Standpunkt Johannes Steinhart: Spurensuche

15.07.2020 | Aktuelles aus der ÖÄK


Helden von Heute

© Gregor Zeitler

Die Corona-Krise hat unzweifelhaft Spuren in der Ärzteschaft hinterlassen. Ob physisch, psychisch oder ökonomisch – auf jeden einzelnen Arzt ist im Rahmen dieser Pandemie ein großes Maß an Belastung zugekommen. Zudem musste ungeahnte zusätzliche Verantwortung übernommen werden, nicht nur für die Sicherheit der Patienten, sondern auch für die eigene Gesundheit. Wichtig ist es nun, diese Spuren zu dokumentieren – die Bundeskurie der niedergelassenen Ärzte überstützt daher auch eine sehr wichtige Untersuchung der Universitätsklinik für Psychiatrie I der Medizinischen Universität Innsbruck zur mentalen Gesundheit der niedergelassenen Ärzte Österreichs während der COVID-19-Pandemie. Diese Studie (siehe dazu auch den Artikel auf Seite 8) soll ein Belastungsprofil der Ärzte liefern, um künftig noch mehr Unterstützung- und Präventionsmaßnahmen für die Gesundheit und Sicherheit der Ärzte ermöglichen zu können. Ich darf an Sie appellieren, an der Studie zahlreich teilzunehmen.

Für die geforderten Ausgleichszahlungen für die ökonomischen Verluste kämpfen wir weiterhin: Es ist weiterhin nicht einzusehen, warum niedergelassene Ärzte die Folgen ihres vorbildlichen Einsatzes für das Wohl der Patienten, für die Entlastung der Spitäler und für die Abflachung der Infektionskurve auch noch selbst bezahlen sollen.

Aktuell gilt es auch, die erreichten Fortschritte im Kampf gegen die Pandemie auszunützen. Kontroll- und Vorsorgetermine sowie Impfungen sollen jetzt so rasch wie möglich nachgeholt werden. Der Normalbetrieb ist so gut wie wiederhergestellt, die Sicherheitsmaßnahmen funktionieren – es gibt keinen Grund, sich vor dem Besuch in der Ordination zu fürchten. Diesbezüglich müssen wir unsere Patienten sensibilisieren, ihre Sicherheit ist unser größtes Interesse. Daher pochen wir auch darauf, dass Impfen selbstverständlich und aus gutem Grund ausschließlich eine ärztliche Tätigkeit ist. Wer beispielsweise Impfen in Apotheken fordert, hat nicht das Patientenwohl im Sinn.

Es darf jedenfalls nicht durch Impflücken und unnötige Furcht zu weiteren negativen Konsequenzen dieser Krise kommen. Die bisher hinterlassenen Spuren sind genug – nun geht es darum, das Geschehene aufzuarbeiten und daraus für die Zukunft zu lernen.

Dr. Johannes Steinhart
Vize-Präsident der Österreichischen Ärztekammer

 

 

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 13-14 / 15.07.2020