Kurz und informativ: COVID-19

15.07.2020 | Medizin

 

 


EMS-Daten für Untersuchungen

Auf Daten aus dem Epidemiologischen Meldesystem (EMS) können jetzt Wissenschafter, die zu SARS-CoV-2 forschen, zugreifen. Nach Akkreditierung der Forschungseinrichtung kann sämtliches epidemiologisches Material zum Corona-Virus in Österreich eingesehen werden – etwa zum Alter, den Vorerkrankungen von COVID-Patienten in Krankenhäusern und Intensivstationen sowie zu daran Verstorbenen. Das Service läuft über eine digitale Plattform der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG), die im Auftrag des Gesundheitsministeriums eingerichtet wurde. APA

Milder Verlauf reduziert Immunität 

Eine nicht oder nur wenig ausgeprägte Symptomatik erzeugt eine geringere Immunität als schwere COVID-19-Verläufe, so das Ergebnis einer chinesischen Studie. Forscher um Ai-Long Huang von der Medizinischen Universität in Chongqing verglichen die Immunität von 74 Personen aus der Millionenstadt im Südwesten Chinas. Nur 62,6 Prozent der asymptomatischen Patienten wiesen wenige Wochen nach der Infektion noch Kurzzeit-Antikörper auf, die symptomatischen 78,4 Prozent. Dass jede durchgemachte Infektion einen Schutz vor künftiger Ansteckung mit SARS-CoV-2 bedeute, sei den Aussagen der Studienautoren zufolge zu hinterfragen. APA/Nature Medicine

Milliarden für künftige Impfstoffe

Einen 2,4 Milliarden Euro schweren Notfallfonds zum Kauf von Impfstoffen gegen das Corona-Virus kündigte die EU am Impfgipfel der Gavi (Global Alliance for Vaccines and Immunisation/The Gavi Alliance) an. Auch die USA wollen sich Teile erster Chargen sichern: Sie unterstützen einen britischen Pharmakonzern mit 1,2 Milliarden US-Dollar; ein Drittel der Dosen dieses Herstellers würde nach Zulassung an die USA gehen. Die Pharma-Branche zeigt sich generell optimistisch und rechnet schon Ende 2020 mit einem einsatzbereiten Impfstoff. Bis dahin seien logistische Herausforderungen zu bewältigen, um eine globale Verfügbarkeit garantieren zu können. APA/New England Journal of Medicine

42,4 Prozent Durchseuchung in Ischgl

Die Seroprävalenz der Bewohner von Ischgl liegt bei 42,2 Prozent, so die zentrale Erkenntnis der populationsbasierten Querschnittsstudie von Studienleiterin Univ. Prof. Dorothee von Laer vom Institut für Virologie der MedUni Innsbruck. Damit liegt die Anzahl der seropositiv Getesteten etwa sechs Mal höher als die Zahl der zuvor mittels PCR getesteten positiven Personen. Ende April wurden 1.500 Personen – 79 Prozent der Einwohner – getestet. In Gröden wurden im Zuge einer Studie bei 27 Prozent Antikörper gegen SARS-CoV-2 nachgewiesen; in Genf bei etwa zehn Prozent. Auch die Anwendungssicherheit der Testverfahren wurde untersucht. Die für SARS-CoV-2 typischen Immunglobuline IgA und IgG wurden in zwei ELISA-Tests untersucht. Übereinstimmend positive Ergebnisse wurden als „Hinweis auf eine zurückliegende Infektion mit SARS-CoV-2“ beurteilt. Fiel je ein Test positiv und negativ aus, erfolgte zur weiteren Abklärung ein Neutralisationstest. MedUni Innsbruck

Hohe Viruslast bei Kindern

Die Viruslast bei Kindern ist ebenso hoch wie bei Erwachsenen. So lautet das Ergebnis einer überarbeiteten Datenanalyse von 3.303 SARS-CoV-2-Infizierten. 29 Prozent der bis Sechsjährigen, 37 Prozent der bis 19-Jährigen sowie 51 Prozent der über 20-Jährigen weisen eine für eine Ansteckung ausreichende Virusmenge auf. Damit hält das Forscherteam um Univ. Prof. Christian Drosten von der Berliner Charité an den Ergebnissen der Erstversion seiner Studie fest. Diese war aufgrund von „eher groben“ statistischen Methoden fachlich kritisiert worden. Darin warnte Drosten vor einer uneingeschränkten Öffnung von Schulen und Kindergärten, „die uneingeschränkte Öffnung dieser Einrichtungen sollte sorgfältig mithilfe von vorbeugenden diagnostischen Tests überwacht werden“, heißt es in der aktuellen Auswertung. Bei den Befunden handelt es sich ausschließlich um virologische Erhebungen; über die Verhaltensweise der Kohorte werden keine Aussagen getroffen. APA/Charité

Schwere Pneumonie verlängert Rekonvaleszenz

Patienten mit einem schweren COVID-19-Verlauf und einer Pneumonie genesen langsamer als jene mit anderen Formen von Lungenentzündungen, so Priv. Doz. Matthias Kochanek von der Abteilung für internistische Intensivmedizin am Universitätsklinikum Köln. Ebenso negativ wirkt sich eine langandauernde künstliche Beatmung aus. Die Intubation birgt das Risiko einer Atrophie der Atemmuskulatur sowie von irreparablen Schädigungen am Lungengewebe. Etwa 20 Prozent der COVID-19-Betroffenen erkranken laut WHO so schwer, dass eine Hospitalisierung notwendig ist.  APA

Corona erhöht postoperative Sterblichkeit

Eine Infektion mit SARS-CoV-2 sorgt für eine Sterblichkeitsrate von 23,8 Prozent in den ersten 30 Tage nach der Operation. Das ergab eine internationale Datenanalyse unter von 1.128 Patienten aus 235 Krankenhäusern vor allem in Europa, Afrika, Asien und Nordamerika. Die erhöhte Mortalität war sowohl bei Notfalleingriffen, kleineren und geplanten Operationen gegeben. Bei elektiven Eingriffen liegt die Mortalität normalerweise unter einem Prozent, bei COVID-19-Patienten bei fast 19 Prozent, so Mitautor der Studie Prof. Alfred Königsrainer von der Universitätsklinik für Allgemeine, Viszeral- und Transplantationschirurgie Tübingen. Aus diesem Grund sollte bei nachgewiesener Infektion auf geplante Eingriffe verzichtet werden. APA/The Lancet

China: Mutation aus Europa?

Ein mutiertes Corona-Virus, das vermutlich aus Europa stammt, sorgt für einen erneuten Anstieg der Infektionszahlen in Peking. Das Virus könnte ursprünglich die Pandemie in Wuhan verursacht haben, nach Europa und dann wieder zurück nach China gelangt sein, mutmaßt Ben Cowling von der Universität Hongkong. Ob Europa der Ausgangspunkt des neuen Virus ist, gilt aber als nicht gesichert. Das Genom lässt zwar keine genauen Rückschlüsse auf die Herkunft des Virus zu, aber darauf, dass es schon eine Weile vor dem neuerlichen Ausbruch von Mensch zu Mensch übertragen wurde. APA

SARS-CoV-2 vor Ausbruch aktiv

Zwei Monate vor der Diagnose des ersten COVID-19-Patienten in Italien war das Corona-Virus dort schon aktiv. Bereits im Dezember 2019 hat man den Erreger in Abwässern von Mailand und Turin gefunden, wie das Nationale Gesundheitsinstitut Istituto Superiore di Sanità (ISS) in einer Stellungnahme mitteilt. Die ersten Fälle verzeichnete Italien aber erst Mitte Februar 2020. 40 Wasserproben – zwischen Oktober 2019 und Februar 2020 entnommen – wurden von zwei verschiedenen Laboren mit jeweils unterschiedlichen Methoden untersucht. Auch in Frankreich wurden schon im Dezember entnommene Patienten-Proben kürzlich positiv auf SARS-CoV-2 getestet. APA

ACE2-Rezeptoren sind Eintrittspforte

Männer verfügen über eine höhere Konzentration an ACE2-Rezeptoren. Diese nützt das Corona-Virus für den Eintritt in die Zelle und die Serinprotease TMPRSS2 für das Priming des S-Proteins. Wissenschafter der University Medical Center Groningen entdeckten den Geschlechterunterschied bei der Untersuchung des Zusammenhangs zwischen ACE2 und Herzinsuffizienz. Dass zwei Drittel der an Corona-Verstorbenen Männer sind, wurde anfangs für ein chinesisches Phänomen gehalten; dort ist im Übrigen jeder zweite Mann Raucher. Mittlerweile zeigt sich diese epidemiologische Entwicklung jedoch global. Frauen infizieren sich zwar ebenso häufig wie Männer; sie erkranken jedoch weniger schwer, geht aus Daten der in 20 Ländern durchgeführten Forschungsinitiative Global Health 50/50 hervor. APA/European Heart Journal

 

 

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 13-14 / 15.07.2020