Corona-Virus: Pan­de­mie

25.03.2020 | Coronavirus, Politik

Europa ist mitt­ler­weile das Epi­zen­trum der welt­wei­ten Corona-Pan­de­mie. Rund 200.000 Men­schen haben sich hier mit dem Corona-Virus infi­ziert. Die am stärks­ten betrof­fe­nen Regio­nen sind Ita­lien, Frank­reich und Spa­nien. In Öster­reich ste­hen einige Regio­nen unter Quarantäne.* 

Welt­weit sind mehr als 8.000 Todes­fälle durch das Corona-Virus nach­ge­wie­sen; davon in Europa min­des­tens 3.422 Men­schen; in Asien waren es 3.384. Inner­halb Euro­pas wer­den die meis­ten Todes­fälle in Ita­lien gemel­det: Bis­her gab es 2.503 Todes­fälle. Laut WHO ist Europa das Epi­zen­trum der welt­wei­ten Corona-Pan­de­mie. Die WHO hat die Corona-Virus-Pan­de­mie als die „größte Gesund­heits­krise unse­rer Zeit“ ein­ge­stuft, so WHO-Gene­ral­se­kre­tär Tedros Adha­nom Ghe­brey­e­sus. Dem­nach gibt es welt­weit bis­her ins­ge­samt mehr als 183.400 bestä­tigte Fälle; rund 81.000 davon mel­dete China. 52,3 Pro­zent der Todes­op­fer wur­den in China gemel­det; 29,5 Pro­zent in Ita­lien, zehn Pro­zent im Iran und 2,2 Pro­zent in Spa­nien. Welt­weit haben sich bereits auch mehr als 79.000 Men­schen von Covid-19 wie­der erholt.

In Ita­lien regis­triert man in der vom Corona-Virus am meis­ten betrof­fe­nen Region Lom­bar­dei eine starke Zunahme sowohl bei den Infek­ti­ons­zah­len als auch bei den Todes­op­fern. Ins­ge­samt sind in die­ser Region mehr als 13.200 Per­so­nen infi­ziert; mehr als 1.200 sind daran ver­stor­ben. Knapp 4.900 Infi­zierte wer­den sta­tio­när behan­delt; da-von etwas mehr als 750 auf Inten­siv­sta­tio­nen. Nicht nur das: In Ita­lien haben sich mehr als 2.000 Ärzte, Kran­ken­pfle­ger und andere Sani­tä­ter seit dem Beginn der Corona-Krise infiziert. 

In Europa ist – nach Ita­lien – Spa­nien mit mehr als 9.000 Infi­zier­ten das am stärks­ten von der Pan­de­mie betrof­fene Land Euro­pas. So wur­den inner­halb von 24 Stun­den 1.500 Neu-Infek­tio­nen gemel­det; 309 Men­schen star­ben. Am stärks­ten betrof­fen ist die Region Madrid. Ähn­lich dra­ma­tisch die Ent­wick­lung in Frank­reich: Hier regis­triert man mehr als 5.400 Infi­zierte. Inner­halb von 24 Stun­den ist hier etwa die Zahl der Todes­op­fer um 36 auf 127 angestiegen. 

Situa­tion in Österreich

In Öster­reich beträgt aktu­ell der Zeit­raum bis zur Ver­dopp­lung der Covid-19-Fälle drei Tage; pro Tag steigt sie um 26,2 Pro­zent. Ein Infi­zier­ter steckt im Durch­schnitt 1,44 wei­tere Per­so­nen an. Bei den Infi­zier­ten ist das jün­gere bis mitt­lere Erwach­se­nen­al­ter über­re­prä­sen­tiert; der Alters­gip­fel der Infi­zier­ten liegt zwi­schen 45 und 54 Jah­ren. Tirol, wo mitt­ler­weile eine Aus­gangs­sperre über alle Gemein­den ver­hängt wurde, ist die am stärks­ten betrof­fene Region. Mitt­ler-weile ist auch die Vor­arl­ber­ger Arl­berg-Region unter Qua­ran­täne; betrof­fen waren die Gemein­den Lech, Klös­terle, Warth und Schrö­cken. In Salz­burg ste­hen das Gas­tei­ner­tal mit den Gemein-den Bad Gas­tein, Bad Hof­gas­tein und Dorf­gas­tein ebenso unter Qua­ran­täne wie das Groß­arl­tal mit den Gemein­den Groß­arl und Hütt­schlag. In Kärn­ten steht Hei­li­gen­blut unter Quarantäne. 

Auch inner­halb des Gesund­heits­per­so­nals steigt die Zahl der Infi­zier­ten und auch die Zahl jener, die wegen eines mög­li­chen Kon­takts mit Infi­zier­ten in Qua­ran­täne sind. Betrof­fen davon sind nahezu alle Bun­des­län­der. In bei­nahe allen Spi­tä­lern und Pfle­ge­hei­men sind Besu­che ver­bo­ten; Kur- und Reha-Ein­rich­tun­gen sind geschlos­sen. Nicht unbe­dingt not­wen­dige Ein­griffe in Spi­tä­lern wer­den ver­scho­ben; ebenso auch nicht drin­gend not­wen­dige Unter­su­chun­gen oder Behand­lun­gen bei nie­der­ge­las­se­nen Ärz­ten. In der „Messe Wien“, die sonst für Groß­ver­an­stal­tun­gen genutzt wird, wurde ein Groß-Laza­rett mit 880 Bet­ten errich­tet. Es soll für Men­schen zur Ver­fü­gung ste­hen, die einen leich­ten Ver­lauf der Infek­tion auf­wei­sen und nicht zu Hause betreut wer­den kön­nen.

Impf­stoff gegen Covid-19

Berichte über ein Über­nah­me­an­ge­bot aus den USA hat das deut­sche Bio­tech-Unter­neh­men Cur­e­Vac zurück­ge­wie­sen. Die Firma, die an einem Impf­stoff gegen das Corona-Virus arbei­tet, teilte via „Twit­ter“ mit, dass es im Zuge eines Tref­fens mit US-Prä­si­dent Donald Trump Anfang März im Wei­ßen Haus kein dies­be­züg­li­ches Ange­bot von der US-Regie­rung gege­ben habe. Dem vor­an­ge­gan­gen waren Berichte, wonach Trump der Firma einen hohen Betrag ange­bo­ten habe, um sich deren Arbeit exklu­siv zu sichern. Mitt­ler­weile hat die EU-Kom­mis­sion Cur­e­Vac einen Kre­dit in der Höhe von bis zu 80 Mil­lio­nen Euro ange­bo­ten, um so die Ent­wick­lung des Corona-Impf­stoffs zu unterstützen. 

The­ra­pie: nur experimentell

Bei der Behand­lung von Men­schen, die schwerst an Covid-19 erkrankt sind, gibt es der­zeit soge­nannte indi­vi­du­elle Heil­ver-suche mit bekann­ten Medi­ka­men­ten, die auch eine Wir­kung bei einer Infek­tion mit SARS-CoV‑2 haben dürf­ten. Dazu Univ. Prof. Wal­ter Hasi­be­der von der Öster­rei­chi­schen Gesell­schaft für Anäs­the­sie, Reani­ma­tion und Inten­siv­me­di­zin (ÖGARI): „Eine ein­deu­tig wirk­same kau­sale medi­ka­men­töse The­ra­pie gegen Covid-19 ist der­zeit nicht bekannt. In schwe­ren Ein­zel­fäl­len wer­den diverse Viro­sta­tika und andere Sub­stan­zen zur Ver­rin­ge­rung der vira­len Belas­tung des Pati­en­ten ein­ge­setzt“. Dazu zäh­len etwa Darunavir/​Cobicistat sowie Lopinavir/​Ritonavir, die bei der Behand­lung von HIV ein­ge­setzt wer­den. Rem­de­si­vir kam bei Ebola zum Ein­satz. Das aus Japan stam­mende Favi­pi­ra­vir wird dort unter ande­rem bei der Behand­lung der Influ­enza ein­ge­setzt. Chlo­ro­quin ist ein schon lang bei der Behand­lung der Mala­ria ver­wen­dete Sub­stanz. Nita­zox­aride hat eine Breit­band­wir­kung gegen Pro­to­zoen und ver­schie­dene Viren. Riba­vi­rin kam bei der Behand­lung von Hepa­ti­tis C in Kom­bi­na­tion mit In-ter­fe­ron zum Ein­satz. Hasi­be­der wei­ter: „Die Ver­ab­rei­chung der erwähn­ten Sub­stan­zen sollte nur in aus­ge­wähl­ten Fäl­len und nach einer sehr genauen Nut­zen-Risiko Abwä­gung erfol­gen“. Bei der even­tu­el­len Ver­ab­rei­chung, die vor allem bei schwerst Betrof­fe­nen – ver­mut­lich Inten­siv­pa­ti­en­ten – in Frage komme, müsse beson­ders auf all­fäl­lige Wech­sel­wir­kun­gen mit ande­ren Medi­ka­men­ten geach­tet werden.

Nach Ansicht von Univ. Prof. Eli­sa­beth Puch­ham­mer-Stöckl vom Zen­trum für Viro­lo­gie der Medi­zi­ni­schen Uni­ver­si­tät Wien wer­den 60 bis 70 Pro­zent der Bevöl­ke­rung am Virus erkran­ken. „Wir hof­fen, dass wir bis zum Som­mer ein Abklin­gen der Epi­de­mie schaf­fen. Aber es wird sicher ein paar Wochen und Monate dau­ern“, erläu­terte die Exper­tin. Ihre Pro­gnose: „Ende April, Mitte Mai wird es viel­leicht begin­nen, wie­der weni­ger zu werden.“ 

*Fuß­note: Stand 17. März


„Zu Hause blei­ben, wenn Sie krank sind“

„Es ist Ärz­tin­nen und Ärz­ten und dem gesam­ten Gesund­heits­per­so­nal nicht zuzu­mu­ten, ohne Schutz­mas­ken und aus­rei­chende Schutz­klei­dung zu arbei­ten“, betont ÖÄK-Prä­si­dent Univ. Prof. Tho­mas Sze­ke­res. Schließ­lich handle es sich bei die­sen Per­so­nen um Mul­ti­pli­ka­to­ren. Könn­ten Spi­tals­ärzte die Ver­sor­gung nicht gewähr­leis­ten, bestehe die Gefahr, dass „das Sys­tem zusam­men­bricht“, so Sze­ke­res. Und er betonte gleich­zei­tig, dass Ärz­tin­nen und Ärzte in den Ordi­na­tio­nen für die Ver­sor­gung von Pati­en­ten in den Ordi­na­tio­nen benö­tigt wür­den. „Wenn Sie krank sind, dann lau­tet mein drin­gen­der Appell an die Ärz­tin­nen und Ärzte: zu Hause blei­ben“, erklärt Szekeres. 


© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 6 /​25.03.2020