Kurz und informativ: Politische Kurzmeldungen

25.06.2020 | Politik

Deutschland will mehr Unabhängigkeit bei Arzneimittelproduktion

Der deutsche Wirtschaftsminister Peter Altmaier nimmt die Corona-Krise zum Anlass, um ein EU-Projekt für Arzneimittelproduktion auf den Weg zu bringen. Es sei wichtig „einseitige Abhängigkeiten zu minimieren und in sensiblen Bereichen die nationale Souveränität zu behaupten oder wiederzugewinnen“, so Altmaier gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Viele Wirkstoffe werden aus Kostengründen in Asien produziert – beispielsweise Antibiotika in China. Indien wiederum hat im Zuge der Corona-Pandemie den Export von Paracetamol gestoppt. In Deutschland bemühte man sich im Sinne einer nationalen Unabhängigkeit bereits um den Ausbau der Produktion medizinischer Schutzausrüstungen, dasselbe sei für Medikamente anzustreben, so Altmeier. Die Europäische Industriestrategie müsse außerdem „klare Aussagen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für kleine und mittlere Unternehmen“ berücksichtigen.

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Prozent mehr Pestizide wurden laut Eurostat in Österreich von 2011 bis 2018 verkauft. Gelangten 2011 noch circa 3,45 Millionen Kilogramm in den Umlauf, waren es 2018 schon 5,3 Millionen. Österreich liegt damit auf Platz zwei in der EU hinter Zypern. APA

Vorarlberg: Corona-Krise befeuert Suchterkrankungen

Im westlichsten Bundesland hat die COVID-Krise die Situation bei den Suchterkrankungen verschärft. Die Einrichtungen der Stiftung Maria Ebene – Vorarlbergs Kompetenzzentrum für alle Suchtfragen – registriert deutliche Zunahmen im Vergleich zum Vorjahr. Schon während der Shutdown-Phase meldeten Beratungsstellen um zehn Prozent mehr neue Klienten. Das Krankenhaus Maria Ebene verzeichnete nur wenige Wochen nach der Wiedereröffnung einen zwölf-prozentigen Zuwachs von Suchtpatienten auf der Warteliste. Dazu Philipp Kloimstein von der Stiftung Maria Ebene: „Suchtverhalten ist häufig eine Reaktion auf große Belastungen.“ Schon die Angst um den Arbeitsplatz sorge für einen Anstieg psychischer Probleme. Der Experte erwartet in den kommenden zwei bis drei Jahren eine weitere Zunahme bei Suchtkrankheiten; die Langzeitfolgen der Krise würden sich erst zeigen.

Norwegen legalisiert Eizellspende

Die Opposition im norwegischen Parlament erreichte eine Änderung im 16 Jahre alten Biotechnologiegesetz: Damit haben Alleinstehende nun Zugang zu künstlicher Befruchtung. Weitere Anpassungen betreffen eine Sonographie im ersten Trimester sowie einen Bluttest zur Diagnose von genetisch bedingten Erkrankungen des Fötus. Die Gesetzesnovelle birgt Konfliktpotential: So befürchtet die Christliche Volkspartei KRF, dass sich werdende Eltern zu einer Interruptio entscheiden könnten, wenn beispielsweise zu einem frühen Zeitpunkt in der Schwangerschaft eine Chromosomen-Anomalie des Kindes diagnostiziert wird. In Österreich ist die Eizellspende seit 2015 zwar erlaubt; alleinstehenden Frauen dürfen die Präimplantationsdiagnostik jedoch nicht in Anspruch nehmen.

ÖÄK unterstützt „Stopp Corona“-App

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne), ÖÄK-Präsident Thomas Szekeres und Gerry Foitik (Österreichisches Rotes Kreuz) präsentierten kürzlich die Contact-Tracing-Applikation „Stopp Corona“. Mit Hilfe der App können Kontakte von Infizierten wesentlich leichter ermittelt werden. Durch den Zeitgewinn kann schneller auf eine potentielle Ansteckung reagiert und die Infektionskette unterbrochen werden. Anfang Juni hatten bereits 600.000 Österreicher das Service auf ihr Smartphone geladen, 300.000 nutzen es aktiv.

Frankreich: Gesundheitspersonal demonstriert

Bessere Bezahlung und Arbeitsbedingungen sowie eine weniger gewinnorientierte Ausrichtung der Krankenhäuser wollen die französischen Ärzte und Pflegekräfte. Das forderten 18.000 von ihnen bei einer Demonstration in Pvaris. Landesweit wurde zu 220 Versammlungen aufgerufen; auch in Montpellier, Metz, Lyon, Nantes und Marseilles wurde protestiert. Die Situation im französischen Gesundheitssystem ist angespannt; während der Corona-Pandemie ist es an die Grenzen der Auslastung geraten. Die Regierung kündigte bereits eine Reform des französischen Gesundheitswesens sowie Gehaltserhöhungen für das im Gesundheitswesen tätige Personal an.

Aus Corona-Daten lernen

Für eine Zusammenführung der im Zuge der Corona-Krise erhobenen Daten spricht sich der Referent für E-Health in der ÖÄK, Dietmar Bayer aus. Konkret geht es um LKF-Daten, die Daten des Hauptverbandes und EMS-Daten. „Damit wäre es möglich, vertiefende altersperspektive und sozialperspektivische Analysen wie Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit und vieles andere mehr durchzuführen“, erläutert er. Bayer – er ist auch Präsident der ÖGTelemed, der Österreichischen Gesellschaft für Telemedizin und E-Health – betont des Weiteren, dass es ein Gebot der Stunde sei, aus diesem Datenschatz etwas zu machen. Bayer: „Wir von der Österreichischen Gesellschaft für Telemedizin haben das Know-how und Erfahrung damit, wie man Machine-Learning-Algorithmen auch im ärztlichen Alltag sinnvoll einsetzen kann und wie diese Erkenntnisse auch in der täglichen Praxis helfen, die Diagnose und Behandlung von Patienten zu optimieren.“

Ersatztermine für Arztprüfungen stehen fest

Die Ersatztermine für die wegen der Corona-Pandemie verschobenen Arztprüfungen stehen fest.

  • Innere Medizin ÄAO 2006 und Innere Medizin Schwerpunktprüfung ÄAO 2015 sowie Innere Medizin Grundprüfung ÄAO 2015: 2. Juli 2020;
  • Frauenheilkunde und Geburtshilfe: 3. Juli 2020;
  • Anästhesiologie und Intensivmedizin: 2./3. Juli 2020;
  • Allgemeinmedizin: 6. Juli 2020 (in Wien, Graz und Innsbruck).

Weitere Informationen dazu sowie zu den Ersatzterminen für die Sprachprüfung gibt es unter https://www.arztakademie.at/pruefungen/oeaek-facharztpruefung/informationen-zu-den-einzelnen-sonderfaechern/

80 Millionen Kinder ungeimpft wegen Corona

Routine-Impfprogramme sind der WHO, Unicef und der Impfallianz GAVI zufolge aufgrund der Corona-Situation derzeit in 68 Ländern behindert. Etwa 80 Millionen Kinder unter einem Jahr erhalten derzeit keine Impfungen; dies gilt für wohlhabende und weniger wohlhabende Länder gleichermaßen. Laut den Organisationen sind die über Jahrzehnte hindurch erarbeiteten medizinischen Fortschritte wie zum Beispiel die Eindämmung der Masern bedroht. In 27 Ländern war die Masern-Impfung ausgesetzt worden; gegen Polio wird aktuell in 38 Staaten nicht geimpft. Die Gründe dafür sind gestoppte Impfkampagnen, der eingeschränkte Zugang zu Gesundheitseinrichtungen oder verunsicherte Eltern, die aus Angst vor einer Infektion das Haus nicht verlassen. Erschwerend hinzu kommen momentan auch Lieferprobleme bei Impfstoffen.

 

 

 

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 12 / 25.06.2020