Politische Kurzmeldungen: Kurz und informativ

10.03.2020 | Politik


ÖÄK auf der BeSt
3 2020

Die Österreichische Ärztekammer war – ebenso wie im Vorjahr – auch heuer auf der BeSt. 2020 vertreten. Die größte Bildungsmesse Österreichs BeSt. versammelt alle wichtigen Institutionen aus den Bereichen Beruf, Studium und Weiterbildung unter einem Dach. Von 5. bis 8. März informierten Vertreter der Ärztekammer und Jungärzte interessierte Besucher über alle Themen rund um den ärztlichen Beruf, die Ausbildung sowie die Berufsaussichten von angehenden Ärzten. Mehr als 40.000 Maturanten, viele Studierende und Weiterbildungswillige stehen jedes Jahr in Österreich vor der Herausforderung, ihre Bildungs- und Berufslaufbahn zu planen oder neu zu organisieren.

ÖÄK lehnt Wurzer-Vorstoß ab

Den Vorschlag von ÖGK-Generaldirektor Bernhard Wurzer, Partnerschaften mit Spitalsambulanzen einzugehen und dort beispielsweise Vorsorgeuntersuchungen durchzuführen, lehnt die Österreichische Ärztekammer strikt ab. „Die Aussagen von Wurzer sind unüberlegt, nicht durchdacht und wirtschaftlich höchst fragwürdig“, erklärte ÖÄK-Präsident Univ. Prof. Thomas Szekeres in einer ersten Reaktion. Der Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte in der ..K, Harald Mayer, bezeichnete die Aussagen von Wurzer als „vollkommen realitätsfern“. Sie würden „die Rolle von Spitälern komplett ignorieren“. Schon jetzt seien die Ambulanzen massiv überlastet, die Spitalsärzte am Limit. Johannes Steinhart, Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte, ergänzt: „Bernhard Wurzer hat noch immer nicht verstanden, wie das österreichische Gesundheitssystem funktioniert.“ Es gehe nicht darum, den niedergelassenen Bereich zu erodieren und so der ÖGK Einsparungen zu verschaffen, sondern darum, der Bevölkerung eine flächendeckend hochwertige, zuverlässige und nachhaltige Gesundheitsversorgung zur Verfügung zu stellen. Steinhart weiter: „Die Verantwortlichen sollten sich überlegen, ob ein .GK-Generaldirektor mit derart mangelhaftem Fachwissen, der öffentlich derart undurchdachte Ideen äußert, noch tragbar ist“.

Mehrfachprimariate: Bundeskurie fordert Abschaffung

Eine Resolution zur Abschaffung bestehender Mehrfachprimariate hat nun die Bundeskurie angestellte Ärzte in der ÖÄK verabschiedet. Der ständige Wechsel zwischen einzelnen Abteilungen, verschiedenen Ärzteteams und Standorten sei für Primarärzte belastend und wirke sich bei den österreichweit aktuell 56 bestehenden Doppel- oder  Mehrfachprimariaten auch negativ auf die Ausbildung der Jungärzte aus. Die Bundeskurie angestellte Ärzte fordert in ihrer Resolution einen eigenständigen verantwortlichen Leiter des betreffenden Fachgebietes in allen krankenanstaltenrechtlichen Organisationseinheiten – auch in reduzierten Formen und an dislozierten Standorten. Der Leiter der Organisationseinheit soll direkt dem ärztlichen Leiter der örtlichen Krankenanstalt unterstellt und verantwortlich sein.

3/4 der Österreicher vertrauen der Expertise ihres Arztes. Das ergab eine Ende Jänner durchgeführte Umfrage einer Marktforschungsagentur unter 500 Österreichern. Weiters bevorzugen 63 Prozent der Befragten Schulmedizin gegenüber alternativer Medizin. Frauen und unter 29-Jährige greifen eher zu alternativen Heilmethoden.

Rechnungshof fordert österreichische Pflege-Strategie

Auf die demographischen Veränderungen ist Österreich nach Ansicht des Rechnungshofs nicht ausreichend vorbereitet. Der Rechnungshof berechnete für das Jahr 2016 im Bereich Pflege Gesamtkosten von 7,9 Milliarden Euro für 452.688 Pflegebedürftige. Davon kamen rund 2,9 Milliarden Euro vom Bund und rund 2,1 Milliarden Euro von Ländern und Gemeinden. 2,9 Milliarden Euro (knapp 37 Prozent) wurden privat abgedeckt. Kritik übt der Rechnungshof daran, dass die Kosten, Herkunft und Verwendung der Mittel nicht systematisch erfasst werden. Auch werde sich bei den pflegenden Angehörigen das Verhältnis ändern: Derzeit wird die Pflege von Angehörigen im Alter von 50 bis 64 Jahren geleistet; das Verhältnis von Personen dieser Altersgruppe zu Personen über 80 Jahren liegt bei vier zu eins. Bis zum Jahr 2060 wird eine Person über 80 Jahre dann nur noch auf rund 1,6 potentiell Pflegende kommen. Der Rechnungshof fordert eine koordinierte Gesamtsteuerung und eine klare Zuordnung der Verantwortung sowie eine Schnittstelle zwischen Gesundheit und Pflege.

Pakistan startet Polio-Impfkampagne

Rund 40 Millionen Kinder sollen im Zuge einer kürzlich gestarteten Impf-Kampagne in Pakistan gegen Polio geimpft werden. Mehr als 250.000 Helfer sollen unter dem Schutz von Tausenden Sicherheitskräften von Tür zu Tür gehen, um Kinder unter fünf Jahren zu impfen. Islamische Geistliche lehnen immer wieder Impfungen ab – etwa mit dem Argument, es handle sich um eine westliche Verschwörung, um muslimische Kinder unfruchtbar zu machen. Im Vorjahr wurden in Pakistan 144 neue Erkrankungsfälle durch einen Polio-Wildtyp die höchste Erkrankungszahl seit fünf Jahren gemeldet. Die WHO warnte, dass sich die im Lauf der Jahre erzielten Fortschritte bei Polio umkehren.

Exportbeschränkung bei Medikamenten

Mit einer Verordnung des Gesundheitsministeriums, die am 1. April 2020 in Kraft tritt, sollen Lieferengpässe für Arzneimittel verhindert werden. Damit soll Parallelexporten ein Riegel vorgeschoben werden. Künftig muss der Zulassungsinhaber bei einer voraussichtlichen Nicht-Lieferfähigkeit eines verschreibungspflichtigen Arzneimittels ab zwei Wochen an das öffentlich einsehbare Melderegister des Bundesamtes für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) melden. Diese Produkte unterliegen dann – solange sie in diesem Register aufscheinen – einem temporären Exportverbot.

Awareness-Kampagne Brustkrebsfrüherkennung

Mit rund 5.500 Neuerkrankungen pro Jahr ist das Mammakarzinom die häufigste Krebserkrankung der Frau in Österreich. Die altersstandardisierte Mortalität ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken, was sowohl auf die Steigerung der Früherkennung als auch auf verbesserte Behandlungsmöglichkeiten zurückzuführen ist. Jede in Österreich lebende Frau zwischen dem 45. und 69. Lebensjahr hat alle zwei Jahre Anspruch auf eine Früherkennungs-Mammographie. So hat sich beispielsweise die Tumorgröße der diagnostizierten Mammakarzinome deutlich verkleinert; ebenso auch die Anzahl der Lymphknoten-positiven Mammakarzinome.
Im Rahmen einer gro. angelegten Aufklärungsoffensive macht die Bundesfachgruppe Radiologie in der ÖÄK (BURA) auf die Wichtigkeit der Mammographie aufmerksam. In der „Österreichischen Ärztezeitung“ wird es dazu einen „State of the Art-Artikel inclusive DFP-Literaturstudium“ geben und ein Wartezimmerplakat, einen „MEDIZIN populär“ Mini-Ratgeber sowie einen Experten-Roundtable, über den in der ÖÄZ exklusiv berichtet wird. Eine Fachinformation für die Arzt-Assistenz unterstützt diese Aktivitäten. 

 

 

 
© Österreichische Ärztezeitung Nr. 5 / 10.03.2020