rungs­kräfte zu schimp­fen; auch der Mensch und seine Rolle dahin­ter sind zu betrach­ten. Man hört ver­mehrt von Füh­rungs­kräf­ten, dass viele in ihrer Rolle unzu­frie­den sind oder sich unwohl füh­len. Die Gründe dafür sind viel­fäl­tig. Bis­lang war häu­fig die Regel, dass ein Mit­ar­bei­ten­der Füh­rungs­ver­ant­wor­tung über­nom­men hat, da er zu die­sem Zeit­punkt die bes­ten fach­li­chen Qua­li­fi­ka­tio­nen mit­brachte. Bei der Beset­zung wurde dann auch weni­ger auf die Soft skills geach­tet, ob die Per­son auch empa­thisch ist und hin­ter dem Team-Mit­ar­bei­ten­den auch den Men­schen mit sei­nen Stär­ken und Ent­wick­lungs­po­ten­tia­len sah. Das ist sicher­lich auch ein häu­fi­ges Thema im ärzt­li­chen Führungskreis.

Man bezeich­net die­sen Füh­rungs­ty­pen übri­gens „Füh­rung ohne Absicht“. 72 Pro­zent der Mit­ar­bei­ten­den die­ses Füh­rungs­typs machen regel­mä­ßig oder kon­stant schlechte Erfah­rung mit die­ser Füh­rungs­kraft. Die­ser Füh­rungs­typ macht jedoch übri­gens gut 50 Pro­zent aller Füh­rungs­kräfte in öster­rei­chi­schen Durch­schnitts­un­ter­neh­men aus, bei „Öster­reichs bes­ten Arbeit­ge­bern“ dage­gen nur zwölf Pro­zent.
Ein ers­ter Schritt ist hier eine kon­ti­nu­ier­li­che Beglei­tung der Füh­rungs­kraft zumin­dest in den ers­ten Mona­ten. In sehr gut ent­wi­ckel­ten Unter­neh­mens­kul­tu­ren gibt es sogar die Mög­lich­keit, nach eini­ger Zeit die dis­zi­pli­na­ri­sche Füh­rungs­ver­ant­wor­tung wie­der abzu­ge­ben, „nur“ mehr fach­li­cher Experte zu blei­ben, und dies alles ohne Gesichts­ver­lust. Wich­tig ist, dass die Füh­rungs­kraft schnell wirk­sam wird.
Füh­rungs­kräfte, die das Wort „Füh­ren“ auch wirk­sam ver­in­ner­licht haben, schaf­fen es, loya­lere Mit­ar­bei­tende im Team zu haben, die eine stär­kere Bezie­hun­gen im Job pfle­gen und bes­sere Leis­tung als ihre Kol­le­gen zei­gen. Zudem han­deln sie unter­neh­me­ri­scher, erle­ben sich erfüll­ter im Job, sind sel­te­ner krank und pro­mo­ten ihre Firma inten­si­ver nach außen als attrak­ti­ven Arbeit­ge­ber. Man spricht bei die­sem Füh­rungs­ty­pen vom Typ „Mit­ar­bei­ten­den zu ihrem Bes­ten füh­ren“. 93 Pro­zent aller Mit­ar­bei­ten­den die­ses Typs haben kon­stant posi­tiv Erfah­run­gen mit ihrer Führungskraft! 

FAZIT
Es heißt also: als Füh­rungs­kraft schnell wirk­sam zu wer­den. Wirk­sam­keit kann auch über die Sinn­haf­tig­keit der Arbeit in der Rolle als ärzt­li­che Füh­rungs­kraft funk­tio­nie­ren. Die meis­ten Ärzte haben die­sen Beruf gewählt, da sie darin auch ihre Beru­fung sehen. Man spricht hier von intrin­si­scher Moti­va­tion, da Ärz­tin­nen und Ärzte ein star­kes Sinn­mo­tiv bei ihrer Tätig­keit erken­nen. Das sind auch die glei­chen Gründe, warum andere Men­schen ohne Füh­rungs­ver­ant­wor­tung in der Gesund­heits­bran­che tätig sind. 

* Christian­ Trübenbach­ ist ­Senior ­Con­sul­tant ­bei­ „Great­Place­to­Work®

„Öster­rei­cher ­sind­ mit­ ihren­ Chefs­ unzu­frie­den“,­ StepStone­ Österreich,­2019­
“The­ Mind ­of­ the ­Leader”,­published­ by ­Harvard­ Business­ Publishing,­2018

Eine Koope­ra­tion der Öster­rei­chi­schen Ärz­te­zei­tung mit Great Place To Work®

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 6 /​25.03.2020