KPJ Umfrage: Stellenwert: Befriedigend

10.05.2020 | Aktuelles aus der ÖÄK


Eine aktuelle Umfrage der ÖÄK gemeinsam mit der ÖH der Medizinischen Universitäten unter KPJ-Studierenden zeigt ein ähnliches Tätigkeitsprofil zu Assistenzärzten, zudem variierte die Wertschätzung in den Bundesländern stark.

Sophie Niedenzu

Es dient als Schnittstelle zwischen dem an der Universität erworbenen Wissen und der konkreten Anwendung: worbenen Wissen und der konkreten Anwendung: das Klinisch-Praktische Jahr (KPJ). „Es ist mittlerweile an allen medizinischen Fakultäten ein gut etabliertes Pflichtelement des Medizinstudiums, das beinahe ausnahmslos als Gewinn in der Ausbildung wahrgenommen wird“, sagt Daniel von Langen, ÖÄK-Turnusärztevertreter der Bundeskurie angestellte Ärzte. Eine qualitativ hochwertige Ausbildung sei auch der Schlüssel dazu, die Ärzte auf lange Sicht in Österreich zu halten und die Gesundheitsversorgung der Zukunft zu sichern. „Die Voraussetzungen für einen guten Ärztenachwuchs beginnen schon im Studium“, betont Harald Mayer, ÖÄK-Vizepräsident und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte. Um eine aktuelle Übersicht zu erhalten, wie die Rahmenbedingungen sind und wie der zukünftige Ärztenachwuchs das KPJ empfindet, hat die ÖÄK in Zusammenarbeit mit der ÖH der Medizinischen Universitäten eine Umfrage unter KPJ-Studierenden durchgeführt. An der Online-Befragung nahmen insgesamt 381 Studierende teil, davon waren 75,6 Prozent österreichische Staatsbürger, 14,4 deutsche Staatsbürger und zehn Prozent andere Staatsbürger. Die überwiegende Mehrheit (57,5 Prozent) befand sich zum Zeitpunkt der Umfrage bereits fünf bis sechs Monate im KPJ. Jene 7,1 Prozent, die ihr KPJ nicht in Österreich absolvierten, gaben überwiegend an, das KPJ in Deutschland oder Schweiz zu absolvieren.

Ähnliches Tätigkeitsprofil zur Basisausbildung

Insgesamt verbrachten die Studienteilnehmer 40,6 Prozent der Arbeitszeit mit administrativen Tätigkeiten, 32,9 Prozent mit Routinetätigkeiten, 16,8 Prozent mit Behandlung und Diagnostik und 9,3 Prozent mit dem Führen von eigenen Patienten. „Diese Aufteilung entspricht dem Tätigkeitsprofil eines Assistenzarztes – die Wünsche nach weniger administrativer und mehr klinischer Tätigkeit, nämlich direkt am Patienten zu lernen, sind vorhanden und berechtigt“, sagt von Langen. „In der Basisausbildung sollten jedenfalls die im KPJ erlernten Fähigkeiten nicht wiederholt werden“, betont Mayer. In der regelmäßigen ÖÄK-Evaluierung der Basis-, Allgemeinmediziner- und Facharztausbildung werden jene Abteilungen traditionell besonders gut gewertet, die viel bedside teaching anbieten und selbstständiges Arbeiten fördern. Auch dort variieren, wie in der aktuellen KPJ-Umfrage, die Ergebnisse innerhalb der Bundesländer stark. Während in Niederösterreich die administrative Tätigkeit am stärksten den Arbeitsalltag prägte (47 Prozent), dominierten in Vorarlberg die Routinetätigkeiten mit 57 Prozent. 23 Prozent der Aufgaben bei einem KPJ in Oberöster reich bezogen sich auf Behandlung und Diagnostik. Der Anteil in Bezug auf das Führen von eigenen Patienten war bei einem KPJ im Ausland mit 19 Prozent am höchsten – innerhalb Österreichs gaben die Teilnehmer an, in Salzburg 16 Prozent ihrer Arbeitszeit damit zu verbringen – den niedrigsten Wert erhielt das Burgenland mit fünf Prozent. Was die Arbeitszeit insgesamt betrifft, gab es seit Einführung des KPJ viele Verfeinerungen, aber: „Die größte Änderung war hier sicher die Verlängerung auf 48 volle Wochen Tätigkeit im Krankenhaus“, sagt von Langen. Die derzeitige Aufwandsentschädigung liegt bei monatlich bis zu 650 Euro. „Es besteht hier der verständliche Wunsch nach einer Erhöhung der Entschädigung“, sagt von Langen. In der Umfrage gaben 55,9 Prozent an, in der Zeit des KPJ finanziell unterstützt zu werden. 24,4 Prozent werden finanziell unterstützt und haben zusätzlich zum KPJ einen Nebenjob – zehn Prozent gaben an, dass ihre Lebenserhaltungskosten durch das KPJ nicht gedeckt seien und sie im Minus leben würden oder einen Kredit hätten.

Gesucht: Wertschätzung

Auf einer Schulskala wurde der Stellenwert als KPJ-Studierende im Mittel mit „Befriedigend“ beurteilt. Während in Salzburg 18 Prozent angaben, dass sie einen sehr guten Stellenwert hätten, attestierten 23 Prozent derjenigen, die in der Steiermark ein KPJ absolvierten, ein „Nicht genügend“. Dafür hat von Langen kein Verständnis: „Das KPJ dient vielen angehenden Ärzten als Orientierungshilfe nach einem geeigneten Arbeitgeber – und da ist der Umgang mit dem Ärztenachwuchs natürlich entscheidend.“ Insgesamt fühlten sich 39,1 Prozent befriedigend auf den späteren Arztberuf vorbereitet, ein Viertel vergab ein „Gut“ und „Sehr gut“ –17,1 Prozent gaben an, durch das KPJ nicht genügend auf den späteren Arztberuf vorbereitet zu werden. Das Arbeiten im Team als allgemeiner Wunsch der jungen Generation werde in dieser Umfrage einmal mehr bestätigt. Denn 30,4 Prozent der Befragten streben eine Anstellung an, 24,9 Prozent eine Selbstständigkeit, aber im Team, etwa in Form einer Gruppenpraxis. 10,2 Prozent können sich eine Selbstständigkeit in einer Einzelpraxis vorstellen – 34,4 Prozent hatten sich zum Zeitpunkt der Umfrage noch nicht entschieden. Das Ergebnis bestätigt: Die junge Generation an Ärzten hätte gerne einen geregelten Arbeitsalltag, ohne ständige alleinige Verantwortung und Erreichbarkeit. „Man muss schauen, wie man diesen berechtigen Wunsch im Einklang mit den steigenden Versorgungsbedürfnissen einer alternden Gesellschaft bringen kann“, sagt von Langen abschließend.
 

 

 

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 9 / 10.05.2020